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Tag der Frau am 8. März: Frauen in der Arbeitswelt

Anlässlich des Tages der Frau am 8. März veröffentlicht die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt zwei frauenspezifische Untersuchungen. Dabei werden zum einen die Kündigungen von Arbeitnehmerinnen während einer Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr ihres Kindes analysiert und zum anderen der weibliche Arbeitsmarkt Südtirols mit anderen Regionen in Europa verglichen.

"Rund 700 Südtirolerinnen kündigen jedes Jahr während einer Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr ihres Kindes ihre Arbeitsstelle", erklärt Arbeitslandesrätin Martha Stocker. Das Phänomen betrifft somit etwa 15 Prozent aller beschäftigten Mütter. "Betroffen sind dabei besonders Frauen mit unbefristeten Vollzeitarbeitsverträgen", so Stocker. "Auch wenn dieser Wert nicht erfreulich ist, so kann es zumindest optimistisch stimmen, dass der Anteil der Frauen, die innerhalb von drei Jahren nach der Kündigung wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren, im Laufe der vergangenen Jahre zugenommen hat."

Die Tatsache, dass vor allem Frauen in Vollzeitstellen kündigen, zeigt auch auf, dass das Angebot an Teilzeitstellen in Südtirol noch zu gering ist. "Nur drei Prozent der Frauen geben fehlende Betreuungseinrichtungen ausdrücklich als Kündigungsgrund an", vermerkt die Landesrätin. Während vor der Kündigung nur 38 Prozent der Frauen teilzeitbeschäftigt waren, arbeiten 84 Prozent der jungen Mütter, die nach der Kündigung in den Beruf wieder zurückkehren, in Teilzeit.

Generell spielen daher die Arbeitsbedingungen eine entscheidende Rolle. Sind diese mütterfreundlich, ist die Anzahl der Kündigungen gering. Besonders sichtbar ist dies im öffentlichen Sektor, wo es nur zehn Prozent der mutterschaftsbedingten Kündigungen gibt, obwohl 40 Prozent der Frauen dort beschäftigt sind.

Vergleicht man die Situation der Frauen in Südtirol mit anderen Realitäten, so liegt Südtirol arbeitsmarktmäßig an der Grenze zwischen Schweiz, Österreich und Süddeutschland auf der einen und Norditalien auf der anderen Seite, also exakt wie in der geografischen Realität. Südtirol liegt weit entfernt von den skandinavischen Ländern und jenen mit realsozialistischer Vergangenheit, in der eine starke Integration der Frauen in die Arbeitswelt praktiziert wurde, aber auch sehr weit entfernt von den problematischen Regionen des Mittelmeerraums.

Die Arbeitslosenquote der Frauen liegt in Südtirol – wie im restlichen Staatsgebiet - über jener der Männer während etwa in Deutschland, Österreich und Frankreich das Gegenteil der Fall ist. Die Tatsache, dass Frauen tendenziell mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Männer scheint also ein italienisches Phänomen zu sein, dem sich auch Südtirol nicht entziehen kann. Nur im Jahr 2014 waren erstmals vorübergehend mehr Männer von der Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen.

Da die Südtiroler Männer kaum in Teilzeit arbeiten und die Erwerbstätigenquote der Frauen zwar für italienische Verhältnisse hoch erscheinen mag, im europäischen Umfeld aber eher nur Mittelmaß ist, ist es nicht verwunderlich, dass die Teilhabe der Südtiroler Frauen an der Erwerbsarbeit gemessen an der Gesamtarbeitsleistung eher gering ist. So zeigt sich – von den Teilzeiteffekten bereinigt –  dass nur knapp 40 Prozent der gesamten "Arbeit" von Frauen geleistet wird.

mp