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Maßnahmen zur besseren Integration von Einwanderern in den Arbeitsmarkt

LPA - Verbesserte Sprachkompetenz und vereinfachte Studientitelanerkennung: Damit fasst Arbeitslandesrat Bizzo die Maßnahmen zu einer besseren Integration von Arbeitsmigranten zusammen. Gemeinsam mit Abteilungsdirektor Sinn und "apollis"-Direktor Atz hat er heute (16. Juli) eine Studie vorgestellt, die ausgehend von einer empirischen Untersuchung ein Bündel von Maßnahmen vorschlägt.

Auf die grundlegende Bedeutung der Sprachkompetenz wies Arbeitslandesrat Roberto Bizzo hin und erklärte zudem, dass die Studientitelanerkennung nicht in die Zuständigkeit der Landesverwaltung falle, eine Vereinfachung hierbei sei nötig. Abteilungsdirektor Helmuth Sinn ging auf die Arbeitsmarktsituation ein: von Jänner bis Juni dieses Jahres sind insgesamt 25.000 ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Südtirol gezählt worden, von denen 2.000 bei einer Familie arbeiten, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von 2,4 Prozent. Dessen Ursache ist vor allem in der Wirtschaftskrise zu finden: So erfolgte im Baugewerbe ein Abbau von 6,4 Prozent, und im verarbeitenden Gewerbe wurden 172 Stellen abgebaut. Der Rückgang, führte Abteilungsdirektor Sinn aus, betrifft mit 3,4 Prozent vor allem Männer, bei Frauen hält er sich mit einem Prozent in Grenzen. Im Jahr 2011 belief sich die Zahl der arbeitslosen Ausländer auf 2.700, 2012 stieg sie auf 3.300 an, im ersten Halbjahr dieses Jahres betraf die Arbeitslosigkeit bereits 4.300 zugewanderte Personen. 42 Prozent der arbeitslosen Ausländer finden innerhalb von drei Monaten Arbeit, nur 17 Prozent sind länger, also mehr als ein Jahr, arbeitslos.

Der wissenschaftliche Leiter des Projektes Hermann Atz vom Institut für Sozialforschung und Demoskopie "apollis" in Bozen unterstrich, dass Ausländer unverzichtbar für den Arbeitsmarkt, aber in Krisenzeiten das schwächste Glied seien. Zentrales Thema der bei fast 700 Ausländern aus Nicht-Eu-Ländern oder aus den neuen EU-Mitgliedsländern durchgeführten Studie sind die Maßnahmenvorschläge. Ziel des nunmehr abgeschlossenen Forschungsprojektes war es, die Kompetenzen der Arbeitsmigranten in Südtirol zu erheben und nach Möglichkeiten zu suchen, wie diese optimal genutzt werden können. Dieser Ansatz folgt der Strategie des dreifachen Vorteils: für die Arbeitnehmenden, für die Arbeitgebenden und für die Aufnahmegesellschaft insgesamt.

Wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin von "apollis" Elena Vanzo bei der Vorstellung der Ergebnisse unterstrich, ist die schulische und berufliche Ausbildung der Arbeitsmigranten sehr hoch (Details finden sich im Anhang), so verfügen etwa 15 Prozent über einen Hochschulabschluss. Was die Kluft zwischen Ausbildung und Tätigkeit betrifft, findet sich im sozio-sanitären Bereich ein höherer Anteil von Personen mit einschlägiger Berufsausbildung. Im Bereich der häuslichen Pflege haben nur 7 Prozent den ausgeübten Beruf erlernt.

Fünf Maßnahmen-Bereiche nannte "apollis"-Direktor Atz: Arbeitsvermittlung, Weiterbildung, Anerkennung von Studientiteln und beruflichen Qualifikationen, Karriereförderung, Koordinierung der Integrationsmaßnahmen. Im Bereich der Arbeitsvermittlung, betonte Atz, könnte die institutionelle Zusammenarbeit verbessert werden, indem Personen etwa gleich bei der Ankunft in die richtige Richtung gelenkt und unterstützt werden. Auch seien Arbeitgeber an ungenutzte ausländische Arbeitskräfte zu erinnern. Was die Sprachkompetenz betrifft, ergänzte Atz, werde diese von den Migranten oft unterschätzt. Viele brechen etwa Sprachkurse ab, sobald sie Arbeit gefunden haben. deshalb könnten neue Modelle entwickelt werden, etwa durch Online-Sprachkurse. Auch bei der Anerkennung der Studientitel sprach sich der "apollis"-Direktor für eine aktive Förderpolitik aus, etwa durch Schaffung einer Stelle, an die sich Migrantinnen und Migranten wegen der Anerkennung ihrer Studientitel werden können. Betriebe sollten sich ein Mentoring-System überlegen.

Das Mitglied des Landeseinwanderungsbeirates Hongling Yang, aus China stammend und seit 21 Jahren in Bozen lebend, schilderte die Hürden bei der Studientitelanerkennung, die sich ihr einer Mauer gleich in den Weg gestellt haben; da, schloss sie, bedürfe es dringend eines Bürokratieabbaus.

Die von der Landesregierung geförderte Studie konnte dank der finanziellen Unterstützung des Europäischen Sozialfonds durchgeführt werden. Der vollständige Maßnahmenkatalog und der zusammenfassende Projektbericht findet sich unter http://www.apollis.it/

mac