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Sturmschäden: 200.000 Kubikmeter Schadholz schon aufgearbeitet

Über 200.000 Vorratsfestmeter Schadholz wurden nach den Sturmschäden von Ende Oktober bereits aufgearbeitet, 140 Unternehmen sind damit befasst. Eine Bilanz.

37 Prozent der Holzernteverfahren in den Windwurfflächen wurden mit Harvester (Bild) durchgeführt, am höchsten war der Anteil mit 62 Prozent im Forstinspektorat Bozen 2, im FI Bozen 1 waren es 55 Prozent, in Welsberg 44. Amt Forstplanung

Sturm "Vaia" hat in Südtirol in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober vergangenen Jahres etwa 5900 Hektar reife Waldbestände, meistens Fichte, gefällt. Dies ist nur die kartographisch erfasste Fläche, dazu kommen die weit verteilten Streuschäden, die nur schwer zu schätzen sind. Am 5. November hat Landeshauptmann Arno Kompatscher mit einer Verordnung für ganz Südtirol den Notstand ausgerufen, um die Behebung der Schäden zu erleichtern und zu beschleunigen; Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler hat eine Expertenrunde mit der zentralen Koordinierung der Maßnahmen betraut.

14 Prozent der geschätzten Sturmholzmenge aufgeräumt

"Die Aufräumarbeiten nach den Unwetter- und Windwurfereignissen von Ende Oktober", berichtet der Direktor der Abteilung Forstwirtschaft Mario Broll, "wurden schon im November aufgenommen, ab Mitte Jänner hat das Forstpersonal den Stand der Arbeiten erhoben: Am 17. Jänner, also zweieinhalb Monate nach dem Unwetter, waren bereits mehr als 200.000 Vorratsfestmeter Schadholz aufgearbeitet". Diese Holzmenge entspricht rund 14 Prozent der geschätzten Sturmholzmenge und etwa einem Drittel der durchschnittlichen landesweiten Nutzungen pro Jahr.

Schutzwaldsanierung und Naturverjüngung

Auf rund 2000 Hektar sind bereits Projekte in Ausarbeitung zur Wiederherstellung der Schutzwirkung der Waldbestände, wo die Schutzwirkung durch technische Maßnahmen und Aufforstung wieder hergestellt wird. Die restliche Waldfläche mit allgemeiner Schutzwirkung wird monitoriert und grundsätzlich der natürlichen Verjüngung überlassen.

"Oberste Priorität", unterstreicht Landesforstdirektor Broll, "hat die Erhöhung der Bodenstabilität und der Bodenfruchtbarkeit. Für die Windwurfflächen wurden Projekte mit technischen und biologischen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Schutzfunktion in den Objekt- und Standortschutzwäldern im Ausmaß von rund 7,5 Millionen Euro erstellt."

140 Schlägerungsunternehmen und viele Waldbesitzer im Einsatz

"Diese große Sturmholzmenge", bedankt sich Landesforstdirektor Broll, "konnte durch die umgesetzten Sofortmaßnahmen zur Freistellung der Erschließung sowie durch Einsatz und Fleiß aller Beteiligten vor Ort - und auch aufgrund der anhaltenden günstigen Wetterbedingungen - in so kurzer Zeit aufgearbeitet werden". Bis Mitte Jänner waren landesweit rund 140 Schlägerungsunternehmen bei den Aufräumarbeiten aktiv, außerdem sind sehr viele Waldbesitzer im Privatwald tätig.

Sturmholz, auch Windwurf oder Windbruch genannt, bezeichnet die aufgrund von starken Stürmen entwurzelten oder geknickten Bäume. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse, also ohne Zwischenräume in der Schichtung; ein Vorratsfestmeter (Vfm) wird am stehenden Baum mit Rinde gemessen.

"Aus den drei am meisten betroffenen Forstinspektoraten Bozen 1, Bozen 2 und Bruneck stammen auch rund zwei Drittel der bereits aufgearbeiteten Holzmasse, rund 140.000 Vorratsfestmeter", fasst Landesforstdirektor Broll zusammen. Landesweit wurde in zwei Monaten ein Drittel des Jahreshiebsatzes aufgearbeitet. Im Forstinspektorat Bozen 1 wurde mit 88 Prozent fast die gleiche Holzmasse aufgearbeitet wie normalerweise in einem Jahr. Im Latemarwald der Forstdomäne wurde so viel Holz aufgearbeitet - circa 15.000 Vorratsfestmeter - wie in drei Jahren bei regelmäßigem Einschlag.

