Archivale des Monats

November 2011: Akten der Bergbaubehörden 1883-1972

Akt aus der k. k. Bergverwaltung Klausen, Unterlagen zum Bergbau am Schneeberg

Das Recht Erz zu schürfen, das sogenannte Bergregal, war im Hochmittelalter ein königliches Hoheitsrecht, das 1189 bzw. 1207/17 an die Fürstbischöfe von Trient und Brixen verliehen wurde. Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert hatte der Tiroler Landesherr das Bergregal inne und verlieh es an private Unternehmer, sogenannte Gewerken.
Um 1420 begann die große Blüte des Tiroler Bergbaus, die bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts währte. 1427 erließ Herzog Friedrich IV. eine erste Bergordnung für die Bergwerke in Gossensaß und Sterzing, es folgten weitere für andere Reviere, allen voran Schwaz, das ertragreichste und wichtigste Bergwerk in Tirol. Die Reviere waren seit dem 15. Jahrhundert mehreren Berggerichten zugeordnet, denen jeweils ein Bergrichter für die Rechtssprechung im Bergwesen und die Einhaltung der Bergordnung vorstand.
Abgebaut wurden vor allem Kupfer und Silber, aber auch Eisen, Blei, Magnesit, Asbest u.a Mitte des 17. Jahrhunderts übernahm der Staat den Betrieb der Bergwerke. In Schwaz wurde 1650 ein oberstes Bergamt mit einem Obristbergmeister eingerichtet, der ab 1760 den Titel eines Bergwerksdirektor führte. Ihm zur Seite standen periphere Beamten in den verschiedenen Bergwerksverwaltungen, die über den Abbau der Bodenschätze wachten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gingen die Erträge weiter zurück. Einige Bergwerke wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgelassen, andere folgten in den darauf folgenden Jahrzehnten.

Der Bestand „Akten der Bergbaubehörden 1883–1972“ im Südtiroler Landesarchiv umfasst Akten der k. k. Bergverwaltung Klausen, später Regia Amministrazione Chiusa, Unterlagen zum Bergbau am Schneeberg, Akten des Bergbauamtes/Ufficio Minerario in Trient und Kartenmaterial.
Aus diesem Bestand stammt auch der vorliegende Vorfallenheitsrapport vom Juli 1913, in dem der Leiter der k. k. Bergwerksverwaltung Klausen, Oberbergkommissär Oskar Nowak, dem k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten über den Erzabbau im Bergwerk Schneeberg in Ridnaun Bericht erstattet. Diese Rapporte wurden pro Lohnperiode, das heißt zweiwöchentlich, verfasst und gaben detailliert Auskunft über die Ausbeute an erzhaltigem Material oder die Zusammensetzung des Gesteines.
Das Bergwerk am Schneeberg, zwischen Passeier und Ridnaun gelegen, wird in Schriftquellen erstmals 1237 erwähnt und erreicht seine größte Blüte in der Zeit um 1500. Abgebaut wurden vor allem Silber, Blei und ab 1870 Zinkblende. Am Talschluss von Ridnaun entstand Ende des 19. Jahrhunderts eine umfangreiche Erzaufbereitungsanlage, die in den 1920er Jahren modernisiert und erweitert wurde. Im Zuge der europaweiten Bergbaukrise Ende der 1970er Jahre wurde das Bergwerk 1985 endgültig aufgelassen und wenige Jahre später in ein Besucherbergwerk mit Schaustollen umgewandelt.

Evi Pechlaner

GS