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Altreier Kaffee: Ein kleiner Nebenverdienst

.Die meisten Gesprächpartner/innen erinnern sich, dass bei ihnen der Kaffee nur für den Eigengebrauch angebaut wurde. Doch es wird auch von einigen Frauen erzählt, die den Kaffee in die umliegenden Ortschaften verkauft haben. Bis in das Südtiroler Unterland, genauso wie in die italienisch-sprachigen Ortschaften Cavalese und Capriana. Historisch dürfte der Anbau aus diesem Grund für die Bauern und Bäuerinnen in Altrei interessant gewesen sein. Zudem eignete sich der Kaffee als “Exportfrucht“, da er ja zu Fuß transportiert werden musste. Bereits mit kleineren Mengen ließ sich ein Zubrot verdienen. Vor allem Frauen konnten sich mit der Vermarktung des Altreier Kaffees einen Zuverdienst schaffen. So erzählt Regina Varesco, dass ihre Mutter jedes Jahr Kaffee gesetzt habe: “Wir haben sonst nichts gehabt zu verkaufen, man ist nicht reich geworden mit dem Kaffee“, erzählt sie. Ihre Großmutter habe noch mehr Kaffee verkauft als ihre Mutter: “Ich kann mich noch erinnern, dass die Großmutter nach Castello, Molina und Cavalese gegangen ist und den Kaffee in den Dörfern verkauft hat.“ Sie erzählt weiter: “Mit 14 war ich in Truden in Stellung, und dann haben sie mich hierher geschickt, um den Kaffee zu kaufen. Kaffee und Mohn.“ Auf meine Frage, warum man in Truden keinen Altreier Kaffee angebaut habe, meint sie “Ich weiß nicht, er hat geheißen: Der Valtruier Kaffee“. Meist wird von Müttern, Großmüttern und Tanten erzählt, die den Kaffee verkauft hätten. Nur Barbara Werth erinnert sich, dass ihr Vater (Der „Bigl Karl“) auch Kaffee verkauft hat. Auf die Frage, wie viel er verkauft hätte, meint sie: “Er ist vielleicht so zwei, drei Mal, bevor es geschneit hat gegangen, wenn er (die frisch geernteten Kaffeesamen) gut trocken war.“ Dann suchte man die schönen Kerne aus und der Vater packte seinen Rucksack, um den Kaffee bis Radein und Aldein zu verkaufen. Eine Gesprächspartnerin erzählt, dass einige, die den Altreier Kaffee in den umliegenden Ortschaften verkauften, einen kleinen Trick angewandt hätten, damit der Kaffee an anderen Orten nicht keimen konnte: Man habe die Samen ein klein bisschen angeröstet. Als ich eine andere Frau, die sich an die Vermarktung des Kaffees erinnern kann, danach frage, meint sie lachend: “Nein, das habe ich noch nie gehört. Wir sind ja nicht geizig gewesen mit unserem Zeug, nein, wir haben ja den anderen auch etwas vergönnt.“ Auf die Frage, wie viel man für ein Kilo des Altreier Kaffees bekam, konnten die meisten Gespächspartner keine Antwort geben, da sie den Kaffee ja nicht selber verkauft hatten. Frieda Amort hingegen erinnert sich, dass ihre Mutter in den 1930er Jahren Eine Lire 90 für ein Kilo Kaffee bekommen hat. Zum Vergleich erwähnt sie, dass damals ein Liter Speiseöl 4 Lire gekostet habe. Sie schätzt, dass ihre Mutter jährlich 20 bis 30 Kilo Altreier Kaffee verkaufen konnte. Auf die allgemeine Frage, ob der Verkauf einen guten Verdienst ermöglich hätte, werden verschiedene Antworten gegeben: Eine Frau erzählt, dass sich die Altreier “mehr Schuhsohle abgelaufen“ hätten, als sie für den Kaffee bekommen hätten und interpretiert, dass man sicher nicht viel damit verdienen konnte: “Sonst hätten es die anderen ja auch angebaut“. Franz Lochmann hingegen erzählt, dass eine Frau im Ort – die Strickerin – mit dem “Kaffeegeld“ gut verdient hätte und sich mit den Einnahmen aus dem Kaffee-Verkauf sogar ein kleines Häuschen im Ort kaufen konnte: “Es war nicht groß, aber halt immerhin 2 Kühe zu füttern und mit Haus, Stall und Stadl, alles dabei. (…) Sie hat bar gezahlt, alles wie es liegt und steht und alles bar gezahlt, andere Einnahmen hat sie ja nicht gehabt.“

(Letzte Aktualisierung: 02.07.2007)