Archivale des Monats

Juli 1867 – Ein Trauergottesdienst für Kaiser Maximilian von Mexiko oder Weltgeschichte im Postskriptum

Hofarchiv Ladurner, Naturns, Nr. 153_1

„Diese Woche ist der Kaiser hir (!) in Salzburg gewesen nur aber auf 2 Täg da haben mir die Trauer=Gottesdienst gehalten von Sein Bruder Maximilian Kaiser von Mexiko welcher den 19ten vorigen Monats erschossen wurde. – Das Wetter ist immer regnerisch. – Wie siet (!) es in Tirol aus?“ Mit diesem Postskriptum endet ein ansonsten recht unscheinbarer Brief, den ein aus Südtirol stammender Offiziersdiener Anfang Juli 1867 einem Freund in Naturns schrieb. Kaum zwei Wochen zuvor, am 19. Juni 1867, war Kaiser Maximilian von Mexiko auf Befehl des mexikanischen Präsidenten Benito Juàrez hingerichtet worden. Der 1832 geborene Erzherzog Ferdinand Maximilian war der nächstjüngere Bruder Kaiser Franz Josephs I., der ihn 1854 zum Kommandanten der k. k. Kriegsmarine ernannte. 1857 ehelichte er die belgische Prinzessin Charlotte. Im selben Jahr übernahm er außerdem den Posten eines Generalgouverneurs von Lombardo-Venetien, musste diesen aber bereits nach zwei Jahren wieder abgeben, als die Lombardei nach der Schlacht von Solferino zuerst an Frankreich und dann an das Königreich Sardinien fiel. Als Maximilian und Charlotte im Sommer 1863 einen Monat in Meran verbrachten und die landschaftlichen Reize des Burggrafenamtes erkundeten, dachte der junge Erzherzog bereits über den Vorschlag des französischen Königs Napoleon III. nach, ihn zum Kaiser von Mexiko zu machen. Dessen Plan, in Mexiko eine von Frankreich abhängige Regierung zu installieren, wurde am 10. April 1864 umgesetzt, als Maximilian in seinem Schloss Miramare bei Triest zum Kaiser von Mexiko ausgerufen wurde. Doch da das mexikanische Volk den neuen Kaiser entschieden ablehnte, gab es von Anfang an bewaffneten Widerstand gegen seine Herrschaft. Als die französischen Truppen auf Druck der Vereinigten Staaten 1866 das Land verließen, wurde der Kaiser und seine verbliebenen Truppen von ihren Gegnern rasch zurückgedrängt und schließlich gefangen genommen. Während Kaiserin Charlotte in Europa vergebens um Unterstützung für ihren Ehemann warb, wurde Maximilian in Mexiko zum Tode verurteilt und im Juni 1867 standrechtlich erschossen. Für die kaiserliche Familie in Wien war der gewaltsame Tod Maximilians ein Schock, doch am schwersten traf die Nachricht der Hinrichtung seine junge Witwe, die sich von einem zuvor erlittenen Nervenzusammenbruch nicht mehr erholte. Sie verbrachte die verbleibenden Jahre ihres Lebens bis zu ihrem Tod 1927 abgeschieden von der Welt in geistiger Umnachtung.

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