Archivale des Monats

September 2014: Ein Amtsbuch der Deutschordenskommende in Bozen

Amtsbücher der Deutsch-Ordens-Landkommende Weggenstein

Monatsrechnung der Deutsch-Ordens-Landkommende Weggenstein (1790/91)

Um 1399/1408 verlegte der Deutsche Orden den Sitz seiner Kommende in Bozen wegen der ständigen Hochwassergefahr von der Eisackbrücke in den Ansitz Weggenstein, der noch heute in seinem Besitz ist. Der Deutsche Orden ist seit dem frühen 13. Jahrhundert in Bozen präsent, seit dem späteren 13. Jahrhundert war die Kommende Verwaltungszentrum der Ballei „An der Etsch und im Gebirge", d. h. der Tiroler Deutschordensprovinz. Das hier sitzende Balleikapitel und der Landkomtur waren für die Aufnahme neuer Ordensritter, die Verwaltung der Ordenspfarreien und die Führung des gesamten Liegenschaftsverkehrs der Ordensprovinz zuständig. Aus diesem Grund umfasst der im Südtiroler Landesarchiv verwahrte Bestand neben den Amtsbüchern der Bozner Landkommende und des Balleikapitels auch Rechnungsbücher anderer Kommenden, Lengmoos, Schlanders und Sterzing von 1603 bis 1890. Es handelt sich vor allem um jährlich angelegte Bücher der Wirtschaftsführung und Rechnungslegung.
1809/10 wurde die Ballei aufgelöst, zahlreiche Güter wurden veräußert. Nach der Wiedererrichtung des Ordens 1817 wurden nur Teile des ursprünglichen Liegenschaftsbesitzes restituiert. Bei der Auflösung waren achtzehn Kisten mit Akten nach Trient gebracht worden, von wo sie 1821 nach Bozen zurückkehrten. Ein Teil der Archivalien der Ballei an der Etsch und im Gebirge wird heute in Lana verwahrt, der größte Teil aber im Deutschordenszentralarchiv in Wien. Auf heute nicht mehr rekonstruierbaren Wegen gelangten die Amtsbücher im 19. Jahrhundert in den Besitz des Sebastian Unterkofler, Bauer zum Fuchs im Loch im Gries. 2011 konnten sie vom Südtiroler Landesarchiv käuflich erworben werden.
Einige der Amtsbücher weisen Beschädigungen durch Bombensplitter aus dem Zweiten Weltkrieg auf, im Amtsbuch von 1790/91 steckten die Splitter noch zwischen den Seiten. Bei Bombenangriffen der Allierten war auch die Landkommende schwer beschädigt worden. Zum 800-jährigen Jubiläum des Deutschen Ordens 1991 wurden Kommende und die St.-Georgs-Kirche umfassend restauriert.


Evi Pechlaner

PT

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