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Urbanistik: Gemeinde Latsch beschreitet neuen Weg

Auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal entsteht in Zentrumsnähe eine neue Wohnbauzone und damit eine Chance und Herausforderung für die Gemeinde.

Latsch im Vinschgau

Das Areal ist frei geworden, nachdem die Obstgenossenschaft Mivo-Ortler in der Gewerbezone ihr neues Obstlager beziehen konnte. Für die Gemeinde Latsch bietet sich damit eine einmalige Chance: Es kann ein neues Wohnviertel mit den dazu notwendigen Infrastrukturen realisiert werden, ohne landwirtschaftliches Grün in Baugrund umwidmen zu müssen. Gleichzeitig stellt die Verbauung eines Areals dieser Größenordnung auch eine große planerische Herausforderung dar.

Dessen sind sich auch die Verantwortlichen in Latsch bewusst, die jetzt die Weichen für die neue Wohnbauzone stellen. Um zu gewährleisten, dass diese komplexe Bauaufgabe, die sich in unmittelbarer Nähe zum Dorfzentrum befindet, auch qualitativen Ansprüchen gerecht wird, hat Bürgermeister Helmut Fischer gemeinsam mit dem Präsidenten der Obstgenossenschaft, Thomas Oberhofer, und Mivo-Geschäftsführer Martin Pinzger den Landesbeirat für Baukultur um Unterstützung gebeten.

Zur Erinnerung: Der Landesbeirat wurde 2005 von der Landesregierung ins Leben gerufen und hat im Wesentlichen zwei Aufgaben: Die Förderung der Baukultur und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für ortsgerechtes und landschaftsbezogenes Bauen. "Die Vorschläge des Beirates sind nicht bindend, und es ist auch niemand gezwungen, das Bauvorhaben dem Beirat vorzulegen", erklärt Richard Theiner, Landesrat für Raumentwicklung und Umwelt. "Die Stellungnahmen sind als Anregungen zu verstehen, wie Projekte von hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität realisiert werden könnte." Außerdem kann die Beratung kostenlos in Anspruch genommen werden.

Vor kurzem fand ein erster Lokalaugenschein statt, an dem neben Bürgermeister Fischer, Präsident Oberhofer, Geschäftsführer Pinzger, Projektant Hansjörg Stelz und Bauamtsleiterin Evi Zwischenbrugger auch die Mitglieder des Landebeirates, Sonja Gasparin (Österreich), Sergio Pascolo (Italien) und Armando Ruinelli (Schweiz), teilnahmen.

"Wir sind an den Landesbeirat herangetreten, um diesen möglichst frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden, da wir alle daran interessiert sind, dass hier eine Wohnbauzone von hoher Qualität entsteht, die sich bestmöglich in die Umgebung einfügt", erklärte Bürgermeister Fischer und betonte: "Uns geht es in erster Linie darum, dass sich die Menschen in der neuen Wohnbauzone wohl fühlen." Und wenn man die Dorfeinfahrt ortsgerecht gestalten und die Zersiedelung verhindern will, dann sei die Maximierung der Baudichte ebenso wenig zielführend wie eine zu geringe Baudichte. Die Vertreter der Obstgenossenschaft sehen das genauso: "Wir wollen für die Bevölkerung eine gute Lösung finden und die Wohnbauzone so attraktiv wie möglich gestalten", sagten Oberhofer und Pinzger, "und da ist die Hilfe des Landebeirats, der über viel Erfahrung und über eine hohe Kompetenzen im Bereich der Raumordnung verfügt, für uns sehr wichtig."

Ein erster Vorschlag des Landebeirates liegt auch schon vor. In einem ersten Schritt soll eine Nutzungserhebung gemacht werden, um dann die Rahmenbedingungen festlegen zu können. Anschließend, so die Empfehlung des Beirates, sollte ein Planungswettbewerb durchgeführt werden.

Für die Gemeinden ist die Umsetzung dieser Vorschläge keine einfache Aufgabe. Der Landesbeirat erklärte sich deshalb bereit, die Rahmenbedingungen des Planungswettbewerbes zu begleiten. Zudem würden Mitglieder des Beirates in der Wettbewerbsjury sitzen. "Diese Vorgangsweise könnte sich zu einem musterhaften Planungsprozess entwickeln, der gerade in qualitativer Hinsicht die gewünschten Ergebnisse liefert", meinten die Beiräte Sergio Pascolo, Sonja Gasparin und Armando Ruinelli übereinstimmend.

FP

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