Archivale des Monats

Oktober 2012: Verlassenschaftsinventar der Sara Worperger 1620

Inventare des Mittleren Pustertals, 17.-18. Jahrhundert

Verlassenschaftsinventar 1620

Zur Gründungsausstattung des Südtiroler Landesarchivs gehört auch ein umfangreicher Bestand an Verlassenschafts- und Stellungsinventaren des 17. und 18. Jahrhunderts, die vornehmlich aus dem Gebiet des mittleren Pustertales stammen (St. Michaelsburg, St. Lorenzen, Pfalzen usw.). Aus unbekanntem Grund wurden diese nicht in die Verfachbücher eingebunden, sondern als eigene Reihe im Gerichtsarchiv getrennt abgelegt.
Den größten Teil des Bestandes machen Verlassenschaftsinventare aus. Bei Todesfällen entsandte der zuständige Pflegsverwalter auf Meldung der Dorfgemeinschaft seinen Gerichtsschreiber und zwei Bürger als Sachverständige ins Haus des oder der Verstorbenen, um für die bevorstehende Erbteilung das gesamte Hab und Gut aufzunehmen. Erfasst wurden liegende Güter (Häuser, Felder, Äcker) ebenso wie Haustiere, Hausrat, Kleider, Schmuck, Geld und briefliche Gerechtigkeiten (etwa Kaufbriefe).
Eine kleine Kuriosität bietet ein schmales Inventar von 1620: Zwischen seinen Seiten fand sich bei der Erschließung noch der gespitzte Gänsekiel, mit dem es wohl geschrieben wurde.
Es handelt sich um das „Inventari weillendt Sara Worpergerin, Petern Oberhambers Ehewirtin, seligen, verlassne Rugg vnd Leibclaider, Fraunzierden, Schazgelt, Pedt-Leingewanndt vnd dergleichen betreffent". Sara Worperger besaß eine gut bestückte Kleidertruhe, in der unter anderem mehrere verschiedenfarbige Röcke, fünf teilweise samtene Wämser, eine braune und eine schwarze Joppe, ein schwarzer „Weibermantel", sechs Blusen, verschiedene Tüchlein, zwei bunte Häubchen und eine Bandhaube verwahrt waren. In einer kleinen Truhe befanden sich zwei korallene Paternoster, einer davon mit 22 silbernen Perlen, ein schwarzes Paternoster mit silbernem Agnus Dei, ein Samtgürtel mit sechs Silberspangen und anderes mehr. Die sehr detaillierten Auflistungen der Besitztümer von Männern und Frauen stellen eine wichtige Quelle für die Erforschung der Lebenswelt in der Frühen Neuzeit dar.

Evi Pechlaner

KC

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