Schlanders

Schlanders
Majestätische Gletscherwelt (von links): Zufritt, Cevedale, Königsspitze, Ortler.
Informationen zum Forstinspektorat Schlanders
BeschreibungAnzahl
Fläche 123.000 ha
Meereshöhe

560m (bei Staben) - 3.905 m (Ortler)

Waldfläche 38.900 ha
Gemeinden 12
Einwohnerzahl 33.792 (2006)
Forststationen 5

Personalstand

  • 30 Förster, davon 2 Forsträte
  • 7 Verwaltungsbeamte

Das Forstinspektorat umfasst neben dem Zentralamt in Schlanders die fünf Forststationen Graun, Mals, Prad, Schlanders und Latsch. Während der Sommermonate sind zusätzlich noch ca. 100 Forstarbeiter beschäftigt.

„Wer den Vinschgau nur auf einem flüchtigen Besuch kennengelernt und davon vor allem die Erinnerung an kahle Hänge mit nach Hause nimmt, der ist an der eigenartigen Schönheit dieses Tales offenbar blind vorübergegangen. Wem sie sich aber einmal erschlossen hat, der wird immer gerne zum Vinschgau zurückkehren“ (Josef Weingartner).

Das Forstinspektorat Schlanders umfasst den Vinschgau ab Staben mit seinen Seitentälern von Martell im Süden bis Langtaufers im Norden. So wie sich im Landschaftsbild ein krasser Gegensatz zwischen den teils kahlen Sonnseiten (Sonnenberg) und den stark bewaldeten Schattseiten (Nördersberg) zeigt, so besteht innerhalb des Forstinspektorates Schlanders auch ein extremer Höhenunterschied, welcher von 560 Metern Seehöhe bei Staben bis zum Ortler reicht. Der Ortler ist mit 3905 Metern die höchste Erhebung Südtirols

„Do isch nit viel zu sogen, holt dass olm a Sauwind geat und 's nia regnen tuat“ (Erklärung eines Bauern, als Ina Schenk ihre Untersuchung über das Klima im Vinschgau durchführte). Die Wetterstation Schlanders misst im Mittel nur 490 mm/Jahr Niederschläge (Daten 1921-2007), bei durchschnittlich nur 70 Niederschlagstagen. Somit ist der Vinschgau das regenärmste Tal der Ostalpen. Die mittleren Temperaturen des inneralpin-kontinentalen Klimas reichen von -0,4°C im Jänner bis 19,5°C im Juli.

Durch die extreme Trockenheit war der Mensch schon vor Jahrhunderten gezwungen kilometerlange und reich verzweigte Bewässerungskanäle, die Waale, anzulegen. Diese Waale bilden auch heute noch ein typisches Kulturlandschaftselement im Vinschgau.

Geologisch gesehen wird der Vinschgau vom Altkristallin beherrscht. Der nördliche Teil wird vom Ötztaler Kristallin (v.a. Gneise) eingenommen, den Hauptteil des Tales nimmt die Vinschgauer Schieferzone (v.a. Phyllitgneis) ein. Kleinflächiger treten im Martelltal auch Quarzphyllit und rund um den Ortler und bei Graun dolomitische Kalke auf. Im Zusammenhang mit der Geologie ist aber auch der Marmor von Laas und Göflan zu nennen, welcher in der so genannten Laaser Serie auftritt. Er besitzt hervorragende technische und ästhetische Eigenschaften und ist weitum gefragt. Geprägt wird die Landschaft des Tales aber stark durch die Auswirkungen der Eiszeit, durch Moränen und Murkegel. Die gewaltigen Murkegel, die fächerförmig aus relativ kleinen Seitengräben entspringen, sind markante Landschaftselemente des Vinschgaus. Die Malser Haide mit 1550 Millionen Kubikmetern auf 13 Quadratkilometern Fläche ist überhaupt der größte Murkegel der Alpen.

Im Bereich des Forstinspektorates liegen zwölf Gemeinden mit ca. 34.000 Einwohnern. Der Vinschgau gehört mit seinen 27 Einwohnern/Quadratkilometer zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Südtirols. Die Gesamtfläche beträgt ca. 123.000 ha, wovon 32 Prozent bewaldet sind.

