Bozen - Universitätsplatz

Planungswettbewerb zur Neugestaltung des Universitätsplatzes

Gegenstand des Wettbewerbs ist die Ausarbeitung eines Vorprojektes für die Neugestaltung des Universitätsplatzes.
Der ehemalige Sernesiplatz, heute Universitätsplatz, befindet sich im Kreuzungspunkt zwischen Sernesistraße und Leonardo-da-Vinci-Straße. Er ist von mehreren öffentlichen Gebäuden, wie jenen der Freien Universität Bozen und dem Regionalgebäude, aber auch von bedeutsamen privaten Bauten, wie beispielsweise dem von Arch. Luis Plattner in den frühen 50er Jahren geplanten Hochhaus, umrahmt.
Wichtige Fußgängerachsen wie die Europagalerie, ausgehend von der Museumstraße und die Sernesigalerie, beginnend an der Goethestraße treffen auf den Universitätsplatz.
Heute präsentiert sich der Platz als eine ungeordnete Fläche, welche von Autos und Fahrrädern beparkt wird und auf dem sich eine kleine Grünzone und ein Kiosk befinden.
Gemeinsames Anliegen der Autonomen Provinz Bozen und der Stadtgemeinde Bozen ist es nun, diesen Platz zu ordnen und neu zu gestalten, damit er Bürger und Studenten einlädt, ihn zu benutzen und dort zu verweilen.

Auslober und Verfahren

Auslober
Autonome Provinz Bozen – Südtirol
Abteilung 11 – Hochbau und technischer Dienst
Amt für Verwaltungsangelegenheiten 11.5
Silvius-Magnago-Platz 10
39100 Bozen

Verfahren
Der Wettbewerb wurde als geladener, einstufiger Planungswettbewerb durchgeführt. Es wurden 9 Teilnehmer eingeladen.

Entschädigung der Wettbewerbsbeiträge

1. Platz 2.240,00 €
2. Platz 1.600,00 €
2x 3. Platz zu je 700,00 €
2x Anerkennung zu je 580,00 €
Insgesamt stand dem Preisgericht ein Betrag von 6.400,00 € zur Verfügung.

Ablauf, Eckdaten und Ergebnis des Wettbewerbs

Auslobung: 09.04.2013
Kolloquium: 02.05.2013
Abgabe Projektunterlagen: 26.07.2013
Preisgerichtssitzung: 05.11.2013
Teilnehmerzahl: 9

1° Preis (2.240,00 €)
Bietergemeinschaft Arch. Stanislao Fierro – Bolzano, Ing. Mario Valdemarin – Brixen, Ing. Zeffirino Tommasin (TFE Ingegneria srl) – Pianiga (VE)

2° Preis (1.600,00 €)
Bietergemeinschaft Arch. Luigi Scolari – Bozen, Arch. Benno Plunger – Eppan, Ing. Luca Morelli – Bozen, Ing. Vincenzo Cozza – Bolzano

3° Preis ex aequo (700,00 €)
Bietergemeinschaft Arch. Helmut Stifter (Stifter + Bachmann) – Pfalzen, Ing. Hermann Leitner (Ingenieurteam Bergmeister) – Brixen

3° Preis ex aequo (700,00 €)
Bietergemeinschaft Arch. Claudio Lucchin (Claudio Lucchin & architetti associati) – Bozen, Ing. Marina Bolzan (Bolzan-Biasi – ingegneri associati) – Bozen Arch. Marco Mozzarelli – Meran

Anerkennung ex aequo (580,00 €)
S.O.F.A. Architekten G.n.b.r., Wien

Anerkennung ex aequo (580,00 €)
Arch. Stefan Hitthaler, Bruneck

7° Rang
Bietergemeinschaft Arch. Stephan Marx (Architekten Marx & Ladurner) – Schlanders, Arch. Elke Ladurner (Architekten Marx & Ladurner) – Schlanders, Ing. Karl Lorenz Hell – Naturns, Geom. Roland Blaas – Naturns, Ing. Florian Perkmann – Laas

8° Rang
Bietergemeinschaft Arch. Gerhard Forer (forer°unterpertinger Architekten) – Bruneck, Arch. Ursula Unterpertinger (forer°unterpertinger Architekten) – Bruneck, Ing. Markus Pescollderungg (iPM Ingenieurbüro) – Bruneck, Ing. Udo Mall (iPM Ingenieurbüro) – Bruneck, per. ind. Johann Moser (Ekon GmbH) – Bruneck

9° Rang
Bietergemeinschaft Arch. Patrik Pedó (monovolume architecture + Design) – Bozen, Arch. Jury Anton Pobitzer (monovolume architecture + Design) – Bozen, Arch. Konrad Rieper (monovolume architecture + Design) – Bozen, Ing. Simon Neulichedl (BauCon) – Bozen, per. ind. Thomas Dissertori – Eppan, per. ind. Jochen Cristofoletti – Bozen, Arch. Sergio Aguado Hernandez - Algund

