Archivale des Monats

Dezember 2013: Die Entwicklung des Wintertourismus im Spiegel von Ansichtskarten

Sammlung Ansichtskarten

Sammlung Ansichtskarten, Nr. 303

Kuraufenthalte, Sommerfrische und Bergsteigen - mit diesen Schlagwörtern könnte man den frühen Tourismus in Südtirol umschreiben, dessen Wurzeln in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegen und der in der Belle Époque mit der Errichtung von Grandhotels einen ersten Höhepunkt erlebte. Bei den Urlaubsgästen, die den Sommer in den Bergen verbringen konnten, handelte es sich damals nahezu ausschließlich um gehobenes Publikum. Der Wintertourismus spielte bis in die Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg keine nennenswerte Rolle, erst dann entdeckten immer mehr Gäste, befeuert auch durch die Olympischen Winterspiele, den Zauber der verschneiten Bergwelt; fehlende Infrastruktur machten das Skifahren freilich noch zu einer körperlich sehr herausfordernden Angelegenheit.

Zu einem Massenphänomen wurden Wintersport und Wintertourismus erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge des sogenannten Wirtschaftswunders. Zwischen den 1950er und den 1970er Jahren entstand eine große Anzahl von Aufstiegsanlagen, vor allem von Sesselliften. Der wachsende Zustrom von Wintergästen erforderte überdies eine Erweiterung der Bettenkapazitäten: Zahlreiche Hotels wurden gebaut und bereits bestehende Gästehäuser und Pensionen erweitert, wodurch sich das Ortsbild vieler Dörfer stark veränderte. Die Aufbruchsstimmung jener Jahre spiegelt sich auch in den zeitgenössischen Ansichtskarten. Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem tief verschneite, menschenleere Winterlandschaften ein beliebtes Motiv, so bevorzugt man in den 1960er und 1970er Jahren Ansichten von Skipisten, Aufstiegsanlagen und großen Wintersporthotels, gerne wurden auch ausgedehnte und meist gut belegte Parkplätze absichtsvoll ins Bild gerückt, um Modernität und Erreichbarkeit zu suggerieren. Eine Ansichtskarte des Skigebietes Seiser Alm dient hier als Beispiel für viele andere ihrer Art: Vor dem Hintergrund des Schlern reiht sich vor dem modernen Gebäude des Plaza Hotels ein Auto an das andere.

Evi Pechlaner

PT

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