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Arbeitsmarkt: Beschäftigung steht still

Am Südtiroler Arbeitsmarkt herrscht Stillstand. Das ist die zentrale Erkenntnis aus den heute (19. Juni) von Landesrätin Martha Stocker vorgelegten Arbeitsmarktdaten. „Durch die Schließung einiger großer Unternehmen sind zwar viele Arbeitsplätze verloren gegangen, diese sind aber durch eine positive Entwicklung in einigen Wirtschaftssektoren kompensiert worden“, so Stocker.

Arbeitsmarktbericht vorgestellt: Helmuth Sinn, Martha Stocker und Stefan Luther. Foto: LPA/ohn.

Der neue Bericht zu den Entwicklungen am Südtiroler Arbeitsmarkt liegt vor. Landesrätin Stocker hat heute gemeinsam mit Helmuth Sinn, Abteilungsdirektor für Arbeit, und Stefan Luther, Leiter der Arbeitsmarktbeobachtungsstelle, die Daten von November 2013 bis April 2014 präsentiert und erklärt, dass künftig alle sechs Monate ein Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird: "Bisher ist der Bericht alle zwei Jahre erschienen, künftig wird er zwei Mal pro Jahr veröffentlicht. Damit wollen wir dieses wichtige Instrument nützen, um auf aktuelle Entwicklungen schnell aufmerksam zu machen und reagieren zu können."

Zentrale Erkenntnis des heute vorgestellten Berichts: Im vergangenen Halbjahr hat es in Südtirol insgesamt kein Beschäftigungswachstum gegeben. Damit bestätigt sich der Trend, der seit Ende 2011 beobachtet wird. Ursache ist vor allem die ungenügende und manchmal sogar negative Entwicklung in vielen Sektoren, die von der anhaltenden Krise in der Bauwirtschaft verschlimmert und nur vom Wachstum in einigen besonderen Dienstleistungssektoren und im Verarbeitenden Gewerbe verbessert wird. Betroffen von dieser Situation sind vor allem die Männer.

So gut wie nicht mehr zugenommen hat die Zahl der beschäftigten Frauen – trotz der Zunahme von Teilzeitbeschäftigten. Diese de facto negative Entwicklung des Arbeitsmarkts schlägt sich auf die Arbeitslosenquote nieder (4,7 Prozent in den vergangenen beiden Trimestern; ein Jahr davor waren es noch 4,6 Prozent), die weniger bei den Frauen (4,4 Prozent), aber besonders bei den Männern (5,0 Prozent), bei den Jugendlichen (12,2 Prozent - Wert 2013) und bei den Nicht-EU-Bürgern (20,6 Prozent - Wert 2013) für Südtiroler Verhältnisse ein hohes Niveau erreicht hat.

In den vergangenen sechs Monaten stieg die unselbständige (abhängige) Beschäftigung nur mehr um +0,1 Prozent gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres. Positiv war die Entwicklung in den Wirtschaftssektoren Landwirtschaft (+6,1 Prozent) und Sozialwesen (+3,4 Prozent). Unzufrieden bzw. kritisch ist hingegen die Veränderung im Gastgewerbe (-0,5 Prozent), in den übrigen privaten Dienstleistungen ohne Handel (+0,5 Prozent) und im Verarbeitenden Gewerbe (+0,6 Prozent), sowie im Bildungswesen (+0,3 Prozent), aber auch im Gesundheitswesen (+0,7 Prozent). Eindeutig negativ war die Entwicklung im Bauwesen (-2,9 Prozent) und im Handel (-1,0 Prozent), sowie in der Öffentlichen Verwaltung (-1,1 Prozent).

Die beachtliche Personalreduzierung bei einigen mittelgroßen Betrieben haben  das Beschäftigungsniveau in ihren Wirtschaftssektoren und in ihren Gebieten im vergangenen Jahr deutlich verändert. Im Burggrafenamt waren dies besonders die Firmen Hoppe und SunEdison-MEMC, im Tauferer Ahrntal hat der Konkurs der ZH General Construction Company im Dezember 125 Arbeitslätze im Bauwesen gekostet, denen weitere im März durch die Zimmerhofer folgten. Im Unterland hat die betriebliche Reorganisation von zwei Unternehmen – bei der Gruppe Würth und bei der Defranceschi für den Verlust von 50 Arbeitsplätzen gesorgt.  Besonders spürbar war die Schließung der Produktionsstätte der Hoppe im Passeiertal. Ende 2013 haben 150 Personen ihre Arbeit verloren. In der selben Gegend, nämlich in Meran, hat die Reorganisation bei der SunEdison-MEMC innerhalb von sechs Monaten zu ca. 60 Entlassungen geführt, wobei ein weiteres Dutzend noch hinzukommen wird.

"Glücklicherweise konnte in denselben Monaten auch ein Beschäftigungszuwachs bei einigen anderen mittel-großen Unternehmen festgestellt werden, die positive Spuren hinterlassen haben. In Bruneck haben zwei Automobilzulieferer – die GKN und die Intercable – einiges an Personal aufgebaut, und zwar um je ca. 50 Personen. Im Süden des Landes hat der Verarbeitungsbetrieb Rizzoli seinen Sitz und seine Produktionsstätte im Jänner von Cavalese nach Truden verlegt und so 70 Arbeiter, die fast alle im Trentino ansässig sind, nach Südtirol versetzt," unterstreicht Landesrätin Stocker.

Den Arbeitsmarktbericht zum Download gibt's im Anhang.

ohn

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