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Asylbewerber: "Für eine gute Integration braucht es eine Arbeit"

Die Begleitung in den Arbeitsmarkt ist eine wichtige Voraussetzung für ein selbständiges Leben der Asylbewerber nach ihrer Zeit in den Aufnahmeeinrichtungen.

Die Maßnahmen für die Förderung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Asylbewerbern standen im Mittelpunkt einer Pressekonferenz mit Helmuth Sinn, Martha Stocker und Luca Critelli (v.l.n.r.)am heutigen Freitag.

Bei einer Pressekonferenz am heutigen Freitag (23. September) haben Sozial- und Arbeitslandesrätin Martha Stocker, der Direktor der Landesabteilung Soziales Luca Critelli und der Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn die bisher ergriffenen Südtiroler Maßnahmen für die Förderung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Asylbewerbern vorgestellt. "Für eine gute Integration braucht es eine Arbeit, wo Sprachkompetenzen und berufliche Qualifikationen erweitert werden können", leitete Landesrätin Stocker in das Thema ein. Die Landesrätin betonte dabei, dass im Allgemeinen die Bemühungen des Landes allen Menschen gelten, die sich auf dem Arbeitsmarkt schwer tun. So werde demnächst beispielsweise eine Durchführungsbestimmung zur Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigungen verabschiedet werden.

Arbeit: Voraussetzung für ein selbständiges Leben

Asylbewerber in Italien können laut den rechtlichen Bestimmungen 60 Tage ab Antrag auf internationalen Schutz einer Arbeit nachgehen, sofern sie die sprachlichen Voraussetzungen und beruflichen Qualifikationen für eine Anstellung durch einen Arbeitgeber haben. "Es ist wichtig, dass die Menschen in der Zeit bis zum Abschluss des Asylverfahrens nicht unbeschäftigt bleiben, sondern einer möglichst sinnvollen Tätigkeit nachgehen können", unterstrich Abteilungsdirektor Critelli. In Südtirol leben im Rahmen der vorgesehenen Quote von 0,9 Prozent insgesamt 1.060 vom Staat zugewiesene Asylbewerber. Arbeits- und Wohnmöglichkeiten sind dabei die beiden grundlegenden Voraussetzungen für ein selbständiges Leben nach der Zeit der Asylbewerber in den Aufnahmeeinrichtungen.

Herausforderungen: sprachliche Fähigkeiten und berufliche Qualifikationen

Die große Herausforderung in der Integration von Asylbewerbern in den Arbeitsmarkt sind die niedrigen Fähigkeiten der Menschen bei ihrer Ankunft in Europa. "Wir können davon ausgehen, dass laut den Erfahrungen in Deutschland etwa 70 Prozent keinen formalen Berufsabschluss haben, 5 Prozent über einen betrieblichen/beruflichen Abschluss verfügen und 9 Prozent der Asylbewerber Akademiker sind", erläuterte Abteilungsdirektor Sinn. Realistisches Ziel ist daher wie in Deutschland und Österreich auch in Südtirol eine Beschäftigungsquote von 50 bis 60 Prozent im Zeitraum von fünf Jahren nach ihrer Ankunft.

Freiwillige Tätigkeiten, Praktika und Beschäftigung  

Neben der Aus- und Weiterbildung in den aktuell 18 Südtiroler Aufnahmeeinrichtungen sei es in Sprache, Alphabetisierung, Berufsbildung und Arbeitssicherheit stehen den Asylbewerbern aktuell drei Beschäftigungsmöglichkeiten offen: Bereits vor Ablauf der 60 Tage können auf Basis eines Abkommens zwischen dem Land, dem Regierungskommissariat, den Gemeinden, den Bezirken und den Trägerkörperschaften freiwillige und unentgeltliche Tätigkeiten ausgeübt werden. Aktuell machen etwa 70 Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch. Etwa 50 Asylbewerber hingegen nutzen die Zeit für ein Ausbildungs- und Orientierungspraktikum in der Berufsbildung. In einem Arbeitsverhältnis stehen hingegen mehr als 100 Asylbewerber, "eine Zahl, die – wenn sie sich so weiterentwickelt – durchaus als positiv zu bewerten ist", erklärte Abteilungsdirektor Critelli. Dabei stehen Asylbewerbern laut Abteilungsdirektor Sinn alle Möglichkeiten des Arbeitsmarktes offen, mit Ausnahme der Anstellung mit Wertgutscheinen in der Landwirtschaft.

Arbeitgeber sensibilisieren und Kompetenzen erheben

Laut den Statistiken des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung sind aktuell in Südtirol 106 Asylbewerber beschäftigt, die Hälfte davon aus Afrika und 50 Prozent aus Asien. "Das entspricht etwa 10 Prozent der in Südtirol aufgenommenen Asylbewerber, damit liegen wir prozentmäßig mit anderen Ländern gleichauf", so Sinn. Die meisten konnten dabei eine Beschäftigung im Gastgewerbe (Kochgehilfe, Tellerwäscher, Hilfskraft, Hausmeister, Reinigungskraft) finden. In Zukunft gelte es, die Kompetenzen der Asylbewerber zu erheben, von der Ausbildung über die Qualifikationen und die beruflichen Erfahrungen, den Bedarf an Arbeitskräften in den verschiedenen Sektoren auszumachen, berufsspezifische Sprachkurse anzubieten und nicht zuletzt die Arbeitgeber zu sensibilisieren, damit sie Asylbewerbern eine Chance bieten. In Anlehnung an das gestrige Treffen zwischen den Arbeitslandesräten von Tirol, Südtirol und dem Trentino regte Landesrätin Martha Stocker an, den Kompetenzencheck des Arbeitsmarktservice Tirol und eine mögliche Einführung des Systems in Südtirol genauer zu prüfen.

mp

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