Forstwege fast alle geräumt und instand gesetzt

1625,4 Kilometer Südtiroler Straßen und Wege wurden bei den Unwetter- und Sturmereignissen in Mitleidenschaft gezogen, davon sind 1015,6 Kilometer Forst- und Güterwege, 423,9 Kilometer Staats-, Landes-, Gemeinde- und Privatstraßen, 179,4 Kilometer Wege und Steige und 6,5 Kilometer Rad- und Mountainbike-Wege. 290 Kilometer betroffene Wegabschnitte liegen direkt in den Schadensflächen.

Eine detaillierte Erhebung der Windwurfflächen durch das Geographische Informationssystem GIS ist bereits erfolgt, diese Datenerfassung ist Voraussetzung und Grundlage für die Planung weiterführender Maßnahmen. Die Forstwege wurden an 90 Standorten fast alle wieder durch den Südtiroler Forstdienst geöffnet, diese Wiederinstandsetzung der unterbrochenen Abschnitte des forstlichen Wegenetztes ist unabdingbar für die Holzbringung. In die Sofortmaßnahmen wurden insgesamt 2,7 Millionen Euro investiert.

Dank des Einsatzes von hochmechanisierten Bringungsmethoden wie Harvester (Holzernte-Maschinen, die Stämme entasten, entrinden und auf einem Forwarder ablegen) und Forwarder (Rückezug oder Tragrückeschlepper) schreitet die Räumung auch zügig voran.

Gefahr einer Massenvermehrung von Holzbrütern

Die Räumung des liegenden Holzes, unterstreicht Broll, müsse unbedingt erfolgen, denn damit werde dem Fichtenborkenkäfer und anderen Holzbrütern wie Kupferstecher und Großer Fichtenrüsselkäfer ein örtlich konzentriertes und leicht verfügbares Nahrungssubstrat entzogen. In Zusammenarbeit mit der Universität Padua wird derzeit ein Netz zur Erhebung der Populationsdynamik des Borkenkäfers erstellt. Wichtig sind auch Information und Beratung, unterstreicht der Landesforstdirektor: "Nach wie vor steht unser Forstpersonal mit seinem Know-how zur Verfügung, um in enger Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern die Umsetzung der sinnvollen Maßnahmen zur Waldhygiene zu unterstützen". Die Streuschäden, die ein nicht zu unterschätzendes Befallspotential darstellen, müssen quantifiziert werden, um nötige Maßnahmen planen zu können.

Sicheres Arbeiten mit Sturmholz: Kurse in der Forstschule Latemar

Die Agentur Landesdomäne und die Abteilung Forstwirtschaft organisieren für Waldbesitzer und Interessierte aus den vom Windwurf betroffenen Gemeinden Schulungstage zur Windwurfaufarbeitung. Dabei wird vermittelt, wie die Gefahrenquellen nach einem Windwurf erkannt und richtig bewertet werden. Zudem werden auf lokalen Windwurfflächen die Grundregeln für sicheres Arbeiten sowie geeignete Schnitttechniken erprobt.

"Spezielle Fortbildungen für die Windwurfarbeit helfen, das Risiko für Unfälle zu senken", unterstreicht der Leiter der Forstschule Latemar David Knollseisen, der die Kurse koordiniert. Deshalb zählt Unfallverhütung jetzt zu den Prioritäten. Die eintägigen (8.30 bis 12 Uhr und 13 bis 16.30 Uhr) Schulungen in Kleingruppen von vier bis sechs Personen werden auf Anfrage organisiert, Anmeldungen nimmt die Forstschule Latemar entgegen: www.forstschule.itforstschule.latemar@provinz.bz.it, Telefon 0471 612444.

Die Teilnehmenden müssen einen Waldarbeiter-Grundkurs absolviert haben. Die Kurse werden je nach Nachfrage organisiert; es sind keine Teilnahmegebühren zu entrichten. Mitzubringen sind neben der persönlichen Schutzausrüstung - Schnittschutzhose, Schnittschutzschuhe, Forsthelm, Arbeitshandschuhe - auch ein Arbeitsgurt und eine Motorsäge mit Kombikanister.

Weitere Auskünfte bei der Abteilung Forstwirtschaft

Wer Fragen zu den Folgen der Unwetter- und Windwurfereignisse von Ende Oktober hat, kann sich an die Abteilung Forstwirtschaft in Bozen wenden, Telefon 0471 415300 oder 415301, E-Mail forest@provinz.bz.it.

Der vollständige Situationsbericht der Abteilung Forstwirtschaft- es ist der vierte - findet sich im Anhang.

mac

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