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Landesregierung zu Flüchtlingsaufnahme: Nicht aus Verantwortung stehlen

"Südtirol wird sich angesichts der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer nicht aus der Verantwortung stehlen, sondern weitere Zeichen der Solidarität und Menschlichkeit setzen", erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Sitzung der Landesregierung über die Strategie des Landes bei der Flüchtlingsunterbringung mit Unterstützung der Gemeinden.

Flüchtlinge
"Derzeit beherbergt Südtirol etwa 420 Flüchtlinge", informierte Landeshauptmann Arno Kompatscher nach der Sitzung der Landesregierung. Angesichts der erneuten Flüchtlingsdramen im Mittelmeer sei Südtirol jedoch dazu verpflichtet, weitere Menschen aufzunehmen und im Sinne der Solidarität und der Menschenwürde eine Hilfestellung zu geben. Die Aufteilung der Flüchtlinge durch den Staat erfolgt dabei grundsätzlich nach dem Bevölkerungsschlüssel, wobei Südtirol 0,9 Prozent der staatlichen Bevölkerung stellt und den entsprechenden Anteil der von Italien aufgenommenen Flüchtlinge zugewiesen bekommt.

In Südtirol sind derzeit vier Einrichtungen aktiv: drei in Bozen (Gorio-Kaserne am Bozner Boden, Schwefelbad und das Arbeiterwohnheim in Haslach) und eine in Meran (Arnika-Gebäude). Eine weitere Aufnahmeeinrichtung ist für Wiesen geplant, wobei mehrere Kriterien für die Auswahl dieses Standortes ausschlaggebend waren: Die Immobilie muss möglichst in Landesbesitz oder öffentlichem Besitz sein, an einem gut angebundenen Standort liegen, in möglichst guten Zustand sein und keine größere Anpassungsarbeiten erfordern und eine bestimmte Größe haben. "Bei der heutigen Sitzung hat die Landesregierung beschlossen, gemeinsam mit den Gemeinden zu eruieren, welche öffentlichen Infrastrukturen für die Unterbringung weiterer Flüchtlinge geeignet wären", sagte Landeshauptmann Kompatscher im Hinblick auf den nicht abreißenden Flüchtlingsstrom und die dramatischen Lebensgeschichten der Menschen, die unter menschenunwürdigen Bedingungen aus ihrer Heimat flüchten müssen.

Eines der Länder, aus denen die Menschen flüchten müssen und in denen das Land Südtirol hilft, ist Syrien. Seit vier Jahren herrschen in Syrien Krieg und Terror. Von einer Gesamtbevölkerung von 18 Millionen Menschen sind ca. 7,6 Millionen Binnenflüchtlinge.

Um Mädchen in der Stadt Aleppo trotz allem einen Schulbesuch zu ermöglichen, hat das Land Südtirol zwei Notstandsprojekte in Nordsyrien beschlossen. Geplant ist die Errichtung eines Fertigbaus, in dem eine Mädchenschule Raum finden soll. Parallel dazu sollen Lehrpersonen fortgebildet werden, um Notstandsituationen und etwaige Traumata zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Zu diesem Zweck stellt das Land Südtirol 25.000 Euro zur Verfügung. Mit weiteren 20.000 Euro sollen bedürftige Familien in der Region mit Lebensmitteln versorgt werden.

In den vergangenen  drei Jahren wurden bereits mehrere Projekte zu Gunsten syrischer Flüchtlinge  erfolgreich durchgeführt: Zwei Projekte in der Provinz Idlib in Syrien, zur Einrichtung von zwei Tagesstätten für Kinder und Frauen, medizinische Betreuung und Verteilung von Lebensmitteln für Notdürftige für die Bevölkerung der Provinz, wurden mit einem Beitrag von 90.000 Euro unterstützt und kürzlich erfolgreich abgeschlossen.

Zwei weitere Notstandsprojekte wurden in Libanon und in Jordanien mit einem Beitrag von 100.000 Euro unterstützt und zwar zu Gunsten der syrisch-palästinensischen Flüchtlinge im Flüchtlingslager Wavel im Beqaa-Tal im Libanon und für syrische Familien die nach Jordanien geflüchtet waren. In beiden Projekten wurde die Verteilung von Lebensmittel- und Hygieneartikel gewährleistet sowie der Ankauf von Babynahrung.

LPA

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