Naturwaldzelle Obereggen

Naturwaldzelle Obereggen

Ziel einer langfristigen Waldökosystem-Forschung ist es zu klären, wie sich anthropogene und natürliche Belastungen langfristig auf den Wald auswirken und welche Risiken für den Menschen damit verbunden sind. Um diese Frage zu beantworten, ist ein besseres Verständnis der Prozesse und der Ursache-Wirkungsbeziehungen im Ökosystem Wald notwendig. Die Antworten werden durch Langzeitbeobachtungsflächen gewonnen. Auf diesen Flächen werden Belastungen, Ökosystem-Komponenten und -Prozesse über Jahrzehnte beobachtet. Die Ergebnisse sollen danach auch in die „normale" waldbauliche Praxis einfließen.

Im Waldbesitz der Fraktion Eggen (E.B.N.R. Eggen - Gemeinde Deutschnofen) unter den prächtigen Wänden der Latemargruppe ist in den Jahren 2006-2007 eine 4 ha große Beobachtungsfläche im Zusammenarbeit zwischen dem Amt für Forstplanung und der Universität Padua - TESAF (Dipartimento Territorio e Sistemi Agro - Forestali) - dank dreier Doktorarbeiten - eingerichtet worden.

Die Universität Padova (in Zusammenarbeit mit der Universität Turin) hat in den letzten Jahren ein Netz von Langzeitbeobachtungsflächen (Long Term Forest Ecosystem Research, LTFER)in den gesamten Südalpen (2 in den Westalpen, 1 in den Zentralalpen und 4 in den Ostalpen) angelegt.

Die Idee eine Langzeitbeobachtungsfläche auch in Südtirol einzurichten, ist im Rahmen der Revision des Waldbehandlungsplanes der E.B.N.R. Eggen entstanden: In einer Abteilung (ca. 40 ha groß, von 1.870 m ü.d.M. bis zur Waldgrenze) wurden seit mehr als 35 Jahren trotz eines vorgesehenen Hiebsatzes keine regelmäßige Nutzungen durchgeführt. Das war ein Idealfall, um die natürliche Entwicklung eines Bergwaldes zu erforschen. Auch der Grundbesitzer, d.h. die E.B.N.R. Eggen, hat sich für die Ausweisung dieser Beobachtungsfläche ausgesprochen.

Erste Ergebnisse

Auf der Naturwaldzelle unterhalb der Westhänge des Latemars mit den Baumarten Lärche, Zirbe und Fichte wurden Durchmesserverteilung, Altersstruktur, räumliche Verteilung und räumliche Struktur untersucht. Alle lebenden Bäume mit einer Höhe > 1.3m wurden markiert, gemessen, vermessen und gebohrt (okulare Schätzung bei Verjüngung). Durch die intensive Waldweide, seit 1968 verboten, wurde die Lärche gefördert. Erst in den letzten Jahrzehnten kann eine langsame Strukturveränderung zu Gunsten von Zirbe und Fichte beobachtet werden. Bei der räumlichen Analyse wurden sowohl die Analyse der räumlichen Verteilung (Point pattern analysis, nur die positionsbezogenen Informationen, Ripley's K), als auch die Analyse der räumlichen Variation der Attributswerte (Surface pattern analysis, eine Kombination der positionsbezogenen und attributsbezogenen Daten, Moran's I und local G) durchgeführt. Mit Hilfe der K (Ripley's K).

Funktion wird die räumliche Skala gefunden, auf der eine Liste von Punkten [x,y] weniger oder stärker geklumpt/clusterd sind, als auf Grund des Zufalls zu erwarten wäre. Alle Baumarten zeigen eine Tendenz zur Aggregation, sowohl intra- als auch interspezifisch, wobei die räumliche Verteilung die jeweiligen ökologischen Eigenschaften widerspiegelt. Bei der Lärche nimmt die Tendenz zur Aggregation mit zunehmender Distanz zu, es wird hiermit die Besiedlungsfähigkeit der Pionierbaumart Lärche bestätigt. Die Tendenz zur Aggregation ist bei der Zirbe auf den Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes L.), bei der Fichte auf das Vorhandensein geeigneter Mikrostandorte mit ausreichend Licht und Wärme, zurückzuführen. Mit dem Index I (Moran's I) werden Distanzen identifiziert, über welche sich Werte (Alter in dieser Arbeit) ähneln, mit local G wird die lokale räumliche Assoziation erkannt. Die sehr starke Autokorrelation bei der Zirbe und die regelmäßigen Spitzenwerte in den entsprechenden Korrelogrammen sind auf den Tannenhäher zurückzuführen, der besonders im Herbst unzählige Zirbennüsse, meistens in einem Abstand von 1,5 - 2 m, im Boden versteckt. Es bilden sich vor allem kleine gemischte Gruppen verschiedenaltriger Baumarten. Die Informationen über die Altersstruktur und die räumliche Verteilung der Individuen ermöglichten sowohl die Prozesse auf kleiner Ebene, als auch den Einfluss der menschlichen Eingriffe besser zu verstehen.

Versuchsfläche Eggen - Untersuchungsergebnisse

Anlegung einer Dauerversuchsfläche und anschließende Voruntersuchungen zur Struktur und raum-zeitlichen Dynamik in einem Subalpinen Wald.

Naturwaldzelle Obereggen

Naturwaldzelle Obereggen
Fabio Maistrelli, Amt für Forstplanung, Hannes Markart, Forststation Deutschnofen, Marco Coslop, Forststation Kaltenbrunn

Versuchsfläche Eggen

Versuchsfläche Eggen
Versuchsfläche Eggen