News

Zukunft von Flussräumen gemeinsam entwickeln

Am Eisack, an der Etsch und an der Drau sind Projekte im Gange, in denen Behörden, Interessengruppen und Bürger gemeinsam an der Gestaltung von Flüssen und deren Einzugsgebieten arbeiten. Bei einer Tagung zur Zukunft der Flussraumentwicklung haben Techniker mit Vertretern aus Verwaltung und Politik über zukünftige Herausforderungen für die partizipative Gestaltung von Flussräumen diskutiert.

Drau bei Innichen

Die Ansprüche an Flussräume sind vielfältig und reichen von Hochwasserschutz über ökologische Vielfalt bis hin zu touristischer Nutzung. "Erst im direkten Dialog", unterstreicht Landesrat Arnold Schuler, "kann es gelingen, eine gemeinsame Strategie für die Zukunft festzulegen, die alle Positionen berücksichtigt".

Die Bedeutung des Flussraumes geht in einer Gebirgsregion wie Südtirol weit über die ökologische Dimension hinaus. Flusstäler bilden den Lebensraum für den Großteil der Bevölkerung und sind zugleich die Zentren der wirtschaftlichen Wertschöpfung: "Daran", betont Rudolf Pollinger, Abteilungsdirektor der Landesabteilung Wasserschutzbauten, "lässt sich gut erkennen, wie wichtig es ist, die Zukunft von Flussräumen gemeinsam mit den Interessengruppen und den Bürgern weiter zu entwickeln".

Der Mehrwert aus der partizipativen Vorgehensweise ist offenkundig und zeigt sich in erfolgreichen Projekten, wie etwa am Eisack, an der Etsch oder an der Drau. In Innichen und Sexten läuft derzeit die grenzüberschreitende EU-Initiative SEE-River, welches die nachhaltige Entwicklung der Drau zum Ziel hat. "Im Projekt SEE-River", erklärt Willigis Gallmetzer, Projektkoordinator der Landesabteilung Wasserschutzbauten, "haben wir Maßnahmen zum Hochwasserschutz analysiert und verglichen. Die bevorzugte Lösung der Beteiligten sieht die Verbreiterung der Drau, den Bau von Hochwasserrückhaltebecken und eines Umgehungsstollens vor, in den wir im Ernstfall Wasser ableiten können. Für diese Maßnahmen braucht es Grundstücke, daher befinden wir uns derzeit im intensiven Dialog mit den Grundeigentümern".

Am Eisack bei Brixen und Vahrn hat das Projekt "Stadt-Land-Fluss" ebenfalls konkrete Ergebnisse für die Bevölkerung gebracht: So wurde etwa die beliebte Naherholungszone "Wasserschöpfe" mit Sandbänken und Freizeitmöglichkeiten aufgewertet, und vor kurzem wurde ein Ideenwettbewerb zum Hochwasserschutz für Brixen abgeschlossen.

Flussraumentwicklung, unterstreicht Projektkoordinator Gallmetzer, werde oft noch als abstraktes Feld wahrgenommen. Die konkreten Maßnahmen betreffen die Bewohner Südtirols aber tagtäglich. Es gibt bereits erste Ansätze in diese Richtung. So ist die Visualisierung von geplanten Maßnahmen eine gute Möglichkeit, um den Menschen zu vermitteln, wie der Flussraum nach der Umsetzung aussehen wird.

Ziel des auf zwei Jahre angelegten und nun beendeten Projektes "SEE (für South-East Europe) River" ist eine Vereinbarung für das Flussraummanagement, mit der die Interessen im Hinblick auf Weiterentwicklung und Konservierung in Einklang gebracht werden. Dies geschieht durch eine enge Zusammenarbeit von Experten aus unterschiedlichen Ländern und Fachgebieten, unter Einbeziehung von Betroffenen aus den Anrainergebieten und mit nationalen oder regionalen Behörden. Mit dem Projekt soll auch ein neuer Ansatz für die Fluss- und Raumnutzungsplanung geschaffen werden, indem man den Flussraum als Herzstück des Einzugsgebietes ansieht, welches dem meisten Druck ausgesetzt ist.

Aus den Aktivitäten und Ergebnissen entsteht das SEE River Toolkit, ein innovatives und allgemein einsetzbares Modell als Leitlinie für ein zukünftiges, nachhaltiges Flussraummanagement, das die Interessen der Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen berücksichtigt und harmonisiert. Zur Entwicklung und Umsetzung des SEE River Toolkits erfolgen Forschungsarbeiten, Arbeiten vor Ort und die aktive Einbeziehung der Beteiligten entlang der Flussläufe der sechs SEE-Flüsse Drau, Bodrog, Neretva, Prut, Soča und Vjosa.

LPA

Bildergalerie