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Masterplan Wasserstoff: Mobilität und Energie nachhaltig entwickeln

Über nachhaltige Entwicklung von Energiewirtschaft und Mobilität über Innovation selbst bestimmen und dazu lokale Ressourcen nutzen will die Landesregierung mit dem genehmigten Masterplan Wasserstoff.

Mit dem Masterplan Wasserstoff in Zukunft und Lebensqualität für Südtirol investieren, wollen LR Vettorato, LR Alfreider, LH Kompatscher, H2-Team-Leiter Mölgg und Dieter Theiner vom Wasserstoffzentrum IIT (Foto: LPA/Roman Clara)

Um Chancen und Potentiale Südtirols in der Wasserstofftechnologie aufzuzeigen und einen Umsetzungsplan zu erstellen, hat das H2-Team mit Mobilitätsressort, Umweltressort, dem Wasserstoffzentrum IIT, der Brennerautobahngesellschaft A22, der Energiegesellschaft Alperia und der Europäischen Akademie Eurac im vergangenen halben Jahr zusammengearbeitet. Nun liegt der "Wasserstoff Masterplan" vor. Er soll nicht nur helfen, die Klimaziele zu erreichen, sondern Südtirols Energiewirtschaft und Mobilität nachhaltig zu gestalten und regionale Wertschöpfung zu stärken, und zwar durch Investition in Innovation. Die Landesregierung hat die Wasserstoff-Mission am vergangenen Dienstag (12. Mai) genehmigt. Landeshauptmann Arno Kompatscher, Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, Umweltlandesrat Giuliano Vettorato und der Leiter des H2-Teams Peter Mölgg haben den ressortübergreifenden Plan heute (14. Mai) via Videopressekonferenz vorgestellt. Hier der Link zum Video.

Mobilität, Energie und Innovation sinnvoll verbinden und Geld im Land halten

"Gerade die Herausforderungen rund um das Coronavirus haben gezeigt, wie wichtig Gesundheit und starke regionale Wirtschaftskreisläufe sind. Deshalb setzen wir beim Neustart auf Innovation, Nachhaltigkeit und auf die kluge Nutzung lokaler Ressourcen", betonte Landeshauptmann Kompatscher. Dank Innovation und Umsetzung konkreter Projekte, wie zum Beispiel der Nutzung von Wasserstoffbussen, habe das Wasserstoffzentrum Bozen Südtirol IIT zum Vorreiter der Wasserstoff-Technologie gemacht. "Wir stehen jetzt vor dem nächsten großen Schritt: Über Wasserstoff wird es gelingen, Mobilität, Energie und Innovation sinnvoll zu verbinden und somit von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu werden. Gleichzeitig können Gelder, die sonst in erdölexportierende Länder fließen würden, im lokalen Wirtschaftskreislauf bleiben", unterstreicht Kompatscher.

Mit Wasserstoff emissionsfreie Elektromobilität unterstützen

Mobilitätslandesrat Alfreider verwies darauf, dass in Südtirol über 40 Prozent des Kohlendioxidausstoßes auf den Straßenverkehr zurückgehe. "Wir müssen mit fossilen Brennstoffen betriebenen Verkehr vermeiden, auf der Brennerachse Güterverkehr in den Brennerbasistunnel verlagern, sowie die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und des Fahrrads fördern. Aber wir müssen auch eine vielseitige Infrastruktur schaffen, dass wir die Potenziale der emissionsfreien Elektromobilität voll nutzen können. Und dafür brauchen wir auch Wasserstoff als Energieträger, um eine nachhaltige Mobilität zu unterstützen", betonte Alfreider. Als weiteres vorrangiges Ziel nannte Alfreider den Umbau des Brennerkorridors zu einem "green corridor", also einem umweltfreundlichen Verkehrsweg mit Wasserstofftankstellen entlang der gesamten Strecke. "Zudem wollen wir die Busse im Personennahverkehr schrittweise auf umweltschonende Antriebe umstellen, wobei Wasserstoff ideal ist, wenn er aus nachhaltig gewonnenem Strom erzeugt wird", sagte Alfreider. Südtirol setze damit zudem einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung der "Clean-Vehicle"-Richtlinie der EU, die Mindeststandards für die öffentliche Beschaffung umweltverträglicher und energieeffizienter Straßenfahrzeuge vorsieht.

CO2-Ausstoß um circa 45 Prozent verringern

Laut Umweltlandesrat Vettorato verbessert der Wasserstoff Masterplan den CO2-Fußabdruck in Südtirol wesentlich. "Bis 2030 können wir so Importe von fossilen Brennstoffen im Wert von rund 550 Millionen Euro pro Jahr mindern und dadurch den CO2-Ausstoß um circa 45 Prozent reduzieren", rechnete Vettorato vor. Insgesamt trage der Plan wesentlich dazu bei, die Klimaziele zu erreichen. "Die Umsetzung des Wasserstoff Masterplanes für Südtirol ist ein erheblicher Beitrag zum Schutz unseres Klimas, der Menschen und der Natur in Südtirol", hob Vettorato hervor.

Synergien nutzen und viele Partner einbinden

H2-Beauftragter Mölgg sieht für Südtirol die Chance, im größeren Stil Energiewirtschaft und Mobilität selbst zu bestimmen, da die Energie, die im Land verbraucht werde, Südtirol auch selbst produzieren würde. "Wir müssen einen Weg finden, dies wirtschaftlich und nachhaltig zu tun", fordert Mölgg. Das H2-Team hat laut Mölgg klar Synergien zwischen Energiewirtschaft und Mobilität und die in diesem Zusammenhang verbesserte Wertschöpfung ausgemacht. "Im H2-Team haben wir interdisziplinär diese Synergien und den daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Nutzen errechnet", berichtet der Team-Leiter. Dabei stellt der Masterplan laut Mölgg das realistisch Machbare dar. "Für die Umsetzung braucht es die Einbindung zahlreicher Partner auch aus der Privatwirtschaft", hob Mölgg hervor.

Gemeinsame Wasserstoff-Strategie der Euregio

Sowohl Kompatscher als auch Alfreider unterstrichen, dass sich Südtirol für eine Teilnahme an den EU-Förderprogrammen für alternative Antriebe, die noch 2020 anlaufen sollen, gut positionieren müsse.

Bei den Calls werde sich die Europaregion gemeinsam positionieren und akkordierte Projekte einreichen, kündigte Kompatscher an. "Alle drei Mitgliedsländer wollen eine gemeinsame Wasserstoff-Strategie umsetzen und grenzüberschreitende Projekte werden von der EU bevorzugt behandelt, weshalb die Chancen gut stehen, eine Unterstützung zu bekommen", sagte Kompatscher.

Finanzvolumen zwei Milliarden Euro

Umgesetzt werden soll der Masterplan Wasserstoff nun schrittweise über die nächsten zehn bis 15 Jahre. Das finanzielle Volumen wurde mit rund zwei Milliarden Euro beziffert. Die Gelder kommen allerdings nicht ausschließlich als zusätzliche Mittel aus dem Landeshaushalt, sondern werden ergänzt durch die Einsparungen beim Kauf fossiler Brennerstoffe, EU-Kofinanzierungen sowie Investitionen von Seiten der Partnerorganisationen.

LPA/san

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