Landhaus XI

Umbau des ehemaligen Postgebäudes in der Rittnerstraße zum modernen Verwaltungsgebäude mit Passivhausstandard

Das ehemalige Post-Gebäude am Bahnhof in Bozen ging im Jahre 2001 in den Besitz der Landesverwaltung über und wurde notdürftig als Bürogebäude adaptiert. Im Frühjahr 2003 beschloss die Landesregierung, das Assessorat für Natur und Umwelt mit insgesamt 110 Arbeitsplätzen in diesem Gebäude unterzubringen. Dazu musste das im Jahre 1975 errichtete Dachgeschoss abgerissen und die bestehende, vierstöckige Struktur um zwei Geschosse erweitert und die Kubatur von 17.200 m³ auf 20.000 m³ erhöht werden. Mit diesen Sanierungs- und Umbauarbeiten wurde das Gebäude als "Klima Haus A" in Passiv-Haus-Standard geplant.
Es handelt sich hierbei um das erste öffentliche Passivhaus Italiens mit einem umgerechneten Heizölverbrauch von ca. 1 Liter (12 kWh pro Quadratmeter und Jahr). In Südtirol vorgeschrieben ist das 7-Liter-Haus ("KlimaHaus C") für öffentliche Gebäude.
Durch die hohe Energieeinsparung werden die Betriebs- und Folgekosten für Heizung und Kühlung eines Gebäudes um ca. 90 Prozent (bei nur vier Prozent Mehrkosten in Bezug auf das vorgeschriebene Klima Haus C) minimiert. Hervorgehoben wird auch die Vorbildfunktion, welche hier die Landesverwaltung einnimmt.

Zuständiges Amt

Abteilung 11, Amt für Bauerhaltung 11.4

Projektbeteiligte

Gesamtkoordinator
Dr. Arch. Josef March
Amtsdirektor
Geom. Daniel Bedin
Projektsteuerer
Dr. Ing. Ivo Kofler
Projektbegleiter
Geom. Martin Valentini
Gesamtplaner / Projektant
Dr. Arch. Michael Tribus
Bauleiter
Dr. Arch. Michael Tribus

Baukosten und Kubatur

Gesamtkosten
7,6 Millionen Euro

Kubatur
21.000 m³

Bauzeiten

Übernahme der Immobilie von der ital. Postverwaltung
2001
Raumprogramm- und Projektierungsphase
Mai 2003 - November 2004
Genehmigung des Ausführungsprojektes
Juni 2004
Bauphase (Abbruch und Ausbauarbeiten)
Juli 2004 - Mai 2006
Inbetriebnahme des Gebäudes
Mai 2006

Mauerwerk

Alle neuen Erweiterungen bzw. Abtrennungen wurden in klassischer verputzter Ziegelbauweise durchgeführt. Die Flurtrennwände wurden in einer Stärke von 20 cm ausgeführt,  und ab einer Höhe von 2,50 m mit Glasoberlichtern in einer Holzrahmenkonstruktion versehen. Die Bürotrennwände wurden in einem 15 cm starken Akustikziegel ausgeführt. Die Flurtrennwände der äußeren Stirnseiten der Loungebereiche wurden durchgehend verglast, um eine optimale natürliche Belichtung der Flure zu ermöglichen. Auf einer Höhe von 250 cm wurden an der Innenseite Raffstores als Sichtschutz montiert.

Dämmmantel und Laibungskonzept

Auf die bestehende Putzoberfläche des Gebäudes wurde ein EPS - Mantel (Lambda = 0,035 W/m²K) aus 35 cm starken Platten fachgerecht aufgeklebt, verdübelt und verspachtelt und normgerecht verputzt. Der Anteil des flächigen Dämmmantels beträgt auf die gesamt zu dämmende Fläche ca. 70%.
Die Fensterlaibungen wurden in der Dämmungsebene einem individuellen Konzept entsprechend variabel geplant. Mit der ohnehin vorhandenen Dämmung wurde somit sehr preisgünstig eine plastische Gesamtwirkung des Bauobjektes erreicht.
Während das Gebäude durch seine blockartige Form nach außen eine Einheit darstellt, transportiert das Spiel der Fensteröffnungen eine individuelle Abbildung, der im Gebäude arbeitenden Personen. Funktionell entsteht durch die vertikale Ausbildung schräger Fensterlaibungen die Möglichkeit, einer differenzierten lichttechnischen Bearbeitung der Geschosse. So wird der Einfall des Tageslichts in den unteren Geschossen durch die Laibungsöffnung nach oben erhöht. In den Obergeschossen hingegen bleibt die obere Laibung geschlossen, um eine größtmögliche Verschattung des Fensters zu erreichen.

Fenster

Die Beschaffenheit der Verglasungselemente entspricht den Kriterien des Passivhaus-Standards. Die Fenster weisen einen Gesamt-U-Wert von 0,85 W/m²K auf.

Gründach

Das Dach über dem 4. Obergeschoss wurde in Stahlbeton geplant. Für die Entwässerung wurde auf der Oberseite ein Gefälle vorgesehen. Die Dämmung wurde mit zwei 14 cm starken PS-Hartschaumplatten ausgeführt und anschließend ein Gründachaufbau für eine extensive Begrünung aufgebracht. Das Vordach wurde von seiner Blechhülle befreit. Die zurückbleibende Betonscheibe wurde ebenfalls gedämmt, mit einem extensiven Gründach versehen und auf der Vorderseite mit einer dunklen Verblechung verkleidet.

Energiekonzept

Das Gebäude wurde mit dem Energie-Standard "Passivhausbauweise" errichtet. Somit betrug die Energiekennzahl unter 15 kWh/m²a. Dies ermöglicht eine Nachheizung des Gebäudes mit der vorhandenen Lüftungsanlage. In dieser Hinsicht wurde wärmebrückenfrei geplant, sowie die Luftdichte entsprechend optimiert.
Dieser Energiestandard ermöglicht eine Reduktion der Leistung und des Verbrauchs um den Faktor 10. Dies bedeutet, dass im Vergleich zum ehemaligen Bestand, eine
90prozentige Energieeinsparung möglich ist.

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