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Gewässerschutzplan: Maßnahmen für das Grundwasser

In Südtirol ist der chemische und quantitative Zustand des Grundwassers an allen Messpunkten gut. Mit dem Gewässerschutzplan und dank geeigneter Maßnahmen will man diese Qualität weiterhin erhalten.

39 unterirdische Wasserkörper weist der Gewässerschutzplan aus, im Bild die Quellfassung Schenkmannbrunn. (Foto: Agentur für Umwelt und Klimaschutz)

Der Gewässerschutzplan, der von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz ausgearbeitet wurde, sieht Maßnahmen vor, um eine bestimmte Qualität der Südtiroler Gewässer zu erreichen bzw. zu erhalten, sowie Strategien für eine nachhaltige, solidarische und umweltgerechte Wassernutzung.

"Die Wasserqualität unserer Gewässer ist ständig Gefahren ausgesetzt, sei es durch die Natur, sei es durch den Menschen", betont Umweltlandesrat Giuliano Vettorato, "daher muss man für einen nachhaltigeren und solidarischen Umgang mit diesem kostbaren Gut sorgen. Jedenfalls kann nur eine gezielte und vor allem von allen Interessenträgern gestützte Aktion das Ziel erreichen und halten, dass innerhalb von 2027 – wie von der EU-Richtlinie vorgegeben – alle Gewässer in einem guten Zustand sind."

Zu den Gewässern zählt auch das Grundwasser. In Südtirol wurden 39 Grundwasserkörper gezählt und und nach Typen eingeordnet, auf der Grundlage der einschlägigen Gesetze und der geologischen Beschaffenheit des Landes mit einer Vielzahl von Gesteinsarten, von den metamorphen über die magmatischen bis zu den Sedimentgesteinen. Das Grundwasser wird vom Regen und von Oberflächengewässern gespeist und leistet einen wichtigen Beitrag zum Wasserhaushalt. Das Wasser im Untergrund spendet den Natur- und Nutzpflanzen Leben und speist wertvolle Feuchtgebiete. Über die Quellen speist das Grundwasser Bäche und Flüsse und bildet die Grundlage für unser Trinkwasser. Qualität und Menge des Grundwassers haben nicht nur Einfluss auf die Oberflächengewässer, sondern auch auf unser Wohlbefinden und unsere Wirtschaft. Ziel des Gewässerschutzplans ist es, das Grundwasser in einem guten Zustand zu halten, damit Qualität und Menge gewährleistet bleiben.

Guter chemischer und quantitativer Zustand des Grundwassers

"Der chemische und quantitative Zustand unserer Grundgewässer ist laut Analysen gut", berichtet Paul Seidemann, Geologe im Amt für Gewässerschutz und Experte für Grundwasser. Der chemische Zustand, der alle sechs Monate erhoben wird, wird auf Grundlage von Qualitätsindikatoren zu Nitraten, Pestiziden, Metallen, verschiedenen Schadstoffen aus der Industrie und anhaltenden organischen Schadstoffen definiert. Aus der Überprüfung der Daten vom Nutzungszeitraum 2015-2021 im Vergleich zu den Schwellenwerten gemäß gesetzesvertretendem Dekret 152/2006 ergibt sich, dass der chemische Zustand der Grundgewässer an allen Messpunkten gut ist.

Der quantitative Zustand des Grundwassers bezeichnet die menschliche Einwirkung auf die Menge der unterirdischen Wasserressourcen. Besonders gefährdet sind die Grundwasserkörper, von denen auf längere Zeit mehr Wasser entnommen wird, als von den natürlichen Quellen nachgespeist wird. Aus den Daten der laufenden Nutzungsperiode zeigt sich an allen Messpunkten ein guter quantitativer Zustand. Die Wasserkörper der Talsohle sind im Gleichgewicht und der Wasserstand der Piezometer der verschiedenen Talboden-Wasserkörper spiegelt die Niederschläge wieder. Der Grundwasserleiter von Bozen wird durch die Wasserführung und Speisung des Eisacks entscheidend beeinflusst.

Maßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung

Zur Erhaltung des derzeitigen guten chemischen und quantitativen Zustand des Grundwassers sieht der Gewässerschutzplan verschiedene Maßnahmen vor. Was den quantitativen Zustand betrifft, braucht es ab sofort Maßnahmen zur Einsparung des Wasserverbrauchs, um das Niveau des Grundwassers zu halten, in Hinblick auf klimatische Veränderungen, die in Zukunft zu längeren Trockenzeiten und zu einer Senkung des Grundwasserspiegels führen könnten. Was den chemischen Zustand betrifft, so wird man die Überwachung verstärken müssen, auch wegen einer veränderten Bodennutzung. An einigen kritischen Messstellen wird man mehr chemische Proben entnehmen müssen, um schnell auf eine Zunahme von Nitraten oder Pflanzenschutzmitteln reagieren zu können. In der Landwirtschaft ist der Einsatz von Stickstoff und Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren oder zu begrenzen, um nicht die Trinkwasserreserven zu gefährden.

Stellungnahmen bis 21. Juni

Das erst vor kurzem eingeleitete Verfahren für die Genehmigung des Gewässerschutzplans wurde aufgrund der Corona-Krise gestoppt. Die Stellungnahmen von Bürgern und Interessenträgern zum Entwurf können daher noch innerhalb 21. Juni 2020 bei den Gemeinden oder bei der  Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz eingereicht werden, falls in der Zwischenzeit nicht ein weiterer Aufschub beschlossen wird. Die Aussetzung des Genehmigungsverfahrens wurde mit Dekret des Generaldirektors der Landesverwaltung verfügt – damit wurden alle Termine für die Verwaltungsverfahren vom 9. März auf den 31 Mai verschoben. Die Gemeinden können ihrerseits ihre Stellungnahmen innerhalb der darauffolgenden Tage abgeben. Nach dem Gutachten der Landesumweltkommission geht der Entwurf des Gewässerschutzplans an die Landesregierung zur endgültigen Genehmigung zurück. Alle Unterlagen zum Gewässerschutzplan stehen auf der Webseite der Landesumweltagentur im Abschnitt Gewässerschutzplan zur Verfügung.

LPA/LPA

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