Lehrpersonen der Sprachenzentren treffen sich zu gemeinsamer Tagung

Die Lehrpersonen der Sprachenzentren haben das neue Schuljahr mit einer gemeinsamen Tagung begonnen. Senator Francesco Palermo sprach über Migration und Schule.

Die Sprachlehrer der Sprachzentren trafen sich heute zur Eröffnungstagung. Landesrat Tommasini und die Schulamtsleiter nahmen an der Konferenz ebenfalls teil. Foto: LPA/me

Die Sprachenzentren sind Teil der Pädagogischen Beratungszentren und unterstützen die Schulen und Kindergärten bei der Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, um diesen den Zugang zum Bildungsweg zu erleichtern. Dabei bieten sie Beratung im Bereich Sprachförderung und interkulturelle Bildung an. Sie organisieren in Zusammenarbeit mit den Schulen Sprachkurse für Kinder und Jugendliche mit anderen Erstsprachen und arbeiten in Netzwerken mit verschiedenen Institutionen zusammen. Ihre Tätigkeit üben die Sprachenzentren sprachgruppenübergreifend für die verschiedenen Bildungssysteme des Landes aus.

Zum Auftakt ins neue Bildungsjahr trafen sich die Sprachlehrpersonen heute (5. September) an der Eurac in Bozen zu einer gemeinsamen Eröffnungskonferenz. Neben Landesrat Christian Tommasini, den Schulamtsleitern Peter Höllrigl, Nicoletta Minnei und Roland Verra sowie Bereichsdirektor Rudolf Meraner war diesmal auch Senator Francesco Palermo anwesend, der einen Vortrag über Minderheiten, Migration und Schule hielt und unter anderem darauf hinwies, dass sich hinter dem Begriff "Migrationshintergund" eine große Vielfalt verbirgt.

Der italienische Bildungslandesrat und Landeshauptmannstellvertreter Christian Tomasini hob die fundamentale und strategische Bedeutung der Sprachenzentren hervor. "In unseren Schulen ist die kulturelle Vielfalt mittlerweile zur Realität geworden", erklärte Tommasini und warnte vor populistischen Tendenzen, die sich in vielen Ländern Europas bemerkbar machen. Er betonte, dass alle Kinder gleich sind und Identität nicht etwas Starres oder Unveränderliches sei. "Wir müssen uns dafür einsetzen, eine inklusive und offene Gesellschaft aufzubauen und Perspektiven zu schaffen“", forderte der Landesrat.

Der deutsche Schulamtsleiter Peter Höllrigl lobte die Sprachenzentren als bedeutende Einrichtung für das Zusammenleben. "Es ist nicht immer einfach, gemeinsam zu arbeiten, aber wir haben keine andere Chance", sagte Höllrigl, "Es ist wichtig, Netzwerke zwischen dem deutschen, italienischen und ladinischen Schulamt zu spinnen und zu spannen."

Auf die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Schulämtern bei der Bewältigung der Herausforderungen in Zusammenhang mit der Immigration machte auch die italienische Schulamtsleiterin Nicoletta Minnei aufmerksam. Sie führte an, dass alleine an den italienischen Schulen jährlich etwa 250 Schülerinnen und Schüler neu dazukommen, nachdem das Schuljahr bereits begonnen hat – ca. 95 % davon seien Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergund.

Dass die Komplexität an den ladinischen Schulen besonders groß ist, stellte der ladinische Schulamtsleiter Roland Verra fest und hob in diesem Zusammenhang die Verdienste der Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer hervor.

"Erstmals haben dieses Jahr über 2000 Schülerinnen und Schüler an den Sommersprachkursen teilgenommen", berichtete Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung und bedankte sich bei den Sprachlehrern, die auch bei diesen Angeboten involviert sind. Insgesamt konnten in den Sommermonaten 223 Sprachförderkurse abgehalten werden. Diese richten sich an Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und erfreuen sich von Jahr zu Jahr steigender Beliebtheit. Besonders großen Anklang fanden mit 81,5 % der Teilnehmer die Deutschkurse, während 18,5 % der Teilnehmer einen Italienischkursen besuchten. Dabei ist festzuhalten, dass die Deutschkurse auch von zahlreichen Schülerinnen und Schülern besucht wurden, die im Vorjahr eine italienische Schule besuchten. Von den angebotenen Kursen waren 40 Intensivkurse für insgesamt 227 sogenannte "Quereinsteiger" – also für Schülerinnen und Schüler, die erst seit Kurzem im Südtiroler Schulsystem sind. Gerade letztere Kurse stellen eine wertvolle Start- und Orientierungshilfe dar. Von den Intensivkursen waren 25 Deutsch- und 15 Italienischkurse.

Senator Francesco Palermo sprach schließlich über europäische Erfahrungen und Südtrioler Perspektiven im Bereich von Minderheiten, Migration und Schule. Er stellte fest, dass das Recht auf Erziehung der Kinder mit Migrationshintergund im Völker- und EU-Recht, aber auch im italienischen Rechtssystem verankert ist. "Sprache ist ein Mittel zur Integration", erläuterte Senator Palermo, "Sprache ist aber nicht der einzige Aspekt, der die Identität eines Menschen bestimmt. Vielmehr kann sich eine Person auch gleichzeitig mit mehreren Gruppen identifizieren. Sprache allein genügt nicht, um das Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen". Seiner Meinung nach sei es besonders wichtig, bei der Integration auch die Ursprungsgesellschaft zu berücksichtigen, und diese könne von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Das Denken in Kategorien birgt laut Palermo eine Gefahr in sich und hat die Bildung von Hierarchien zur Folge, was wiederum zu Konflikten führen kann. Das Schulsystem basiere häufig auf der "Fiktion von Homogenität" – und in Südtirol gebe es sogar eine doppelte Homogenität, was die Situation noch zusätzlich komplexer macht. Die Sprachlehrer verglich er in diesem Zusammenhang mit "Rauchmeldern", die bereits frühzeitig merken, wenn etwas nicht richtig funktioniert. Abschließend stellte er fest, dass Vielfalt zunehmend zur Regel wird, gleichzeitig seien die Regeln aber noch nicht ausreichend vielfältig.

me

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