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Genossenschaftswesen: "Gesund mit großen Entwicklungsmöglichkeiten"

LPA - Entwicklung und Unterstützung des Genossenschaftssektors in Südtirol: Landesrat Bizzo hat die vom Europäischen Forschungsinstitut für Genossenschaften und soziales Unternehmertum (European Research Institute on Cooperative and Social Enterprises Euricse) im Auftrag des Landes erstellte Studie heute (18. Juni) vorgestellt.

"Die wichtigste Ressource eines Betriebes", unterstrich der für das Genossenschaftswesen zuständige Landesrat Roberto Bizzo, "ist der Mensch. Zielsetzung dieser Erhebung war die Erstellung eines Gesamtbildes des Genossenschaftssektors auf Landesebene im Hinblick auf Anzahl, Beschäftigung und Wirtschaftsleistung. Es ist eine Herausforderung, eine moderne, wettbewerbsfähige Form der Unternehmen zu gewährleisten."

Euricse-Direktor Carlo Borzaga und sein Mitarbeiter Maurizio Fontanari gaben einen Überblick über die Anzahl der Genossenschaften, die in den vergangenen drei Jahren konstant geblieben ist: Es sind dies 923 Genossenschaften, von denen 804 im Jahr 2010 aktiv waren; dies entspricht 11,3 Prozent der strukturierten Unternehmen. In Südtirol ist mit 1,58 Genossenschaften pro 1.000 Einwohner einer der höchsten Anteile italienweit gegeben; dazu gibt es 321,7 Genossenschaftsmitglieder je 1.000 Einwohner. Die Genossenschaften sind von enormer Bedeutung im Bereich der Landwirtschaft, der Banken und der Dienstleistungen. Die Dimensionen der Genossenschaften sind vorwiegend klein: 65, 1 Prozent der aktiven Genossenschaften zählen nicht mehr als 49 Mitglieder. 84 Prozent der Mitglieder gehören Genossenschaften folgender drei Kategorien an: "andere Genossenschaften" (hierzu zählen die Südtiroler Volksbank und Energiegenossenschaften); Kreditgenossenschaften und landwirtschaftliche Genossenschaften.

Die betriebliche Gesamtleistung im Jahr 2010 belief sich auf 2,7 Milliarden Euro (12,3 Prozent der Produktionsleistung der strukturierten Unternehmen); 70,2 Prozent wird von landwirtschaftlichen Genossenschaften erwirtschaftet. Das investierte Kapital von 2,28 Milliarden Euro entspricht 8,8 Prozent der Kapitalgesellschaften. Gegeben ist auch eine hohe Konzentration: 26 Genossenschaften produzieren 64,5 Prozent der Gesamtleistung. 70 Prozent der Angestellten stehen in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis, 33 Prozent sind jünger als 35 Jahre.

Martin Telser von der Sozialgenossenschaft "independent L." erklärte, die qualitative Untersuchung habe den Ist-Zustand analysiert, um die Potentiale des Sektors der Genossenschaften in Südtirol aufzuzeigen und die Entwicklungsstrategien der Unterstützungsmaßnahmen für Genossenschaften zu definieren.

Als Potentiale nannte Euricse-Direktor Borzaga die sehr gut entwickelten landwirtschaftlichen und die Kreditgenossenschaften; die Wohnbaugenossenschaften und die Konsumgenossenschaften, hob er hervor, seien von großer sozialer Bedeutung. Die Maßnahmen der öffentlichen Hand, schloss er, sollten sich daher vor allem auf die Förderung und Unterstützung dieser Genossenschaften konzentrieren. 80 Prozent der Energiegenossenschaften in ganz Italien, legte er dar, sind in Südtirol angesiedelt. Die Sozialgenossenschaften, geht aus der Studie hervor, sind in Südtirol zwar stark vertreten, aber von geringer Stabilität. Die Arbeitergenossenschaften weisen in einigen Fällen Entwicklungsmöglichkeiten auf. Genügend Entfaltungsmöglichkeiten gibt es noch für Genossenschaftsmodelle in verschiedenen Berufen, etwa im Gesundheits- oder Kulturbereich. Wichtig ist zudem die Vernetzung, etwa durch Konsortien. Aus der Krise heraus führt die Nutzung regionaler Ressourcen, unterstrich Borzaga sowie die Optimierung der vorhandenen Gegebenheiten.

"Das Genossenschaftswesen", zog Landesrat Bizzo abschließend Bilanz, "ist gesund, es stellt zwölf Prozent des Bruttoinlandproduktes und hat wichtige Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft".

mac

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