Archivale des Monats

Die Payrsberger Weinlese 1667

Archiv Payrsberg, Nr. 1092

Wein wird in Südtirol mindestens seit der Römerzeit angebaut, erste schriftliche Zeugnisse finden sich ab dem 8. Jahrhundert in den Traditionsbüchern bairischer Klöster, Stifte und Bistümer. Der Besitz von Weingärten bildete auch für adlige Grundherren ein zentrales Element ihrer Wirtschaft. Sollte der Weinberg einen guten Ertrag liefern, bedurfte er allerdings das ganze Jahr über intensiver Pflege und verursachte auch Kosten, etwa für das zum Bau der Pergeln notwendige Weingartenholz oder das regelmäßige Roden alter Weinstöcke, die durch sogenannte Raslen, junge Rebsetzlinge, ersetzt werden mussten. Dies machte sich in aller Regel bezahlt, da der Wein meist guten Gewinn abwarf, die Einnahmen aus dem Verkauf wurden detailliert festgehalten. Im Archiv der Boimont zu Payrsberg, die im Raum Bozen, im Überetsch und im Burggrafenamt begütert waren, finden sich zahlreiche Hefte, sogenannte Weinbüchlein, in denen die entsprechenden Einkünfte akribisch aufgelistet sind, während die „Wimmet-“ oder „Wimmatzettel“ die einzelnen Weinlesetage in den verschiedenen Weingütern und die geerntete Traubenmenge verzeichnen.
Der Beginn der Weinlese („Wimmat“) wurde vom landesfürstlichen Pfleger oder Richter bestimmt und lag nicht im Ermessen des Bauern oder Grundherren. Das Jahr 1667 scheint klimatisch ein günstiges gewesen zu sein, da nach dem Wimmatzettel aus dem Archiv Payrsberg die Weinlese in den payrsbergischen Gütern rund um die Gerstburg im nördlichen Glacis von Bozen bereits am 28. August einsetzte; am 10. September folgten die Weingärten im Grieser Neubruch und bei Payrsberg.
Auf dem hier vorgestellten Wimmatzettel stehen aber nicht so sehr die erbrachten Traubenmengen im Vordergrund, sondern die Entlohnung für das Wimmen und den Transport der Ernte zum Weinhof. Das Wimmen selbst übernahmen meist Frauen, die die Trauben zunächst in eine Wimmschüssel pflückten und diese sodann in ein Schaff leerten. War das Schaff gefüllt, kippte man den Inhalt in die Zummen, hölzerne Tragebehältnisse, die von den (männlichen) Zummentragern auf dem Rücken zum Fuhrwerk gebracht wurden, das die kostbare Fracht zur Weiterverarbeitung zum Weinhof führte. In unserem Fall ist dies Payrsberg, ein zum Ansitz ausgebauter früher augsburgischer Weinhof am Fuß des Hörtenbergs in Bozen-Dorf.

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