Archivale des Monats

April 2015: Die Regulierung der Etsch

Bestand Bonifizierungskonsortium Passer-Eisackmündung

Bonifizierungskonsortium Passer-Eisackmündung Nr. 79

In weiten Schleifen mäandrierend und mit zahlreichen Seitenarmen floss die Etsch viele Jahrhunderte lang unverbaut durch ihr Tal. Regelmäßig wiederkehrende Überschwemmungen verwüsteten Talsiedlungen, unterspülten Landstraßen und verwandelten Felder, Auen und Möser in unfruchtbares Sumpfland. Lokal errichtete, kleinteilige Uferschutzbauten halfen wenig gegen übermächtige Naturgewalten.
Obwohl die Regierung in Wien bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Notwendigkeit einer umfassenden Flussregulierung erkannt hatte, wurden erst über ein halbes Jahrhundert später effektive Maßnahmen zur Verbauung der Etsch gesetzt. Mit finanzieller Unterstützung durch die Zentralbehörden sollte eine Regulierung des Flusses zwischen Meran und San Michele, später bis nach Sacco, umgesetzt werden. Die zu verbauende Strecke wurde 1879 in drei Sektionen geteilt: I. Passer-Eisackmündung, II. Gmund-San Michele und III. San Michele-Sacco; der Flussabschnitt zwischen der Eisackmündung und Gmund wurde 1882 als Sektion Ia nachträglich eingefügt.
Ein Spezialkommissär leitete die Bauarbeiten der Sektion Passer-Eisackmündung, wobei zwischen 1879 und 1889/90 das Flussbett der Etsch zwischen Meran und Bozen begradigt und mittels stabiler Uferdämme eingefasst wurde. Erst dadurch wurde die Errichtung der Bahnlinie Bozen-Meran möglich.
Ein Plan des Sigmundskroner Durchstiches (s. Abb.), der zwischen 1882 und 1885 ausgeführt wurde, veranschaulicht die Begradigung des Flusses durch Umleitung in ein neu ausgehobenes Flussbett, während der alte Flussarm verlandete und in landwirtschaftlich nutzbare Flächen umgewandelt wurde. Als Bauleiter zeichnete bei diesem Projekt der k. k. Ingenieur Carl Neuner.
In den einzelnen Sektionen gab es Etschregulierungs-Genossenschaften, die die Bauarbeiten mitfinanzierten und nach Abschluss der Arbeiten in Etschregulierungs-Erhaltungs-Genossenschaften umgewandelt wurden. Sie waren für die Pflege und Erhaltung der Uferschutzbauten zuständig. Als in den 1920er und 1930er Jahren der italienische Staat den Genossenschaft diese Aufgaben entzog und dem Staatlichen Wassermagistrat (Genio Civile) übertrug, fanden die Genossenschaften in der Bonifizierung des Talbodens ein neues Aufgabengebiet. Aus der Etschregulierungs-Erhaltungsgenossenschaft Passer-Eisackmündung wurde so 1931 das heute noch existierende Bonifizierungskonsortium Passer-Eisackmündung.

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