Museen und Qualität

Museen und Qualität
Evelyn Kustatscher und Kathleen Bauer analysieren Ginko-Fossilien. Foto Naturmuseum Südtirol

Was ist ein gutes Museum? Welche Qualitätsstandards zeichnen ein Museum aus? Wer darf sich als „Museum“ bezeichnen? Und was ist der Unterschied zwischen einem Museum, einer Sammlung, einem Ausstellungsort oder einem Sammelsurium?

Die Südtiroler Museumslandschaft ist sehr vielfältig. Das Amt für Museen und museale Forschung hat die Aufgabe, die Museen und Ausstellungsorte in Südtirol inhaltlich und finanziell zu fördern. Hier sind wichtige Aspekte zur Frage der Qualität gesammelt.

Der Museumsbegriff an sich ist nicht geschützt – dies macht die Definition von Qualitätsmerkmalen für Museen notwendig. Denn: Wie unterscheidet man ein Museum von einer Sammlung, einem Ausstellungsort oder von einer ungeordneten Sammlung? Braucht es Mindestanforderungen für die Museumsarbeit? Sollen diese verpflichtend eingeführt werden oder nur als Orientierung dienen? In vielen Ländern suchen Museumsfachleute nach Antworten auf diese Fragen. Ein Ergebnis dieser Diskussion sind die

dem International Council of Museums. Diese Standards sollen den Einrichtungen als Leitlinien und Orientierungspunkte in ihrer Entwicklung dienen.

Die Museumslandschaft in Südtirol ist in den letzten Jahren stark angewachsen. Wir zählen über 100 Museen und Sammlungen (Stand 2021). Sie verteilen sich beinahe über alle Täler, befassen sich mit Kultur, Geschichte, Kunst, Natur, Technik und mehr und verfügen mit etwa einer Million Objekten über ein reiches Kulturgut. Dazu kommen noch rund 40 kulturell hochwertige Ausstellungsorte, die jedoch nicht als Museum definiert werden können. Es gibt also mehr als 140 museale Strukturen in Südtirol. Sie weisen eine strukturelle Vielfalt auf (denkmalgeschützte Bauten, Burgen und Schlösser, neue Museumsbauten, Freilichtbereiche, u. a.) auf und unterschieden sich auch in Hinblick auf ihre Trägerschaft stark: Neben den Landes-, Stadt-, Gemeinde-, Diözesan- und Pfarrmuseen gibt es viele private Museumseinrichtungen, die überwiegend ehrenamtlich aufgebaut wurden und geführt werden. Und diese Vielfalt und eine angemessene Qualität der Museumsarbeit sollen auch in Zukunft erhalten bleiben.

Ein gutes Museum braucht nicht nur gute Objekte. Mindestens ebenso wichtig ist, wie man das Kulturgut sammelt, wie man es aufbewahrt, die Forschung, publikumsorientierte Angebote und ganz allgemein die Wahrnehmung des Museums seitens des Publikums als Treffpunkt, Ort der Unterhaltung, der sinnvollen Freizeitgestaltung, als Bildungs- und Forschungsinstitution.

Die Museen und Sammlungen Südtirols äußerten daher den Wunsch nach einem gemeinsamen und richtungweisenden Konzept, das sie in ihrer Entwicklung begleiten und unterstützen sollte.

Vor diesem Hintergrund nahm die ehemalige Abteilung Museen (jetzt Amt für Museen und museale Forschung) als Fachabteilung die Begleitung dieses Entwicklungskonzeptes als eine ihrer zentralen Aufgaben wahr. Beim ersten Südtiroler Museumstag im Jahr 2005 wurden Grundsätze, Ziele und Visionen gesammelt und ausgearbeitet. Die

waren das Resultat dieser Überlegungen. Sie sind als Instrument und Orientierungshilfe zu sehen und sollen in der täglichen Museumsarbeit Anwendung finden sowie die Sammlungen und Museen bei ihrer Weiterentwicklung unterstützen. Folgende Themen werden hier behandelt:

 

  • Definition von Sammlungen und Museen
  • Leistungen, Angebote und deren Vermittlung
  • Umgang mit Ressourcen
  • Organisations- und Führungsgrundsätze
  • Interne Kooperation und Kommunikation
  • Externe Kooperationen und Verhältnis zu Politik und Verwaltung

