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Familienbeirat in Klausur

Wie können Familien in ihrer Erziehungs- und Beziehungskompetenz gestärkt werden? Wie lassen sich Familie und Beruf möglichst gut verbinden? Und wie können Familien durch finanzielle Leistungen unterstützt und entlastet werden? Diese drei Fragen standen im Mittelpunkt einer Klausursitzung, zu der sich der Familienbeirat des Landes unter dem Vorsitz von Landesrätin Waltraud Deeg getroffen hat.

Der neue Familienbeirat des Landes ist Ende vergangener Woche in der Fachschule Haslach zu einer ersten Klausursitzung zusammengetroffen - Foto: LPA/Karin Leiter

Zur Klausur waren sowohl die 19 effektiven Mitglieder als auch die Ersatzmitglieder eingeladen, so dass an die 30 Personen an dem Treffen teilnahmen. "Der Austausch in dieser Runde war mir wichtig, da so die Vielfalt der Familien in Südtirol in die Ideenwerkstatt einfließen kann", erklärt Landesrätin Waltraud Deeg.

Die Familienlandesrätin und Beiratsvorsitzende eröffnete die Klausur mit einem Blick auf das Familiengesetz und dessen Schwerpunkte. Familien frühzeitig stärken, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, Familien finanziell durch direkte und indirekte Leistungen zu unterstützen, die Vernetzung im Bereich Familie zu fördern und die Zeitpolitik zählte sie als wichtige familienpolitische Ziele auf. "Diese Themen decken sich stark mit den Ergebnissen der Diskussionsabende 'Familie ist Gespräch', den wir im vergangenen Jahr landesweit geführt haben", so Landesrätin Deeg.

Nach der Vorstellung der Familienagentur des Landes - in der seit Mai 2014 alle Familienagenden gebündelt sind - und deren Tätigkeitsprogramm für das laufende Jahr (Zusammenlegung der Familiengelder, Ausarbeitung von Gesamtkonzepten in den Bereichen "Familien stärken" und "Kinderbetreuung", Einführung eines Familienpasses, Durchführung einer Familienstudie und Ausrichtung einer Familienkonferenz) folgte eine Diskussion über die Rolle des Familienbeirats. Dieser fungiere als Ideenwerkstatt und Impulsgeber. Das Gremium wird in diesem Jahr drei Themen in den Brennpunkt stellen, nämlich die Stärkung von Erziehungs- und Beziehungskompetenz, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die finanziellen Leistungen. Diese drei Themen standen demnach auch im Mittelpunkt der Beiratsklausur. In drei Arbeitsgruppen wurden Ideen und Anregungen dazu gesammelt.

Um Familien früh zu stärken und Erziehungs- und Beziehungskompetenzen zu fördern, sei es notwendig, den Weg zu allen Familien zu finden. Die Erreichbarkeit der Familien, der Eltern, Kinder und Jugendlichen spielte dabei eine wichtige Rolle, war sich der Beirat einig, "da Bildungsangebote nicht nur bildungsinteressierte Familien erreichen sollen, sondern besonders auch bildungsferne". Gefragt seien neue, andere Zugänge, wobei Kinderärzte, Kindergarten und Schule ebenso wie die Gemeinde eine wichtige Rolle spielten. Partizipation sei dabei ebenso notwendig wie Vernetzung. "Durch Austausch lernen - voneinander und miteinander" - war die Aufforderung. Zudem sprach man sich für erlebnisorientierte Angebote, einen Perspektivenwechsel in der Prävention sowie eine verbesserte Zeitpolitik aus und warnte vor den Folgen von Isolation.

Eine ganze Reihe von Anregungen kam zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf: von der Zeitpolitik über die "wichtige" Rolle der Väter bis hin zur Kleinkind-, Sommer- und Nachmittagsbetreuung. Befürwortet wurde eine Gleichstellung der Eltern in öffentlichen und privaten Betrieben, eine rentenmäßige Absicherung von Erziehungszeiten und eine einjährige Arbeitplatzgarantie in der Privatwirtschaft. Hingewiesen wurde auch auf die Tatsache, dass Großeltern angesichts des angehobenen Renteneintrittsalters und der zunehmenden weiblichen Berufstätigkeit künftig als Betreuungspersonen nicht mehr wie bisher zur Verfügung stünden.

Klarheit und Durchblick schaffen, das wünscht sich der Familienbeirat schließlich, was die finanziellen Leistungen angeht. Welche direkten und indirekten Leistungen gewähren Land, Region, Staat, EU oder Unternehmen und wer kann sie beanspruchen? Zu den indirekten Unterstützungen, zu denen neben den Steuer- auch die Tarifbegünstigungen zählen, formulierte der Beirat verschiedene Bemerkungen. So sprach er sich für eine Wahlfreiheit zwischen Diensten und Geldleistungen, einen Tarifausgleich in den verschiedenen Diensten und einen Vorrang für arbeitende Eltern aus.

Von einer sehr ergebnisreichen Klausur an der sich alle Mitglieder mit Engagement beteiligt hätten, sprach im Anschluss Landesrätin Deeg. "Wir haben viele Ideen und Anregungen gesammelt. Einige davon wird die Familienagentur bei der Umsetzung der laufenden Projekte sofort berücksichtigen. Andere bedürfen einer genaueren Ausarbeitung mit dem Beirat", so die Familienlandesrätin nach der Klausur, "denn was Familien brauchen, sind vor allem drei Dinge: Zeit, eine unterstützende Infrastruktur und Einkommen. In Ergänzung hierzu ist auch der gesellschaftliche Schulterschluss der lokalen Player fortzusetzen, wobei der Familienbeirat eine wichtige Funktion innehat."

jw

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