Vegetation und Waldaufbau

Vegetation und Waldaufbau
Der Talschluss Langtaufers im Herbst

Auffallend ist vor allem der markante Unterschied zwischen den sonnenverbrannten Südseiten mit steppenartiger Vegetation und den waldreichen, dunklen Nörderseiten. Durch diesen Gegensatz und die große Seehöhenerstreckung bilden sich vielfältige Waldstufen und Waldtypen aus. So stocken auf dem Sonnenberg trockenheitsertragende Flaumeichenwälder, wovon Reste noch bis Laatsch und ins Münstertal reichen. In den Höhenstufen darüber bilden sich Rotföhrenwälder, dann die charakteristischen grasigen Lärchenwälder aus. Diese reinen Lärchenbestände ermöglichten den Bauern Jahrhunderte lang eine Doppelnutzung der Fläche zu Weidezwecken und für die Holznutzung. Am Sonnenberg gibt es aber auch große waldfreie Flächen, die „Leiten“. Dort wurde historisch der Wald so zurückgedrängt, sodass sich Steppenrasen mit spezieller Flora und Fauna bildeten. Dort findet man auch einige Endemiten, d.h. Pflanzen die einzig und allein hier vorkommen.

Part 1
Typischer Trockenrasen mit Federgras (Stipa pennata)

Auf den Schattseiten bilden sich als starker Gegensatz und als Besonderheit für ein inneralpines Tal Fichten-Tannenwälder aus. Studien haben gezeigt, dass es sich um eine Art „Trockentanne“ handelt, die eine genetische Eigenständigkeit und Besonderheit besitzt. Große Flächen nehmen subalpine Lärchen-Fichtenwälder ein, wobei auf den Sonnseiten die Fichte oft schwach oder gar nicht vertreten ist. Ebenso große Flächen an der oberen Waldgrenze werden von Zirben- und Lärchen-Zirbenwäldern eingenommen, wobei der Wald durchaus öfters die 2300 m Seehöhe übersteigt.

Verteilung der Holzmasse im Forstinspektorat Schlanders im Jahr 2003
BaumartAnteil Holzvorrat
Fichte 46%
Lärche 37% (größte Masse in Südtirol)
Zirbe 12% (höchster Prozentanteil in Südtirol)
Rotkiefer 3%
Schwarzkiefer 1% (aus Aufforstungen v.a. 1951-1965)
Tanne 0,6%
Laubholz 1%

Die Laubholzarten sind klimabedingt beschränkt und spielen hinsichtlich Holzmasse eine untergeordnete Rolle, groß ist jedoch ihre ökologische Bedeutung. Im Vinschgau haben sich in der Talsohle auch noch größere Auwaldreste (mit Schwarzerle) erhalten.

Besitzverhältnisse

Eine Besonderheit des Vinschgaus ist der hohe Anteil von Wald im Besitz von Körperschaften wie Gemeinden, Fraktionen (E.B.N.R.), Agrargemeinschaften. Sie besitzen 87 Prozent der Waldfläche, nur 13 Prozent des Waldes sind im Privatbesitz. Dagegen ist südtirolweit der Privatbesitz mit 69 Prozent deutlich vorherrschend.

Im Forstinspektorat Schlanders gibt es 591 Waldbesitzer, 93 Prozent der Waldfläche sind mit Waldbehandlungsplänen, welche die Pflege und nachhaltige Nutzung des Waldes für jeweils zehn Jahre planen, abgedeckt.

Holznutzung

Der gesamte Holzvorrat im Forstinspektorat Schlanders beträgt 6.970.000 Kubikmeter, das ist umgerechnet eine Holzmasse von durchschnittlich 196 Festmeter/Hektar. Der geplante jährliche Hiebsatz beträgt 46.000 Festmeter, 2007 wurden Holznutzungen von 47.000 Festmeter getätigt.

Almen

Almen
Das Hochtal Rojen mit dem Heuschupfenensemble

Im Vinschgau bestehen ausgedehnte Almflächen, vor allem im oberen Vinschgau und in den Seitentälern. Die gesamte Almfläche beträgt ca. 25.500 Hektar, die reine Weidefläche ca. 13.000 Hektar. Es gibt 107 Almen, davon sind 28 Stück Milchviehalmen mit ca. 1400 Alpkühen, welche hochwertigen Käse und Butter produzieren.

