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Das Getränk Kaffee

.Das Luxusgetränk Kaffee: Die ersten Kaffeebohnen in Europa

Die Kaffeebohne war für die Menschen in Europa etwas Neuartiges. Noch vor 400 Jahren war Kaffee eine unbekannte Spezialität der morgenländischen Welt und Rohkaffee ein ausschließlich in Arabien angebautes Produkt, das nicht einmal die Kaufleute der großen Handelzentren kannten. Nach Europa gelangten die ersten Kaffeebohnen im Gepäck reisender Europäer des 16. und 17. Jahrhunderts, die das stimulierende Alltagsgetränk aus dem Orient mit nach Hause brachten. Die Reisen dieser Zeit waren von Abenteuerlust geprägt und nur wohlhabenden Menschen vorbehalten. Aus den sorgfältig geführten Reiseberichten jener Zeit entnehmen wir viele Beschreibungen damals neuer und exotischer Dinge, unbekannter Pflanzen und Tiere, exotischer Speisen und Bräuche und anderer “Merkwürdigkeiten“, die heute zum fixen Bestandteil unserer Alltagskultur geworden sind. Dies war die Zeit, in der auf diesem Weg auch die ersten Nachrichten über den Kaffee ihren Weg nach Europa fanden. Ein namentlich nicht bekannter Arzt und Botaniker aus Augsburg hatte diese im Jahr 1582 veröffentlicht. Auch die Medizin hatte von Beginn an großes Interesse an fremdländischen Heilkräutern und so wurde der Kaffee – damals “qahwa“ bezeichnet – aufgrund seiner medizinalen Wirkung, in die gelehrte Diskussion über Drogen und Arzneien aufgenommen. Die Diskussion über gesundheitsfördernde oder gesundheitsschädliche Wirkungen des Kaffees ist in Europa so alt, wie der Kaffee selbst. Die Geschichtsschreibung der Wiener Kaffeehäuser liest sich etwas anders: Von Wien wird berichtet, dass die ersten Kaffeebohnen gemeinsam mit dem Wissen um ihre Zubereitung von den türkischen Belagerern während der zweiten Türkenbelagerung der Stadt im Sommer des Jahres 1683 eintrafen. So hat diese Belagerung der Stadt auch ein Erbe hinterlassen, auf dem eine ganze Dynastie von Kaffee- Häusern aufbaut und Wiener Schulkinder im Heimatkundeunterricht der Türkenbelagerung auch etwas Positives abgewinnen können. Auch das Kaffeehaus ist keine europäische Erfindung. Bereits um 1600 finden sich Beschreibungen von Kaffeehäusern der arabischen Welt: Über den orientalischen Kaffeehausbetrieb können wir in den erwähnten Reiseberichten lesen, wie zum Beispiel folgende Beschreibung eines Kaffeehauses in Bagdad aus dem Jahr 1610: “Kaffee ist eine Frucht von der Größe und Aussehen getrockneter Böhnchen, die von Arabien gebracht werden und in eigens dafür eingerichteten Häusern zubereitet und verkauft werden; in diesen Häusern treffen sich alle, die von diesem Getränk trinken wollen, vornehme und ganz gewöhnliche Leute, ohne jeden Unterschied. Sie sitzen dort beieinander, und man bringt es ihnen sehr heiß, in kleinen Porzellantäßchen. Jeder nimmt sich sein Täßchen in die Hand, lässt es etwas kühlen, und schlürft es dann. Das Getränk ist schwarz und hat wenig Geschmack. (…) Nur weil es bei ihnen so Brauch ist, treffen sie sich hier zu Gesprächen und machen sie daraus ihr Vergnügen; und um Kundschaft anzulocken, hat es hier hübsche Knaben in kostbaren Kleidern, die den Kaffee servieren und das Geld einziehen, unter Musik und anderer Unterhaltung.“ Pedro Teixeira 1610, zitiert nach: Antoinette Schnyder v. Waldkirch: Wie Europa den Kaffee entdeckte;

.Das Modegetränk Kaffee: Die ersten Kaffeehäuser in Europa

Kaffeehäuser oder Kaffeebars sind heute in fast allen europäischen Städten wichtige Elemente des gesellschaftlichen Lebens. Das erste Kaffeehaus wurde im Jahr 1647 in Venedig eröffnet, danach hielten Kaffeehäuser Einzug in den großen Handels- und Hafenstädten Europas: 1652 eröffnet das erste Kaffeehaus in London, 1659 in Marseille, 1666 in Paris, erst Jahrzehnte später, im Jahre 1721 in Berlin. Als ältestes Kaffeehaus Österreichs wird das Kaffee “Tomaselli“ in Salzburg bezeichnet, es öffnete im Jahr 1705 seine Tore. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte jede größere Stadt zumindest ein Kaffeehaus, meist sogar mehrere Kaffeehäuser. Diese Kaffeehäuser waren die Treffpunkte des entstehenden Bürgertums.

.Das Alltagsgetränk Kaffee

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte der Bohnenkaffee die europäischen Trinksitten grundlegend verändert und viele Menschen verschiedener sozialer Herkunft erreicht. Der Kaffee löste Wein und Bier und damit alkoholische Getränke ab, die bis dahin die wichtigsten gesellschaftlichen Getränke waren. Auch die bürgerliche Arbeitsethik – ein wichtiger Aspekt des entstehenden Kapitalismus – fand im Kaffee ein Symbol und einen wertvollen Verbündeten. “Während früher Handwerker und Verkäufer am Morgen Bier und Wein tranken und sich damit den Kopf schwer machten, ohne ernsthaft arbeiten zu können, haben sie sich jetzt dagegen an dieses bürgerliche Getränk gewöhnt, das die Leute wach hält.“ James Howell 1660, zitiert nach Montanari 1999:50.

(Letzte Aktualisierung: 07.06.2007)