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Jahresrückblick Familienressort: Ja zu Familie erleichtern

Im Jahr 2015 standen im Familienressort des Landes die Bemühungen um eine stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Mittelpunkt - laut Landesrätin Waltraud Deeg "zentrale Voraussetzung für eine aktive Familienpolitik". Dazu zählen neben Kinderbetreuungsangeboten sowie Sommer- und Nachmittagsbetreuung auch Maßnahmen für die Förderung der Familienfreundlichkeit in Unternehmen.

Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll die Entscheidung für Kinder erleichtern./Foto LPA

"Investitionen in Familie sind Investitionen in die Zukunft", ist Familienlandesrätin Waltraud Deeg überzeugt. Ein Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in Südtirol und Europa zeige, dass Familiengründung für junge Paare längst keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Während Paare mit Kindern laut dem Landesinstitut für Statistik (ASTAT) im Jahr 1981 noch 53 Prozent aller Südtiroler Haushalte ausmachten, so waren es 2014 nur mehr 28,4 Prozent, während 35,2 Prozent der Haushalte aus allein lebenden Personen besteht. "Um dem entgegenzuwirken, müssen wir die Voraussetzungen schaffen, damit Familie nicht als Hindernis, sondern als selbstverständlicher Bestandteil des beruflichen und gesellschaftlichen Alltags erlebt wird", ist Familienlandesrätin Waltraud Deeg überzeugt. Dies zeigt auch die Erfahrung anderer Länder: Wo die Balance zwischen Beruf und Familie unterstützt wird, steigt auch die Geburtenraten, so etwa in Frankreich, dem EU-Land mit der höchsten Geburtenrate.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als zentrales Vorhaben

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stand daher auch im Jahr 2015 im Mittelpunkt der Aktivitäten des Familienressorts und der Familienagentur des Landes. Eines der zentralen Themen im heurigen Arbeitsjahr war die familienunterstützende Kinderbetreuung. "Nach intensiver Vorarbeit und breiter Einbindung zahlreicher Akteure ist es uns gelungen, den Weg für den qualitativen und quantitativen Ausbau der familienunterstützenden Kinderbetreuung zu ebnen. Auch damit wollen wir zu einer besseren Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf beitragen", sagt Familienlandesrätin Waltraud Deeg. Stärker als bisher gelte es in Zukunft die Thematik der Vereinbarkeit zu einem Thema weiterzuentwickeln, das beide Elternteile gleichermaßen betrifft. "Im Moment sind es vor allem die Mütter, die sich mit der Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben auseinandersetzen müssen. Wir wollen hier eine Veränderung herbeiführen, indem Familien, in denen beide Elternteile ein Mindestmaß an Elternzeit beanspruchen, eine zusätzliche finanzielle Unterstützung in Anspruch nehmen können", erklärt die Landesrätin. Der höhere Lohnausfall des besser verdienenden Elternteils soll dadurch ausgeglichen und somit der Anreiz dafür geschaffen werden, dass beide Elternteile die Elternzeit in Anspruch nehmen.

Kinderbetreuung: mehr Angebote und hohe Qualität

Über die Familienagentur wurden im Jahr 2015 verschiedene Einrichtungen unterstützt, die Kleinkinderbetreuung anbieten, wie Kindertagesstätten, Tagesmutterdienste und Kinderhorte. "Fast drei Millionen Euro wurden für den Dienst der rund 200 Tagesmütter und Tagesväter bereitgestellt", erklärt Stefan Walder, Direktor der Familienagentur. Durch weitere 1,8 Millionen Euro konnte die Anzahl der Kindertagesstätten auf 66 erhöht werden und 13 Kinderhorte mitfinanziert werden. Die Weiterentwicklung der familienunterstützenden Kinderbetreuung war auch Thema der diesjährigen Familienkonferenz der Familienagentur am 24. September, bei der Fachleute aus dem In- und Ausland über Qualitätsstandards, Erfahrungswerte und verschiedene Formen der Kinderbetreuung referierten. Landesrätin Deeg möchte das Angebot noch weiter ausbauen und vor allem bei der Qualität ansetzen: Dazu wurden im abgelaufenden Jahr neue Leitlinien für den quantitativen und qualitativen Ausbau der Kinderbetreuung erarbeitet und von der Landesregierung am 25. August genehmigt. Diese sehen ein einheitliches Mindestangebot von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren in jeder Gemeinde vor. Der Ausbau soll stufenweise erfolgen und sich am Bedarf vor Ort orientieren. Die neuen Leitlinien setzen auf landesweit einheitliche Qualitätsstandards. Ab 2017 soll auch ein neues Finanzierungsmodell umgesetzt werden, das derzeit gemeinsam mit Vertretern der Gemeinden und dem Gemeindenverband ausgearbeitet wird. "Wichtig ist, dass die Kosten für alle Beteiligten gut planbar sind und für Familien möglichst günstig bleiben", so Landesrätin Deeg.