Auch in der Weiterbildung befasste sich die Südtiroler Museumslandschaft im Lauf der vergangenen Jahre mit diesem Thema, erwähnt sei hier zum Beispiel der zweijährige Grundlehrgang Museumsarbeit, organisiert von der damaligen Abteilung Museen: Referentinnen und Referenten vermittelten dabei theoretisches wie praktisches Wissen zum Aufgabenfeld im Museumsbereich - Sammeln, Bewahren, Ausstellen, Vermitteln und Forschen, während die Teilnehmenden in Workshops Konzepte und Methoden diskutierten, erprobten und Erfahrungen austauschten.

Die Südtiroler Museumslandschaft ist in Bewegung. In unserem an Natur- und Kulturgütern reichem Land reizt die Idee, ein Museum zu gründen, und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wer sich mit einem solchen Gedanken trägt, sollte zuerst zentrale Aspekte klären und dabei die längerfristigen Perspektiven bedenken:

  • Ziele, Aufgaben und Tätigkeiten der Einrichtung
  • Inhaltliche Ausrichtung der Sammlung
  • Trägerorganisation und Rechtspersönlichkeit
  • Finanzierung, Führungskonzept
  • Zielgruppen und Position in der Südtiroler Museumslandschaft
  • Notwendige und vorhandene Infrastruktur

Auf Basis dieser Punkte sollten ein Museumskonzept und ein Sammlungskonzept ausgearbeitet werden.

Ansprechpartner in der Gründungsphase kann auch der Südtiroler Museumsverband sein.

Das Amt für Museen und museale Forschung kann nur jene Einrichtungen finanziell fördern, die den im Landesgesetz über Museen und Sammlungen und den Förderrichtlinien für Museen und Sammlungen (Beschluss der LR vom 6. Februar 2018, Nr. 122) definierten Voraussetzungen entsprechen. Insbesondere die dort formulierten Qualitätskriterien sind zentral.

Das Landesgesetz Nr. 6 vom 16. Juni 2017 über die Museen und Sammlungen entstand nach langjährigen Grundsatzdiskussionen, Überlegungen und Recherchen auf der Basis eines Vergleichs mit anderen Museumsgesetzen im europäischen Raum und in Anlehnung an die Leitbilder der Südtiroler Landesmuseen und des Museumsverbandes Südtirol sowie ans geltende Landeskulturgesetz. Ausgearbeitet wurde der Entwurf von der damaligen Abteilung Museen (heute Amt für Museen und museale Forschung) zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern von privaten Museen, Gemeindemuseen, kirchlichen Museen und Landesmuseen.

Das Landesgesetz stützt sich auf die international anerkannte Definition eines Museums und seiner Tätigkeiten der ICOM (International Council of Museums). Es definiert die Ziele, an denen sich das Land in der Förderung der Museen und Sammlungen orientiert; dabei wird auch der soziale Beitrag berücksichtigt, den Museen im Rahmen der Südtiroler Autonomie leisten. Der Schwerpunkt liegt auf ihrer Rolle als Bildungseinrichtungen, die für Südtirol bedeutende Güter sammeln, aufbewahren und vor allem der lokalen Bevölkerung zur Verfügung stellen sowie Forschungsarbeit leisten. Auf diese Ziele beziehen sich auch die allgemeinen Kriterien des Gesetzes. Diese regeln die Vergabe von Beiträgen seitens des Landes an die Museen und Sammlungen und an museale Vereinigungen. Das Landesgesetz führt den Museumsbeirats als beratendes Organ für die museumspolitische Ausrichtung wieder ein. Er besteht aus Vertreterinnen und Vertretern aus dem Kultur- und Bildungsbereich. Das Gesetz regelt außerdem die Aufgaben, die Organisation und die Finanzierung der Landesmuseen, die im Betrieb Landesmuseen vereint sind und das Ziel verfolgen, im Interesse einer demokratischen und offenen Gesellschaft eine kulturelle Vermittlungsarbeit zu leisten.

Die Förderrichtlinien spezifizieren die Beitragsvergabe durch das Amt und definieren die Qualitätskriterien in den Bereichen Organisation, Sammeln und Bewahren, Ausstellen und Präsentieren, Vermitteln sowie Forschen.