Auflistung Jurymitglieder

  • Dr. Arch. Paolo Bellenzier (Vorsitzender), Amt für Hochbau Ost - Autonome Provinz Bozen
  • Dr. Arch. Carlotta Zambonato, Amt für Hochbau West - Autonome Provinz Bozen
    Frau Judith Kofler Peintner, Stadträtin für Schule, Freizeit und Mobilität – Gemeinde Bozen
  • Dr. Arch. Stefano Rebecchi, Direktor der Abteilung für Raumplanung und –entwicklung - Gemeinde Bozen
  • Dr. Ing. Ivan Moroder, Direktor des Amtes für Mobilität - Gemeinde Bozen
  • Dr. Ulrike Buratti, Verantwortliche Dienststelle Gärtnerei - Gemeinde Bozen
  • Arch. Dipl.-Ing. Jörg Streli, Innsbruck

Präsentation des Siegerprojektes

Der geordnete, städtische Wald fügt sich gut in das urbane, städtische Umfeld ein. Es entsteht ein Ort zum Verweilen; ein gelungener neuer Platz in der Stadt, bei dem auch der Kiosk gut mit eingebunden ist. Die einheitliche Oberflächengestaltung lässt den Platz als Ganzes wahrnehmen. Der geometrisch angeordnete Säulenwald schafft Ordnung und grenzt den Platz ohne zusätzlichen Aufwand vom Verkehr ab. Auch die Anordnung der Sitzgelegenheiten und der bodenbündigen Plattformen ist gut gelungen.

Technischer Bericht

Städtebauliche Einbindung des Universitätsplatzes

Obwohl viele städtebauliche Veränderungen und sehr unterschiedliche Gebäude die Platzkante definieren, behält der Universitätsplatz doch eine klare Identität als „geschlossener Platz“. Die 3 Zugänge an den Ecken des Platzes zusammen mit den 2 Fußgängerverbindungen der Sernesi- und Europagallerie verbinden in Zukunft drehscheibenartig die Fußgängerströme. Der Platz wird ruhig und zurückhaltend gestaltet und lädt über den ganzen Tag, zur Nachtzeit und über das ganze Jahr ein. Es wird eine balancierte Dialektik zwischen Aktivitätsbereichen und Ruhezonen geschaffen. Auf der einen Seite stellt der Platz eine Szene für das Stadtleben dar und auf der anderen Seite wird ein Refugium geschaffen, welches zum Mittagspausengespräch einlädt und wo sich Studierende mit der Menge der Bürger und Besucher vermischen, um in der Mittagssonne zu verweilen oder zu lernen.

Gezielte Eingriffe in den Bestand

Der Platz hat durch seine Platzkante schon eine klare geometrische Form. Die übergeordnete Idee der Platzgestaltung ist diese Geometrie durch kleine gezielte Eingriffe zu betonen, wie

  • Entfernung, wo möglich der Gehsteige, um den Platz hindernisfrei zu erschließen;
  • Neugestaltung der Treppe vor dem Regionalgebäude;
  • Entfernung des Gehsteiges und Anpassung des Bodens vor dem Gebäude „K“;
  • der Kiosk wir in seiner bestehenden Lage erhalten und auch architektonisch wird keine Umgestaltung vorgesehen.

Das einzige, was vorgeschlagen wird, ist eine neue Plattform, welche zusammen mit jenen des neuen Platzes eine harmonische Einheit schafft.

Fahr- und Fußgängerverkehr

Der Universitätsplatz zielt auf eine verbesserte Orientierung und Zugänglichkeit aller umliegenden Gebäude hin. Es werden Zufahrten für Rettungsfahrzeuge zum Innenhof der Mittelschule und zur Tiefgarage des Regionalgebäudes geschaffen. Die neuen Bäume sind so geplant, dass sie für diese Zufahrten kein Hindernis darstellen. Des Weiteren respektiert der Platz, die in der Auslobung vorgegebene neue Verkehrsplanung.

Abstellplätze für Fahr- und Motorräder

Der gesamte Platz wird von Autos, Motorrädern und Fahrrädern befreit. Es werden 160 Stellplätze an der Platzkante in dezentraler Position vorgesehen.