Mehr Angebote für Sommer- und Nachmittagsbetreuung

Die Nachfrage für familienunterstützende Kinderbetreuung steigt auch in der kindergarten- und schulfreien Zeit. Im Sommer 2015 wurden über 250 Sommerbetreuungsangebote für Kinder im Alter von vier bis 14 Jahren von der Familienagentur mit insgesamt 4,7 Millionen Euro gefördert, insgesamt beteiligten sich daran über 57.000 Kinder, 6.000 mehr als 2014. Die Anzahl der Angebote für die Nachmittagsbetreuungsangebote ist indes auf rund 100 angestiegen, dadurch konnten 2015 rund 4.000 Kinder betreut werden. Dafür hat das Familienressort 1,9 Millionen Euro bereitgestellt. Neben der Förderung der Angebote für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch die finanzielle Unterstützung ein familienpolitischer Schwerpunkt. Familien mit Kindern bis zu drei Jahren konnten auch heuer mit dem Landesfamiliengeld von monatlich 200 Euro rechnen. Im kommenden Jahr sollen die Weichen für den Übergang des regionalen Familiengeldes an das Land gestellt werden. Zudem wird die Familienagentur die Einführung von sogenannten Vouchern für Familien vorantreiben, welche für die Bezahlung von Betreuungsdiensten genutzt werden können.

2016 kommt der Familienpass

Als weitere Maßnahme zur finanziellen Entlastung der Familienkassen steht die Einführung eines Familienpasses auf dem Plan: Dieser soll Familien Ermäßigungen bei verschiedenen öffentlichen und privaten Leistungen und Betrieben ermöglichen. Im Frühjahr 2015 hat die Landesregierung die Kopplung dieser Vorteilskarte an den Südtirol Pass family gutgeheißen. In der Folge hat die Familienagentur die Weichen hierfür gestellt und intensive Gespräche mit Partnern aus der Wirtschaft sowie mit den Euregio-Ländern Tirol und Trentino geführt. "Mit dem Familienpass, der sich im Bundesland Tirol bereits seit Jahren bewährt hat, werden unsere Südtiroler Familien finanziell entlastet, gleichzeitig wird die lokale Wirtschaft unterstützt", ist Landesrätin Deeg überzeugt.

Familie frühzeitig stärken: Bildung, Beratung und Netzwerkarbeit

Nach wie vor setzt das Familienressort auf die frühzeitige Unterstützung von Familien. "Es geht dabei um Information, Unterstützung bei Erziehungsfragen oder Begleitung durch schwierige Situationen. "Wir wollen den Familien das Wissen und die Fähigkeiten vermitteln, eventuell auftauchende Probleme abzufedern oder sich frühzeitig Unterstützung zu holen", sagt die Familienlandesrätin. Die Familienagentur investierte im Jahr 2015 3,6 Millionen Euro und unterstützte damit rund 80 Organisationen, welche Bildungs- und Beratungsangebote für Familien anbieten. Eine Million Euro ging allein an die über 20 Eltern-Kind-Zentren in Südtirol. Insgesamt zählt man in der Familienagentur derzeit rund 100 Beitragsanträge im Jahr. Das Angebot soll in naher Zukunft noch weiter entwickelt werden, unter anderem durch eine engere Vernetzung zwischen den bestehenden Anbietern. 2016 steht zudem die Umsetzung des ersten Maßnahmenpaketes zum Bereich "Trennung und Scheidung" an, das im Laufe des Jahres 2015 im Rahmen des ressortübergreifenden Projektes "Familie stärken" ausgearbeitet wurde. Dabei haben sich die Projektpartner spezifisch mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Im  kommenden Jahr wird dann der Fokus auf die Zeit von der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes gelegt.

Familie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

"Im ablaufenden Jahr konnten wir viele Projekte zur Förderung und Unterstützung der Familien voranbringen. Es muss aber klar sein, dass Familienanliegen immer auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind. Alle sind gefordert, sich für eine familienfreundliches Umfeld einzusetzen, damit Paare den Mut aufbringen, eine Familie zu gründen und das Aufziehen von Kindern nicht zu einem Drahtseilakt wird", fordert Landesrät Deeg abschließend.

rm

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