Archivale des Monats

Oktober 2015: Ein Urbar von Schloss Summersberg

Bestand Schloss Summersberg, Gufidaun, Nr. 5

Bestand Schloss Summersberg, Gufidaun

Der Bestand „Schloss Summersberg, Gufidaun" im Südtiroler Landesarchiv enthält neben Urkunden auch eine nicht vollständige Reihe von Urbaren von Schloss Summersberg und der Herrschaft Gufidaun aus den Jahren von 1544 bis 1772. Urbare sind in Buchform systematisch angelegte Güter- und Abgabenverzeichnisse und bilden für die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grundherrschaften ein zentrales Instrument der Wirtschaftsführung und Verwaltung, so auch das für Johann Baptist Graf von Wolkenstein- Trostburg, Gerichtsherr der Herrschaft Gufidaun, angelegte Urbar der Jahre 1670 bis 1672, in dem die grundzinspflichtigen Höfe und die von ihnen zu erbringenden Abgaben verzeichnet sind.
Für die Erbauung einer neuen Burg auf der Erhebung Summersberg hatte der Gufidauner Richter Georg von Vilanders am 1. Oktober 1329 vom Tiroler Landesherrn, Herzog Heinrich von Kärnten, die Erlaubnis erhalten; ein um 1210/11 erstmals erwähnter Vorgängerbau dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits abgekommen sein. Georg erhielt darauf die neue Burg zu Lehen und mehrte so seine Gufidauner Positionen, hatte er doch bereits den großen Turm zu Gufidaun, d. h. den ursprünglichen Gerichtssitz lehensweise inne. Die ältere Feste Gufidaun dürfte nach Errichtung von Summersberg zusehends an Bedeutung verloren haben, sodass um die Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Ritteradeligen Gufidauner Summersberg übernahmen, dieses auch Sitz des Gerichtes Gufidaun wurde. 1432 heiratete Anton von Thun in zweiter Ehe Dorothea von Gufidaun, deren Erben die Burg mehr als einhundert Jahre innehatten. 1551 gingen Summersberg bzw. die Gerichte Gufidaun und Villanders an Hans Trautson zu Pfand, ab 1591 kamen sie für kurze Zeit an Kardinal Andreas von Österreich und Markgraf Carl von Burgau, Söhne Erzherzog Ferdinands II. 1619 übernahm Engelhard Dietrich von Wolkenstein-Trostburg Summersberg und die Herrschaft Gufidaun als Pfandlehen. Franz de Paula Graf Wolkenstein-Trostburg verkaufte 1814 die inzwischen allodifizierten Güter, wobei seine Schwester Maria Anna Gräfin Arz-Vasegg die Güter in Gufidaun erwarb. Nach ihrem Tod 1828 fiel Schloss Summersberg an ihre Erben, die es 1857 an Michael Kasseroler, Schlossbauer in Gufidaun, veräußerten. Als sein Sohn und Erbe 1879 starb, verkaufte dessen Witwe das Schloss 1880 an den Innsbrucker Universitätsprofessor Ignaz Vinzenz Zingerle, dessen Nachkommen die Burg nach wie vor besitzen.

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