Tätigkeitsbereiche

Tätigkeitsbereiche
Umstrukturierungsprojekt mit Eichen-Biozellen in einem Schwarzkiefernbestand

Neben den vielfältigen Verwaltungs- (Gutachten, Beitragsvergabe,…), Beratungs-, Kontroll- und Überwachungsaufgaben, gab und gibt es einige Schwerpunkte in den Regiearbeiten des Forstinspektorates, welche mit den Forstarbeitern durchgeführt werden.

Umstrukturierung Schwarzkiefernaufforstungen:
Dass der Sonnenberg von den Römern abgeholzt worden oder für den Bau von Venedig verwendet worden sei, ist dem Reich der Legenden zuzuschreiben. Das extreme Klima zusammen mit jahrtausendelanger Nutzung auch als Weidefläche hat den Wald kontinuierlich schrumpfen lassen. Ende des 19. Jahrhunderts war der Wald derart zurückgedrängt, dass die Menschen die akute Gefahr durch Naturgefahren erkannten und Aufforstungsprojekte starteten. Am Beginn standen private Aktionen wie z.B. von Dr. Flora in Mals ab 1860, später und v.a. in den Jahren 1951-1965 folgten behördliche und systemische Aufforstungen mit Schwarzkiefer, Lärche, weiteren Nadelhölzern und verschiedenen Laubbäumen. Der Arbeitsaufwand war enorm und die „Aufforstung Vinschgau“ hat auch in diesem Bereich viel geleistet und vielen Menschen Arbeit gegeben.

Schutzwaldsanierungen:
Vor allem in der Vergangenheit hat es auch große Anstrengungen im Bereich des Schutzwaldes an der Waldgrenze gegeben. Dort wurden und werden als integrale Projekte Hochlagenaufforstung mit technischen Maßnahmen gegen Schneegleiten, Lawinenanbruch, Steinschlag, mit Wald-Weidetrennung sowie mit einer Sensibilisierung der Bevölkerung für den Schutzwald kombiniert. Dies im Wissen, dass der Schutzwald für die Erhaltung unseres immer intensiver genutzten Lebensraums immer wichtiger wird und eine Schutzwaldpflege langfristig die beste und billigste Maßnahme ist.

So wurden in Langtaufers am ehemals fast völlig entwaldeten Südhang mehrere technisch-biologische Projekte durchgeführt. Wiederaufforstungen wurden mit Verbauungen durch Schneerechen und Schneebrücken aus Holz kombiniert. In den ersten Jahren, bis die Bäumchen den Lawinenanbruch verhindern können, übernehmen die Holzbauwerke ihre Funktion, später wenn die Holzbauwerke zu faulen beginnen, sind die Aufforstungen groß genug. Die Verbauungen und Aufforstungen konnten die Lawinengefahr deutlich verringern.

Part 4
Verbauungen und Aufforstungen am Marteller Sonnenberg

Ebenso wurden am Marteller Sonnenberg als Schutz für Teile des Dorfes über viele Jahre verschiedene Maßnahmen als Schutzwaldsanierungsprogramm gesetzt: Aufforstungen und Nachbesserungen mit Fichte, Lärche und Zirbe, Errichtung von Schneerechen und Schneebrücken aus Holz, Steinschlagschutz, Einzäunungen gegen Wild und Weidevieh.

Part 5
Die Arbeiten werden in ortstypischer Bauweise unter Verwendung natürlicher Baumaterialien und mit viel Liebe zum Detail ausgeführt

Daneben werden u.a. Projekte im Bereich Landschaftspflege (landschaftsprägende Waale, Wiederherstellung Trockenmauern, Errichtung Holzzäune als Wald-Weidetrennung), Wald und Wild, Almverbesserungsmaßnahmen, Waldpflege (Erhaltung Tanne, Aufforstungen, Wegebau) und Arbeiten für Dritte im öffentlichen Interesse durchgeführt.

Stilfser Joch Nationalpark

Der Nationalpark Stilfser Joch wurde per Staatsgesetz 1935 rund um das Gebirgsmassiv Ortler-Cevedale eingerichtet und berührt die Region Lombardei und die Provinzen Trentino und Südtirol. Er umfasst Trafoi und Sulden, die Schatthänge des Haupttales zwischen Taufers i.M. und Tarsch, das Laaser Tal, Martell und das hintere Ultental. Fast die Hälfte der Waldfläche liegt somit im Aufsichtsgebiet des Nationalparkes.