Idee: „Die grüne Strategie“

Von Beginn an wurde die Idee der grünen Strategie verfolgt, die einen Kontrast zum harten „Stein“ darstellt. Durch die Planung von 24 Bäumen wird eine Art natürlicher „Säulensaal“ geschaffen, welcher eine starke Ausdruckskraft in Verbindung mit dem neuen Bodenbelag schafft. Es wird ein homogener Bodenbelag angestrebt, welcher die typische Kopfsteinpflasterung aus Porphyr aufnimmt und alles miteinander verknüpft, und somit den Platz mit den umliegenden Flächen anbindet und zu einer harmonischen Einheit verschmilzt. Die problematischen Anschlusspunkte der einzelnen Gebäude werden somit elegant gelöst. Es wird vorgeschlagen das vorhandene Kopfsteinpflaster wieder zu verwenden. Weitere kleine Elemente wie die kreisförmigen Öffnungen im Bodenbelag unterhalb der Bäume, zwei Plattformen aus Holz, eine für die Unibar und eine für eventuelle kleine Ausstellungen; ein Trinkwasserbrunnen, 7 Sitzelemente und die Beleuchtung erzeugen Einzigartigkeit, Dynamik und Veränderbarkeit im Stadtraum. Als Baumart wird ein „Prunus serrulata“, ein blühender Kirschbaum, vorgeschlagen, welcher temperaturunempfindlich ist und eine runde Baumkrone von einem Durchmesser von 5 – 8 m erreicht. Die Blüten dieses Baumes sind rosa - weiß gefärbt und die Blätter haben einen ausdrucksstarken Grünton. Ein Blütenbaum unterstreicht den ständig wechselnden Charakter des Platzes in den unterschiedlichen Jahreszeiten. Blütezeit im Frühling, grüne volle Blätter im Sommer und kahle Äste im Winter, welche die Sonnenstrahlen durchlassen und trotz Kälte zum Verweilen einladen.

Aufenthalt – Sitzelemente – Trinkwasserbrunnen

Es werden zwei Aufenthaltsorte geschaffen, welche durch die Plattformen aus Lärchenholz charakterisiert sind. Die eine befindet sich direkt vor der Unibar und eine mitten auf dem Platz. Auf der zweiten Plattform befindet sich ein Trinkwasserbrunnen; dieser kann für kleine Ausstellungen genutzt werden. Die Sitzelemente hingegen geben dem Platz durch ihre dynamisch geschwungene Form einen innovativen und aktiven Charakter. Insgesamt sind sieben monolithische Sitzelemente aus Corian vorgesehen, welche sich auf dem Platz verteilt um die Bäume schlingen.

Regenwasser

Der Universitätsplatz behält die aktuellen Höhenquoten; trotz des Entfernens der Gehsteige können fast alle bestehenden Entwässerungskanäle genutzt werden. Parallel zur Fassade der Universität wird ein neuer Regenwasserkanal vorgesehen, welcher zusammen mit den bereits bestehenden Kanälen das Regenwasser problemlos ablaufen lässt.

Material

Für den gesamten Bodenbelag werden neue und wiedergewonnene Kopfsteinpflaster aus Porphyr 8/10 cm vorgesehen. Die Plattformen sind aus gebürstetem Lärchenholz mit integrierten Lichtquellen von unten. Die monolithischen Sitzelemente und Trinkwasserbrunnen bestehen aus Corian. Ein innovatives synthetisches Material, das die dynamische Form der Sitzelemente problemlos herstellen kann. Es ist hitze- und lichtunempfindlich. Somit können monolithisch die Sitzbänke hergestellt werden, die keine Wartungskosten haben und vollständig recycelbar sind.

Lichtkonzept

Die neue Platzbeleuchtung ordnet sich der gegeben Situation unter. Es wird auf eine schlichte und romantische Beleuchtung gezielt. Einige Mastleuchten integrieren sich in die bestehende Straßenbeleuchtung. Bäume, angrenzende Gebäude und Sitzelemente werden durch Anstrahlen besonders hervorgehoben und unterstützen das räumliche Erlebnis des Platzes. Somit entsteht eine Kombination von funktioneller und szenografischer Beleuchtung in einem integrierten Gesamtbild. Übergeordnet soll eine stimmungsvolle und einladende Beleuchtung zu jeder Tages- und Nachtzeit herrschen. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, den Platz auch in der Nacht ausführlich zu beleben. Alle Beleuchtungselemente: Mastleuchten, Bodenstrahler und Wall wash basieren auf LEDs (Dioden) und funktionieren sowohl tags und auch nachts.

Wirtschaftlichkeit

Das übergeordnete Ziel ist es einen extrem ausdrucksvollen Platz zu schaffen mit einem geringen wirtschaftlichen Aufwand. Deswegen wurde große Aufmerksamkeit auf die Wiederverwendung der aktuellen Situation hinsichtlich der Infrastruktur und des Kopfsteinpflasters gelegt. Gezielte kleine Eingriffe, wie Sitzelemente und Trinkwasserbrunnen wurden hingegen im Detail geplant und geben dem Platz einen neuen ausdrucksvollen Charakter.