Archivale des Monats

Jänner 2014: Der Ansitz Freyenthurn in Mühlbach (heute Herz-Jesu-Institut) im Wandel der Zeit

Familienarchiv Preu von Korburg und Lusenegg

Familienarchiv Preu von Korburg und Lusenegg

Am 23. April 1833 berichtet Ing. Johann Blitzburg an das Kreisamt für das Eisack- und Pustertal, er habe im Ansitz Freyenthurn in Mühlbach einen Lokalaugenschein durchgeführt, um zu prüfen, ob sich das Anwesen als Aufbewahrungsort für die Depositenkassa des Landgerichts Mühlbach eigne. Das Urteil fiel rundweg positiv aus, lediglich die Eisentür müsse etwas verstärkt und der Tresor auf zwei in die Mauer eingelassene Stahlbalken geschraubt werden.
Der Ansitz war zum Zeitpunkt des Berichts bereits seit längerem Sitz des Landgerichts Mühlbach und Eigentum von Ignaz Theodor von Preu zu Korburg und Lusenegg. Knapp einen Monat zuvor - im März 1833 - war Karl von Martony, Festungsbaudirektor für Tirol und damit Verantwortlicher u. a. für den Bau der Franzensfeste, mit von Preu übereingekommen, die Festungsbaukassa in einem sicheren Gewölbe des Ansitzes unterzubringen. Dort wurde sie - so berichtet Ing. Blitzburg - von zwei Soldaten bewacht.
Der Ansitz Freyenthurn, dessen ältester Teil, der Turm, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Friedrich von Rodank errichtet worden war, erlebte eine wechselvolle Besitzergeschichte. 1568 kam das Anwesen an Georg Enzenberger, Zöllner an der Mühlbacher Klause, der es um mehrere Zubauten erweiterte; 1578 wurde Enzenberger mit dem Prädikat „von Freienthurn" in den Adel erhoben. Im Erbwege kam der Ansitz 1771 in den Besitz der Vintler, die ihn 1790 an die Preu von Korburg verkauften. Als Ignaz Theodor von Preu in den 1830er Jahren das Amt eines Landrichters von Brixen antrat, scheint er seinen Wohnsitz von Mühlbach nach Brixen verlegt zu haben, woraufhin Freyenthurn nur mehr als Amtssitz des Landgerichts Mühlbach in Verwendung stand und zeitweise auch als Aufbewahrungsort für Kassentresore adaptiert wurde.
1856 verkauften die Erben Ignaz Theodors das leer stehende Anwesen an die Tertiarschwestern von Brixen, die aus dem Ansitz eine Mädchenschule machten und somit einer völlig neuen Verwendung zuführten. Noch heute bewohnen die Schwestern Ansitz Freyenthurn; das von ihnen gegründete „Herz-Jesu-Institut" ist noch immer eine private, mittlerweile jedoch rechtlich gleichgestellte Mittelschule.

Evi Pechlaner

PT

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