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Hochwasser- und Zivilschutzübung: 418 Personen proben den Ernstfall

Freitag, 14. November, 20.20 Uhr: Ein Damm entlang des Eisack bei Klausen bricht auf einer Länge von drei Metern, eine Evakuierung der Häuser beginnt: Fiktiv, denn dies ist nur eines der Szenarien der Hochwasser- und Zivischutzübung, an der 418 Personen bis zu elf Stunden lang beteiligt waren. "Es war eine beeindruckende Leistung", unterstreicht Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler.

Lagebesprechung (v.li.): Ressortdirektor Klaus Unterweger, Berufsfeuerwehrkommandant Ernst Preyer, Brixner Feuerwehrkommandant Hubert Lanz, Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler, Brixens Bürgermeister Albert Pürgstaller.

Von der hohen Professionalität und der guten Zusammenarbeit hat sich Zivilschutzlandesrat selber ein Bild von der Übung in Brixen verschafft, gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Landesleitstelle wie Berufsfeuerwehrkommandant Ernst Preyer und Feuerwehrpräsident Wolfram Gapp. 418 Personen - davon 389 in Brixen und 29 in Bozen, Meran und im Unterland - haben gestern den Ernstfall simuliert und "Hochwasseralarm" an Eisack und Etsch ausgerufen. Eingeleitet wurde die Übung durch eine Sitzung der Landesleitstelle im Zivilschutzzentrum mittags im Zivilschutzzentrum in Bozen mit Meldungen hypothetischer außergewöhnlicher Ereignisse. Beteiligt waren Mitarbeiter der Landesabteilungen Wasserschutzbauten sowie Brand- und Zivilschutz, der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren, des hydrographischen Landesamtes, des Regierungskommissariates, der Ordnungskräfte und der Gemeinde Brixen. "Die Übung ist im Großen und Ganzen gut abgelaufen", berichtet Peter Egger aus der Hochwasserzentrale in Bozen, "vor allem das Alarmierungssystem hat gut funktioniert".

Aufgrund der anhaltenden Regenfälle und der steigenden Pegelstände hat der Zivilschutz um 17.20 Uhr von der Aufmerksamkeitsstufe "alfa" auf  Voralarm "bravo" erhöht. Das Lagezentrum des Landeszivilschutzes in Bozen ist besetzt und wird vom Direktor des Amtes für Zivilschutz Günther Walcher geleitet. Die Pegelmessstellen in den Bezirken Meran, Brixen, Bozen und Unterland werden besetzt.

Um 18.07 Uhr ertönt in Brixen der Zivilschutzalarm, ein eine Minute lang anhaltender auf- und absteigender Heulton. "Florian 5", das Bezirkseinsatzzentrum in der Brixner Dantestraße, sammelt die Funkmeldungen der Feuerwehren mit den Pegelständen in Brixen und in den umliegenden Gemeinden. Bezirksfeuerwehrinspektor Konrad Unterthiner und der stellvertretende Landesfeuerwehrpräsident Alois Sparer kommen in die Einsatzzentrale zu Kommandant Hubert Lanz und Abschnittsinspektor Albert Tauber.

Um 17.30 beginnen Männer der Feuerwehren von Brixen, Schabs, Natz, Raas, Aicha, Viums,  Franzensfeste und Mittewald mit dem Abfüllen von Sandsäcken auf dem Gelände des Schotterwerks nördlich von Vahrn: mit der erstmals im Einsatz stehenden Nähmaschine werden in eineinhalb Stunden 500 Säcke mit durchschnittlich 25 Kilogramm Sand gefüllt. Um 18.15 Uhr ist der Pegelstand des Eisack - fiktiv - auf 3,90 Meter angestiegen.

Südlich des Brixner Spitals baut der Zivilschutzzug des Roten Kreuzes ein Lazarett auf, Sanitäter, Ärzte, Psychologen sind im Einsatz: Bis zu drei Patienten mit dem Kodex Gelb bis Rot, bei denen Vitalfunktionen gefährdet sind, könnten bereits eine Viertelstunde danach aufgenommen werden. Die ganze Struktur mit variablen Zeltmodellen je nach Szenario - in diesem Fall für 50 Patienten - wäre innerhalb der dritten Stunde komplett aufnahmebereit, berichtet Christian Decarli.

Die Situation in Brixen bleibt weiterhin - hypothetisch - kritisch: Der Pegelstand des Eisack liegt um 19.00 Uhr bei 4,25 Metern. Im Bezirkseinsatzzentrum BEZ 5 ist neben Bürgermeister Albert Pürgstaller auch der Leiter der technischen Dienste der Gemeinde Alexander Gruber, die Gemeindeleitstelle GLS ist aktiv, auf einer Leinwand werden die aktuellsten Daten des hydrographischen Amtes in Bozen verfolgt, auf einer Landkarte wird graphisch aufbereitet, was für die Lageführung wichtig ist. 18.46 Uhr: bei der Handwerkerzone Bsackerau droht der Eisack orografisch rechts über die Ufer zu treten, 400 Sandsäcke werden angefordert. der Pegel des Eisack steigt immer noch an. 19.00 Uhr: Die Freiwillige Feuerwehr Lüsten meldet Murenabgang auf die Landstraße, die Mure staut den Lasankenbach auf, es droht eine Überflutung.

Der Leiter des Stabs in der Hochwasserzentrale Peter Egger beschließt nach einer Lagebewertung mit dem stellvertretenden Direktor des hydrographischen Amtes Roberto Dinale und den Meteorologen, die Bezirkseinsatzzentralen in Meran, Vilpian und Neumarkt zu schließen. Die Bezirkseinsatzzentrale Brixen bleibt offen.

Bei "Florian 5" treffen weiterhin Schadensmeldungen ein: Um 20.00 Uhr etwa meldet die Feuerwehr Mühlbach, dass der Bach durchs Dorf rinnt und ein Haus und vier Personen verschüttet. Nördlich von Klausen bricht auf einer Länge von drei Metern der Damm, bedroht ist das gesamte Stadtgebiet von Klausen auf der orografisch linken Seite des Eisack, eine Evakuierung der Häuser in der ersten Reihe wird - fiktiv - in die Wege geleitet.

Um 20.30 Uhr sinken die Pegelstände unter die Vorwarnstufe, die Niederschläge sind rückläufig. Die Bewertungsgruppe teilt mit, dass die Vorwarnstufe beendet wird. In der Hochwasserzentrale wird ein Stromausfall getestet, die Notstromversorgung funktioniert einwandfrei.

Nach einer Videokonferenz mit dem Landeswarnzentrum wird die Aufmerksamkeitsstufe Zivilschutz aufgehoben. Die Hochwasserübung endet um 22.00 Uhr.

"Die beeindruckende Leistung", resümiert Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler, "hat gezeigt, dass auch große Probleme zu bewältigen sind."

Während der Übung wurde in Leifers aufgrund eines Bedienungsfehlers anstelle des Zivilschutzalarms Feueralarm ausgelöst. Der Zivilschutz wird das System anpassen, damit das Problem in Zukunft - vor allem bei realen Notfallsituationen - nicht mehr auftreten kann.

Der Landeszivilschutz erinnert daran, dass der Zivilschutzalarm ein eine Minute dauernder auf- und abschwellender Heulten ist. Damit wird die Bevölkerung aufgerufen, sich beim Ertönen des Alarms in die Häuser zu begeben, Fenster und Türen zu schließen und Radio oder Fernseher einzuschalten, um weitere Informationen zu erhalten.

LPA

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