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Tag der Arbeit: Sonn- und Feiertagsarbeit als Sorgenkind

Die Sonn- und Feiertagsarbeit macht auch vor Südtirol nicht halt: Arbeitslandesrätin Stocker weist am Tag der Arbeit auf diese bedenkliche Entwicklung hin.

Mächtige Wirtschaftsinteressen auf der einen Seite, Gefährdung der Sonn- und Feiertagsruhe und Ausnutzung von Angestellten auf der anderen Seite sind die Folgen der kompletten Liberalisierung der Öffnungszeiten im Zuge des Gesetzesdekrets "Salva-Italia" des damaligen Ministerpräsidenten Mario Monti im Jahre 2011. Mit einem Landesgesetz wurde zwar im Rahmen der Zuständigkeiten versucht, die Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen einzudämmen, dieses wurde aber vor dem Verfassungsgericht angefochten und für rechtswidrig erklärt. Auch in Südtirol kämpft man heute noch mit den Auswirkungen dieser Bestimmung, die Diskussion darüber ist und bleibt eine Gratwanderung. "Vertreter der großen Handelsketten bezeichnen den Sonntag zwar als umsatzstärksten Tag. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aber wird durch Sonn- und Feiertagsarbeit zunehmend schwieriger, auch häufen sich die Meldungen von Arbeitsverträgen mit Flexibilitätsklauseln als Bedingung für die Einstellung von Arbeitnehmern", gibt Landesrätin Martha Stocker am Tag der Arbeit zu bedenken. Diese Entwicklung geht sogar so weit, dass einige Großhandelsketten sich weigern, den Kollektivvertrag anzuwenden und in der Folge etwa die Gehaltszulagen für Sonn- und Feiertage nicht ausbezahlen.

Eine Studie des Arbeitsförderungsinstitutes AFI aus dem Jahr 2014 dazu zeigt interessante Ergebnisse: 65 Prozent der Arbeitnehmer würde regelmäßige Arbeit an Sonn- und Feiertagen als Belastung empfinden, derselbe Prozentsatz ist prinzipiell gegen die Sonntagöffnung und kauft demzufolge sonntags auch nicht ein. "Sonn- und Feiertagsarbeit muss demnach die Ausnahme bleiben, nur damit wird der Reduzierung des Menschen auf Arbeits- und Kaufkraft Einhalt geboten", zeigt sich die Landesrätin überzeugt. Sonn- und Feiertage müssten Tage der Begegnung und der Ruhe für Familien bleiben, fernab von Konsum und Erwerbsarbeit.

LPA