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Arbeitsmarktbericht: Beschäftigungserholung auf der ganzen Linie

Der mehrjährige, flache Trend auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt ist beendet: Dies geht aus dem aktuellen Arbeitsmarktbericht hervor.

Südtirols Arbeitsmarkt ist im grünen Bereich: LRin Stocker bei der heutigen Pressekonferenz

Arbeitslandesrätin Martha Stocker, der Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn und der Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther haben am heutigen Donnerstag (1. Dezember) den aktuellen Südtiroler Arbeitsmarktbericht für das zweite Halbjahr 2016 vorgestellt. Dieser gibt Aufschluss über die Beschäftigungssituation in Südtirol im Zeitraum von Mai bis Oktober. "Südtirol müsste sehr glücklich und zufrieden sein: Im Gegensatz zum Beginn der Amtsperiode können wir heute in nahezu allen Sektoren eine positive Bilanz über die vergangenen sechs Monate ziehen", unterstrich Landesrätin Stocker, die auf einige ausschlaggebende Kennzahlen wie den durchschnittlichen Beschäftigungszuwachs von 2,8 Prozent verwies. Die Landesrätin hob dabei auch die positive Entwicklung bei der Frauenbeschäftigung (+2,8 Prozent bzw. 2.625 Arbeitsplätze) und die insgesamt 60 neuen Arbeitsplätze bei den Autozulieferen im Pustertal hervor.

5.500 neue Arbeitsplätze in Südtirol – Wirtschaftsmotor Gastwirtschaft

"Wir sind in einem absolut grünen Bereich", kommentierte Abteilungsdirektor Sinn die aktuelle Lage auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt. "Solche positive Daten konnten wir seit fast zehn Jahren nicht mehr verzeichnen." Der Beschäftigungszuwachs von 2,8 Prozent bzw. 5.500 neuen Arbeitsplätzen im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr komme dabei den Werten von vor der Krise im Jahr 2008 gleich und betreffe fast alle Sektoren und Untersektoren, Arbeitnehmergruppen und Bezirke – mit Ausnahme der öffentlichen Verwaltung und dem Finanzwesen. Motor der Wirtschaft ist dabei das Gastgewerbe und der Handel mit einem Zuwachs von 7,5 Prozent bzw. 3,9 Prozent. Das Baugewerbe verzeichnet erstmals seit 2007 wiederum eine positive Entwicklung (+2,4 Prozent), sei es im Bereich Bauhandwerk als auch in der Bauindustrie. Von seinem Tief im Jahr 2009 erholt hat sich auch das Verarbeitende Gewerbe: Von den 666 neu beschäftigten Arbeitnehmern sind dabei fast die Hälfte auf nur sechs stark exportorientierte Unternehmen zurückzuführen. Ein starker Anstieg ist mit einem Zuwachs von zehn Prozent auch für die Arbeitnehmer aus anderen italienischen Regionen zu verzeichnen.

Laut Abteilungsdirektor Sinn hat sich im vergangenen halben Jahr die Qualität der Arbeitsplätze verbessert, zumal eine positive Entwicklung bei den unbefristeten Verträgen zu beobachten ist: Dies gründet im Jobs Act und in definitiven Stellenbesetzungen in der öffentlichen Verwaltung (z.B. im Bereich der Schule). Die Arbeitslosenquote ist dabei für den Zeitraum von Januar bis Juni von 4,2 Prozent im Jahr 2015 auf 3,9 Prozent im Jahr 2016 gesunken, die aktuellen ISTAT-Daten sollen in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.

Jugendbeschäftigung steigt – Zuwachsrekord bei Arbeitnehmern 50+

"Die Jugendbeschäftigung war in den vergangenen Jahren stets rückläufig, seit einem Jahr beobachten wir jedoch einen Gegentrend", ging Amtsdirektor Stefan Luther auf die Situation der unselbständig Beschäftigten unter 30 Jahren ein, für die bei einem Bevölkerungszuwachs von einem Prozent ein Beschäftigungsplus von 3,9 Prozent zu verzeichnen ist. "Viele junge Menschen in diesem Alter stecken noch in der Schule oder studieren an der Universität: Deshalb sind für uns auch die Arbeitserfahrungen während der Ausbildung interessant", betonte Luther. Aufgrund einer neuen Regelung für Praktika sei auch dort eine steigende Tendenz zu verzeichnen: Ein Drittel der Jugendlichen unter 20 Jahren haben in den Sommermonaten Erfahrungen in der Arbeitswelt gesammelt.

Für die ältere Generation hingegen schreitet die prognostizierte Veralterung des Arbeitsmarktes mit einer steigenden Geschwindigkeit voran: Dabei verzeichnet der Arbeitsmarktbericht einen neuen Rekordzuwachs: Innerhalb von einem Jahr hat die Zahl der Beschäftigten über 50 Jahren um 4.000 zugenommen, sodass aktuell einer von vier Arbeitnehmern älter als 50 ist.

Ausländerbeschäftigung: Auswirkungen der Einbürgerungen berücksichtigen

Amtsdirektor Luther verwies in seiner Präsentation auch auf die Situation der Ausländerbeschäftigung, die einen Zuwachs von zwei bis drei Prozent verzeichnet. Seit einigen Jahren wird die Entwicklung beobachtet, dass jährlich etwa 1.500 bis 1.700 ausländische Arbeitnehmer die italienische Staatsbürgerschaft erlangen, was sich auf die Statistik auswirkt. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache und einer Bereinigung der Daten ergibt sich ein Zuwachs von 5,8 Prozent. Mit einem Plus von 13 Prozent ist diese Entwicklung besonders bei den ansässigen ehemaligen Ausländern bemerkenswert. "Wir werden in Zukunft weitere Aspekte berücksichtigen müssen: In den nächsten Jahren wird verstärkt die zweite Generation dieser Bevölkerungsschicht in den Arbeitsmarkt eintreten", unterstrich Luther.

mp

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