Archivale des Monats

„Eingeschneit“ – Eine Propagandabildpostkarte aus dem Ersten Weltkrieg

Sammlung Helene Oberleiter, Nr. 795.

Propagandapostkarte

Propaganda spielte im Ersten Weltkrieg für alle Kriegsparteien eine zentrale Rolle zur Mobilisierung der Heimatfront. In der Habsburgermonarchie gab es sowohl zentral gelenkte und militärisch kontrollierte Propaganda als auch zahlreiche Künstler/innen, Schriftsteller/innen und Journalist/inn/en, die sich und ihr Können aus persönlicher Überzeugung in den Dienst des Vaterlandes stellten. Neben traditionellen Textmedien, Liedern (Tonaufnahmen!) und den erstmals breiter eingesetzten Fotografien und Filmen gab es vor allem kolorierte Bildpostkarten wie das hier zu präsentierende Archivale des Monats Dezember, die in hohen Auflagen in Umlauf gesetzt wurden. Unser Stück zeigt ein Werk des Porträt- und Landschaftsmalers Rudolf Kargl, das für das Rote Kreuz, das Kriegsfürsorgeamt und das Kriegshilfsbüro gedruckt wurde.
Solche Postkarten, deren Erlös den ausgebenden Institutionen zugutekam, sollten durch verklärende und emotional ansprechende Darstellungen von Soldaten im Einsatz für ihr Vaterland beim/bei der Betrachter/in patriotische Gefühle und wohl auch Durchhaltebereitschaft wecken, hatte doch die anfängliche Kriegseuphorie nach den ersten schweren Verlusten an der Ostfront rasch einer breiten Ernüchterung Platz gemacht, und die Zivilbevölkerung bereits bald nach Kriegsbeginn eine Verknappung der Nahrungsmittel zu spüren bekommen, die sich auch in Tirol im Laufe der folgenden Kriegsjahre zu einer Hungerkrise steigerte.
Besonders der ab Mai 1915 geführte Gebirgskrieg zwischen Österreich-Ungarn und Italien bot ein nachgerade unerschöpfliches Reservoir für heroisierende Darstellungen der kämpfenden Truppen in Kunst, Fotografie, Film und Literatur.

ep

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