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Präsident der tibetischen Exilregierung bei LH Kompatscher

Der Weg des Kompromisses: Das ist laut dem Präsidenten der tibetischen Exilregierung Lobsang Sangay und LH Arno Kompatscher der beste, friedliche Weg für Minderheiten.

Lobsang Sangay (l.) und LH Arno Kompatscher: Autonomie als Beispiel, wie Konflikte überwunden werden können. (Foto: LPA/GST)

Der Middle-Way Approach – Weg des Kompromisses – sei der richtige Weg und die Südtirol-Autonomie ein Vorbild für die Exitibeter: Dieser Meinung waren gestern (Donnerstag, 11. Juli) der Präsident der tibetischen Exilregierung Lobsang Sangay und Landeshauptmann Arno Kompatscher bei einem Treffen in Bozen.

Der Sikyong – so der offizielle Titel für den Ministerpräsidenten der tibetischen Exilregierung – berichtete dem Landeshauptmann von der aktuellen Lage und den jüngsten Entwicklungen der Tibeter. Kompatscher erklärte im Anschluss: "Ihre Lage ist nach wie vor sehr schwierig und in einigen Aspekten mit jener Südtirols in den dunkelsten Tagen unserer Geschichte vergleichbar."

Weg des Kompromisses

Beim Treffen bekräftigten beide einmal mehr den Vorbildcharakter der Südtiroler Autonomie. Sie sei die richtige Antwort auf die Frage, wie man die kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt von Minderheiten schützen und gleichzeitig deren Entwicklung auch innerhalb eines einheitlichen Staatsgebildes ermöglichen könne.

Südtirol ist laut dem Präsidenten der tibetischen Exilregierung ein sehr besonderes Land, das kulturell wie wirtschaftlich prosperiere. Kompatscher sagte über Lobsang Sangay: "Er kennt Südtirol seit bald 20 Jahren. Für ihn nährt das Beispiel Südtirols die Hoffnung vieler Tibeter, dass der Weg des 'Middle-Way Approach' von Erfolg gekrönt werden kann." Südtirols Autonomie sei ein positives Beispiel, wie man Konflikte überwinden könne. Mit ihrem Glauben an den gewaltlosen Weg ehrten die Tibeterinnen und Tibeter sich und den Dalai Lama und man werde sie auf diesem Weg auch weiterhin unterstützen.

Freundschaftliche Beziehungen

Der Präsident der tibetischen Exilregierung dankte für die Unterstützung und lobte die freundschaftlichen Beziehungen, die Tibet mit Südtirol verbinden. Kompatscher unterstrich, "dass die wirtschaftliche und soziale Unterstützung des tibetischen Volkes – sowohl im Exil als auch in Tibet selbst – als einer der Schwerpunkte unserer Entwicklungszusammenarbeit betrachtet werden kann." Im Laufe der Jahre hat Südtirol über 40 Projekte mit einem Gesamtbetrag von rund zwei Millionen Euro unterstützt. Dabei ging es vor allem um die Errichtung von Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte. Zudem wurde der Minderheitenschutz unterstützt, zum Beispiel die Ausarbeitung eines englisch-tibetischen Wörterbuches oder Ausbildungskurse für tibetische Übersetzer und Übersetzerinnen. Einige tibetische Studenten konnten an der Freien Universität Bozen studieren oder an der Laimburg ausgebildet werden. Tibetische Akademiker nahmen an Seminaren der Europäischen Akademie in Bozen im Bereich Minderheitenschutz und Autonomie teil. Weiterhin im Plan bleibt eine große Minderheiten-Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Europäischen Akademie.

Seit 1960 Exilregierung in Indien

Lobsang Sangay wurde 2011 zum Ministerpräsidenten der tibetischen Exilregierung gewählt und 2016 im Amt bestätigt. Die tibetische Exilregierung hat ihren Sitz seit 1960 im zentralindischen Dharamsala. Knapp 100.000 der rund 130.000 Exiltibeter leben in den 39 tibetischen Siedlungen in Indien.

LPA

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