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Kinderbetreuung: "Flächendeckendes und hochwertiges Angebot sichern"

Auf ein bedarfsorientiertes, flächendeckendes und hochwertiges Angebot zielen die neuen Leitlinien für den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung ab, die heute (27. August) von Familienlandesrätin Waltraud Deeg vorgestellt wurden.

Sie stellten die neuen Leitlinien vor (v.l.): Gudrun Schmid, Gertraud Girardi Battisti, LRin Deeg und Stefan Walder./Foto LPA rm

"Der Ausbau der Kinderbetreuung ist eine von vielen Maßnahmen, mit denen wir Familien unter die Arme greifen; gleichzeitig bleiben die finanzielle Unterstützung sowie die frühzeitige Stärkung, Bildung und Beratung von Familien wichtige Säulen der Familienpolitik des Landes", sagte Landesrätin Waltraud Deeg heute (27. August) bei der Vorstellung der Leitlinien für den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung. Sie wurden am vergangenen Dienstag (25. August) von der Landesregierung genehmigt und im Vorfeld eingehend mit allen Interessensgruppen und Sozialpartnern diskutiert. Ziel der neuen Leitlinien ist die Einführung eines koordinierten Systems der Betreuung von Kindern im Vorschulalter, mit besonderem Augenmerk auf die ersten Jahre. Dadurch soll unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert, die Chancengleichheit von Kindern unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern gewährleistet und der Armut durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf Vorschub geleistet werden.
Anhand einer Reihe von Daten zur Bevölkerungs- und Arbeitsmarktentwicklung in Südtirol machte die Familienlandesrätin auf die sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufmerksam: Aufgrund der demografischen Entwicklung und der anhaltenden Migration ist in den nächsten Jahren trotz steigenden Alters der Bevölkerung nicht mit einer Abnahme der Altersgruppe von null bis zehn Jahren zu rechnen. Die Zunahme neuer Familienformen und alleinerziehender Eltern sowie die steigende Frauenerwerbsquote (derzeit bei 68 Prozent) müsse ebenso berücksichtigt werden.

Angebot in jeder Gemeinde und einheitliche Standards

Die neuen Leitlinien sehen ein einheitliches Mindestangebot in jeder Gemeinde vor. Der Ausbau soll stufenweise erfolgen und sich am EU-Ziel von 33 Prozent orientieren. In Südtirol liegt die  Betreuungsquote derzeit bei 19 Prozent bzw. bei 25 Prozent einschließlich der Tagesmütter bzw. -väter. Weiße Flecken gibt es noch in 44 Gemeinden. Auch dort soll es bei Bedarf in Zukunft qualitativ hochwertige familienergänzende Betreuungsangebote geben. So setzen die neuen Leitlinien auf landesweit einheitliche Qualitätsstandards. "Eine eigene Kompetenzstelle, die bei der Landesfamilienagentur angesiedelt wird, soll sich um die Einhaltung der Richtlinien und Kriterien kümmern", betonte Stefan Walder, Leiter der Landesfamilienagentur. Einheitliche Qualitätsstandards sind auch für die Sommer- und Nachmittagsbetreuung für Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren vorgesehen, die sich in den letzten zehn Jahren aufgrund der steigenden Nachfrage und der finanziellen Unterstützung durch das Land sehr vielfältig entwickelt hat. Nicht zuletzt soll die Qualität und Kontinuität der Betreuung auch durch eine angemessene Entlohnung und Rentenversicherung des Betreuungspersonals, durch einheitliche Standards für die Ausbildung und regelmäßige Weiterbildung gewährleistet werden.

Neues Finanzierungsmodell bis 2017

Neu ist im Konzept schließlich, dass alle Formen der Kleinkindbetreuung, also Kinderhorte, Kitas und Tagsmütter bzw. -väter, von Land und Gemeinden mitfinanziert werden sollen. An einem gemeinsamen Arbeitstisch soll mit den Gemeinden verhandelt werden. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden. Angedacht sei laut Walder ein möglichst unbürokratisches Abrechnungsmodell mit drei Partnern: Land, Gemeinden und Familien. "Wichtig ist, dass die Kosten für alle Beteiligten gut planbar sind und für Familien möglichst günstig bleiben", so Landesrätin Deeg. Dabei seien die Familien nicht als Kostenfaktor zu sehen, sondern es müsse ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, sie zu unterstützen. Eine eigene Arbeitsgruppe wird bis Anfang 2017 ein neues  Finanzierungsmodell für die Kleinkinderbetreuung ausarbeiten. Weitere Maßnahmen, die unter anderem angegangen werden, sind unter anderem die Bedarfserhebung und Erstellung von Ausbau- und Entwicklungsplänen mit den Gemeinden, die Anpassung des Betreuungsschlüssels und der Gruppengrößen, die Erstellung von Richtlinien für die Entlohnung und Absicherung des Personals sowie die Überprüfung der Ausbildungsmodelle und die Festlegung von Qualitätsstandards in Abstimmung mit den Weiterbildungseinrichtungen.

Die neuen Leitlinien für die Kinderbetreuung wurden von einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet, der folgende Experten angehören:  Gertraud Girardi-Battisti, Christa Ladurner, Gerda Fulterer, Gerhard Mair und Gudrun Schmid.

rm

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