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Beschäftigungslage in Einkaufszentren unter der Lupe

Das Thema Einkaufszentren wird in Südtirol kontrovers diskutiert. Heute wurde eine Studie zur Beschäftigungssituation in diesen Zentren vorgestellt.

Die Daten zur Beschäftigungssituation in den Einkaufszentren wurden heute durch LRin Stocker vorgestellt - Foto: LPA/mp

"Natürlich gewachsenen" Einkaufszentren vor allem in den Altstädten unseres Landes stehen neue, moderne Einkaufszentren vornehmlich außerhalb der Stadtkerne gegenüber: Die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt ist in einer Untersuchung der Frage, wie es um die Arbeitsverhältnisse in fünf Südtiroler Einkaufsgegenden steht, auf den Grund gegangen. Die Ergebnisse wurden auf einer Pressekonferenz von Arbeitslandesrätin Martha Stocker, dem Direktor der Landesabteilung Arbeit, Helmuth Sinn, und dem Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung, Stefan Luther, vorgestellt.

Neuheit: georeferenzierte Daten

In seiner Studie hat das Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung die Bozner und Meraner Lauben als "natürliche", historisch gewachsene Einkaufszentren und die "neuen" Einkaufszentren Centrum und Twenty in der Industriezone in Bozen sowie das DOB Outlet Center Brenner unter die Lupe genommen. Die heute veröffentlichten Daten betreffen die Beschäftigung in den ersten sechs Monaten im Jahr 2016 in den Bereichen Gastronomie und Handel. "Die Erkenntnisse aus der Studie sind sehr interessant und können als Grundlage für die Ausrichtung von sozial- und wirtschaftspolitischen Weichenstellungen dienen. Aufgrund dieser Daten lässt sich der Hintergrund von Entscheidungen auch untermauern und erklären", unterstrich Arbeitslandesrätin Martha Stocker zu Beginn der Pressekonferenz. So seien zwar Unterschiede zwischen natürlichen und neuen Einkaufszentren festgestellt worden, aber auch Gemeinsamkeiten.

Der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Helmuth Sinn, wies auf den Wert dieser neuartigen Studie hin: "Es ist das erste Mal, dass wir aufgrund von georeferenzierten Daten, also Werten zu geografisch eingegrenzten und in diesem Falle auch subkommunalen Zonen, neue Erkenntnisse zu einem Thema haben." Diese Studie sei der Auftakt einer Reihe von Vorstellungen, weitere seien bereits in Auftrag gegeben und werden demnächst vorgestellt, so Sinn.

Natürliche und neue Einkaufszentren im Vergleich

Die Beschäftigungssituation in den Bozner und Meraner Lauben ist seit 2009 weitestgehend stabil, wobei vor allem in Meran eine ausgeprägte Saisonalität mit einem Tiefpunkt in den ersten zwei bis drei Monaten des Jahres hervorsticht. In den neuen Einkaufszentren Centrum und Twenty hingegen waren im vergangenen Jahr erhebliche Beschäftigungszunahmen zu verzeichnen, die neuen Arbeitsverträge sind zu einem großen Teil befristet. Man kann jedoch erfahrungsgemäß davon ausgehen, dass diese Verträge im Laufe der Zeit in unbefristete umgewandelt oder durch solche ersetzt werden.

Ob sich die neuen Einkaufszentren künftig eine negative Auswirkung auf die Beschäftigung in den anderen Bozner Geschäften haben wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Laut der Studie kann man aktuell von keinem Negativtrend sprechen. Fest steht, dass seit den Erweiterungen im Twenty und Centrum im Jahre 2015 die Anzahl der Beschäftigten auf über 8000 angewachsen und derzeit stabil ist. Zweifelsohne positiv auf die Beschäftigungszahlen wirkt sich die wieder wachsende Konjunktur aus.

DOB Outlet Center als Rettungsanker für den Brenner

Anders als die neuen Einkaufszentren in Bozen ist das DOB Outlet Center am Brenner nicht in unmittelbarer Nähe eines bestehenden Supermarktes entstanden, sondern wurde gänzlich neu erbaut. 420 Beschäftigte zählte das DOB bei der Eröffnung im Jahr 2007, heute sind es bereits 670 – und das bei gerade mal 2100 Einwohnern in der Gemeinde Brenner. "Das DOB hat sich als einmalige Chance für den Brenner erwiesen. Nach jahrelangen Verlusten von Arbeitsplätzen beim Zoll und Speditionen hat sich die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt an der Landesgrenze wieder sehr gut erholt", unterstrich der Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung, Stefan Luther. Man rechne damit, dass sich der Aufwärtstrend in Sachen Beschäftigung am Brenner auch weiterhin konstant fortsetzen wird und damit weiterhin ein positiver Effekt für die lokale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt erzielt werden kann. Ein Kuriosum am Rande: der Anteil der nicht ansässigen Beschäftigten ist im DOB mit 13,7 Prozent relativ hoch, wobei die Hälfte davon in Österreich lebt und nur zum Arbeiten  nach Südtirol kommt.

Junges Twenty  und Arbeitskräfte von außen

Als einziges Einkaufszentrum weist das Twenty bei seinen Beschäftigten ein Durchschnittsalter von unter 30 Jahren auf (29,2 Jahre). Mit einem durchschnittlichen Alter von 35,5 Jahren der Mitarbeiter des Centrum liegt der ermittelte Wert unter dem Durchschnittsalter der Beschäftigten in den der Bozner und Meraner Lauben (37 Jahre). Im DOB Outlet Center am Brenner liegt das Durchschnittsalter bei etwa 34,2 Jahren. Aus der Untersuchung geht auch hervor, dass die neuen Einkaufszentren einen höheren Anteil an Beschäftigten haben, die nicht in Südtirol ansässig sind. Die Personalanwerbung dieser Arbeitnehmer erfolgt meist durch zentrale Personalbüros von großen Handelsketten, ohne Miteinbeziehung der lokalen Arbeitsvermittlung. "Leider gelingt es uns nicht, große Handelsketten davon zu überzeugen, sich auch an unsere Arbeitsvermittlungszentren zu wenden und Personal aus Südtirol anzuwerden, obwohl wir noch freies Potenzial hätten", stellte Abteilungsdirektor Sinn bei der Pressekonferenz mit Bedauern fest.  Im Twenty und im Centrum kommt eine von sechs Arbeitskräften (rund 16 Prozent) von auswärts, im DOB liegt die Zahl mit 13,7 Prozent geringfügig darunter. Am niedrigsten ist der Anteil der nicht ansässigen Mitarbeiter in den Bozner Lauben mit 9,1 Prozent und in den Meraner Lauben mit 4,3 Prozent.

LPA

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