Archivale des Monats

März 2013: Die Armenstiftung der Kraus von Sala - Almosenbewilligungen

Archiv der Armenstiftung der Kraus von Sala zu Kastelruth

Almosenbewilligung- Armenstiftung der Kraus von Sala zu Kastelruth

Der ungarische Adlige Michael Fodor von Sala (Fodor de Szalla), der in jungen Jahren an den Türkenkriegen teilgenommen hatte, übersiedelte 1554 nach Tirol, wo er die um einige Jahre ältere Witwe Barbara Preu von Luseneck ehelichte. 1556 wurde er wolkensteinischer Gerichtspfleger zu Kastelruth und brachte es unter anderem durch Kreditgeschäfte zu einigem Wohlstand. Kurz vor seinem Tod 1588 errichtete er mit einem Kapital von 6500 Gulden eine Stiftung, deren Zinsen zur Unterstützung Bedürftiger verwendet werden sollten.
Michael Fodor von Sala erhielt 1563 mit einer Adelsbestätigung und einer Wappenbesserung die Erlaubnis, sich „Kraus Fodor von Sala" zu nennen, nach der ungarischen Wortbedeutung von fodor =  Krause oder Rüsche. Da Michaels Ehe kinderlos blieb, setzte er zwei seiner Neffen als Erben ein, die zu den Stammvätern des bis ins 19. Jahrhundert blühenden Geschlechts wurden. Das von ihnen am Dorfplatz von Kastelruth errichtete Haus wurde 1607 zum adligen Ansitz „Krausegg" gefreit, heute dient es als Rathaus.
Die „Krausische Stiftung", die bis in das 20. Jahrhundert existierte, wurde in der Folgezeit von Mitgliedern der Familie Kraus weiter aufgestockt. Mit der Verwaltung des Stiftungsvermögens und der Erstellung der Jahresabrechnungen war ein eigener Amtmann - meist der Gerichtsschreiber von Kastelruth - betraut, während die Gewährung von Beiträgen oder Anleihen aus dem Stiftungsfond vom jeweiligen Pfleger und dem Ortspfarrer gemeinsam beschlossen wurden. In den Scheinen, mit denen der Pfarrer und der Landrichter die Beiträge gewährten, begegnen ganz verschiedene Personen, z. B. mittellose Veteranen, bedürftige Handwerker oder arbeitsunfähige und gebrechliche Menschen, denen kleine Geldsummen zur Verfügung gestellt wurden. Einige dieser Scheine aus dem Jahr 1813 werden als Archivale des Monats März vorgestellt.
Von der „Armenstiftung der Kraus von Sala zu Kastelruth", deren Akten ursprünglich im Bezirksgericht Kastelruth aufbewahrt wurden, gelangte ein kleiner Teil der Unterlagen um 1900 an das Innsbrucker Statthaltereiarchiv, 1919 /20 wurden die Archivalien an das neu errichtete Staatsarchiv von Bozen abgetreten, seit 1986 gehören sie zu den Beständen des Südtiroler Landesarchivs. 

Evi Pechlaner

KC

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