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Arbeitsmarkt-News berichtet über Beschäftigungshürden für Arbeitslose

Fokus auf die aktive Arbeitsmarktpolitik: Mit 2400 Assessments für Arbeitslose 2022 erreicht Südtirol das EU-Ziel, bleibt aber vor der anspruchsvolleren staatlichen Zielsetzung zurück.

Vor gut einem Jahr hat ein neues Wort Einzug in die Arbeitsmarktpolitik Italiens gehalten: die Garantie der Beschäftigungsfähigkeit "GOL", wobei die Abkürzung für "Garanzia di Occupabilità dei Lavoratori" steht. Italien hat 2022 damit begonnen, den absoluten Vorrang der aktiven Arbeitsmarktpolitik konkret umzusetzen. Südtirol hat bereits 2020 die Weichen entsprechend gestellt. "Mit der Garantie der Beschäftigungsfähigkeit erhält auch Südtirols Arbeitsvermittlung neue Instrumente, darunter eine vertieft durchgeführte Bewertung der Arbeitslosen", führt der Direktor des Arbeitsmarktservice, Stefan Luther, in das neue Themenfeld ein. So haben die Arbeitsvermittlungszentren des Landes von August bis Dezember 2022 genau 2395 sogenannte Assessments durchgeführt, also mit den Arbeitslosen Interviews geführt und erhoben, wo deren Beschäftigungshemmnisse liegen. Diese Zahlen sind der jüngsten Ausgabe von Arbeitsmarkt-News 1/2023 zu entnehmen. 

Was erschwert die Beschäftigung Arbeitsloser?

Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf die Hürden zu, die es Arbeitslosen erschweren, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Sechs von zehn bewerteten Arbeitslosen haben prinzipiell gute Beschäftigungschancen, benötigen aber mehr Vermittlungsdienstleistungen. Das heißt: Arbeitsvermittelnde müssen diese Menschen stärker auf offene Stellen hinweisen, ihre Lebensläufe aktualisieren, sie besser "aktivieren" und sie in manchen Fällen auch in die Betriebe hinbegleiten.

60 Prozent haben gute Beschäftigungschancen

Die zweitgrößte Gruppe ist die der Arbeitslosen, die eine kurze Weiterbildung benötigen, um gut vermittelt werden zu können. Es sind dies etwa ein Fünftel, die entweder einen Sprachkurs, aber auch digitale oder sonstige berufliche Weiterbildung durchlaufen müssten.

Die Gruppe, die intensive Weiterbildung benötigt, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können, umfasst fünf Prozent der bewerteten Arbeitslosen. Dieser Gruppe sind aus unterschiedlichen Gründen neue Berufe zu vermitteln, aber auch umfassende Sprach- und Digitalkenntnisse.

Sehr hohe Hürden für zehn Prozent 

Etwa einer von zehn Arbeitslosen hat Beschäftigungshürden, die sehr hoch sind. Dazu zählen fehlende Vereinbarkeit, gesundheitliche Probleme oder weitere, überwiegend schwerwiegende Beeinträchtigungen. Für diese Gruppe sind intensive Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Sozial- und Gesundheitseinrichtungen notwendig.

"Diese erstmals erhobenen verwaltungsbezogenen Daten bestärken mich in der Annahme, dass Arbeitslose mit geringer Kenntnis der Landessprachen und niedrigen Bildungsabschlüssen recht intensive Bildungsmaßnahmen brauchen, um auf unserem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen", kommentiert Luther. Zudem gäbe es noch die ganze Bandbreite weiterer Vermittlungshemmnisse wie etwa unzureichende Mobilität oder die fehlenden Kenntnisse über die Anforderungen auf dem lokalen Arbeitsmarkt, ergänzt der Direktor des Arbeitsmarktservice.

2023 ein Jahr der arbeitsmarktpolitischen Bewährung

Der für Arbeit zuständige Landesrat Philipp Achammer äußert sich zufrieden, dass die Arbeitsvermittlungszentren das EU-Ziel zwar knapp, aber doch erreicht haben. "2023 wird ein Jahr der arbeitsmarktpolitischen Bewährung sein. Denn nun müssen die Maßnahmen für die Arbeitslosen in verstärktem Ausmaß angeboten werden. Ansonsten besteht die reale Gefahr, dass die bereits zugewiesenen Gelder des staatlichen Aufbauplans (Pnrr) in Südtirol nicht verwendet werden können", erklärt Landesrat Achammer. Der Aufbau einer leistungsfähigen und verzweigten Maßnahmeninfrastruktur für die aktive Arbeitsmarktpolitik, in der lokale öffentliche wie private Akteure stark kooperierten, stelle für Südtirol Neuland dar. "Zudem stellen sowohl unser Arbeitsmarkt als auch unsere Arbeitslosenstruktur besondere Anforderungen: Ziel ist es, dem Arbeitsmarkt ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen und Arbeitslose dauerhaft und passend zu vermitteln. Dies ist in Zeiten von Arbeitskräftemangel ein Gebot der Stunde", gibt der Arbeitslandesrat die Zielrichtung vor. 

Weiterführende Informationen und Schaubilder sowie Informationen zur Beschäftigungsgarantie "GOL" befinden sich im Arbeitsmarkt-News 1/2023 "Das Assessment im Rahmen von GOL – erste Ergebnisse", das auf den Landeswebseiten unter www.provinz.bz.it/arbeit-wirtschaft/arbeit/statistik/arbeitsmarkt-news.asp zu finden ist. 

Das tagesaktuelle Monitoring wichtiger Entwicklungen des Südtiroler Arbeitsmarktes mit Daten zu Beschäftigten, Entlassungen und Kündigungen Tag für Tag gibt es auf den Landeswebseiten unter www.provinz.bz.it/arbeit/daten.


Link zur Originalaussendung mit den eventuellen dazugehörigen Fotos, Videos und Dokumenten

LPA/red/jw