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Arbeitsmarkt: Erwerbstätigenquoten sinken, Ziele bleiben ambitioniert

Trotz pandemiebedingtem Rückschlag können die Ziele der Südtiroler Arbeitsmarktpolitik für 2024 erreicht werden. Stand und Perspektiven zeigt die Arbeitsmarkt-Beobachtungsstelle auf.

Trotz sinkender Erwerbstätigenquoten steht Südtirol im italienweiten Vergleich gut da und behält die ambitionierten arbeitsmarktpolitischen Ziele bei. (Foto: Unsplash)

Eine Erwerbstätigenquote von mindestens 80 Prozent, eine höherer Anteil von erwerbstätigen Frauen (77%), Jugendlichen (42%) und älteren Beschäftigten (70%), eine Arbeitslosenrate von weniger als sechs Prozent und vor allem eine intensivere Beratung von Arbeitsuchenden und Betrieben sowie eine schnellere und nachhaltigere Vermittlung von Arbeitskräften: Diese arbeitsmarktspezifische Zielmarken will Südtirol bis 2024 erreichen. Vorgegeben sind sie in dem sozialpartnerschaftlich ausgearbeiteten und im Vorjahr von der Landesregierung verabschiedeten "Strategiedokument Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-24".

"Angesichts der Entwicklung des Jahres 2020 sind die arbeitsmarktpolitischen Zielsetzungen 2024 durchaus ambitioniert", gibt Landesrat Philipp Achammer zu: "Die Umsetzung ist aber gerade deshalb ein konkreter, dauerhafter und messbarer Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit Südtirols."

Trotz sinkender Quoten gesamtstaatlich Spitzenreiter

Die jüngste Ausgabe des Informationsblatts der Arbeitsmarktbeobachtung "Arbeitsmarkt-News" verdeutlicht, dass sich im Jahr 2020 alle Indikatoren ungünstig entwickelt haben. "Südtirols Arbeitsmarkt hat die positive Entwicklung seit 2015 in nur einem einzigen Jahr verloren", stellt der Direktor der Abteilung Arbeit, Stefan Luther, fest. Dies zeigten die vergangene Woche vom Landesstatistikinstitut ASTAT veröffentlichten Jahreswerte 2020 der Erwerbstätigenquote und der Arbeitslosenquote. "Dennoch", sagt der Abteilungsdirektor, "sind die gesetzten Ziele immer noch erreichbar."

Zielsetzungen bleiben ambitioniert

Südtirol Erwerbstätigenquote (20-64 Jahre) betrug im Vorjahr demnach 77,2 Prozent. Das bedeutet einen Rückgang von zwei Prozentpunkten im Vergleich zu 2019 und eine Rückkehr auf das Niveau der Jahre 2015/16. Um das Mindestzielniveau von 80 Prozent zu erreichen, muss die Zahl der Erwerbstätigen bis 2024 um 2,8 Prozentpunkte zunehmen. Bei den Frauen und den Jugendlichen muss das Wachstum noch deutlich stärker ausfallen: Bei den Frauen der Altersklassen von 20 bis 64 Jahre ist die Erwerbstätigenquote 2020 um fast drei Prozent auf 69,9 Prozent gefallen und entspricht damit dem Niveau von 2015. Für die Zielvorgabe für 2024 von 77 Prozent fehlen 7,1 Prozentpunkte. Das geschlechtsspezifische Beschäftigungsgefälle (die Differenz zwischen der Erwerbstätigenquote der Männer und der Frauen) lag 2020 bei 14,6 Prozentpunkten; im Jahr 2006 erreichte es noch mehr als 20 Prozentpunkte.

Frauen und Jugendliche: Besonderes Wachstum nötig 

Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den Jugendlichen: 2020 betrug die Quote der erwerbstätigen 15- bis 24-Jährigen 36,2 Prozent: ein Minus von zwei Prozentpunkten gegenüber 2019. Für die Zielsetzung für 2024 von 42 Prozent ist somit ein beträchtlicher Zuwachs von 5,8 Prozentpunkten notwendig. Mit diesen Werten würde sich Südtirol den entsprechenden Erwerbstätigkeitsquoten der österreichischen Bundesländer annähern. Die statistisch erhobene Arbeitslosigkeit lag 2020 bei 3,8 Prozent, dies entspricht einer Zunahme um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2019, wobei die Arbeitslosenquote der Frauen bei 4,5 Prozent und die der Männer bei 3,2 Prozent lag. Damit befand sich Südtirol im Vorjahr auf dem Stand des Jahres 2015; in den Jahren 2012 bis 2014 lag die Arbeitslosenquote bei über vier Prozent. 

Vermittlung und Beratung für Arbeitgebende ausbauen

Auch im Bereich der Arbeitsvermittlung fällt die Bilanz des Jahres 2020 negativ aus. Auf jeden Arbeitsvermittelnden kamen 1580 eingetragene Arbeitslose – ein Anstieg um 250 Personen pro Kopf. Vom Zielwert 250 zu betreuende Arbeitsuchende pro Arbeitsvermittelndem ist Südtirol noch weit entfernt.

"Ich halte den Südtiroler Arbeitsmarkt nach wie vor für prinzipiell robust, auch dank der vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen", zeigt sich Landesrat Achammer überzeugt. Jetzt gehe es darum, Arbeitsmarkt und Wirtschaft gemeinsam mit den Sozialpartnern resilient aufzubauen. "Keine Frage", sagt der Landesrat, "das bedeutet Veränderung, in vielen Fällen auch viel rascher als es ohne die dramatische Gesundheitskrise erfolgt wäre. Alle erfolgreichen europäischen Regionen setzen auf die aktive Arbeitsmarktpolitik. Auch mein Ressort arbeitet seit längerem in diese Richtung. Und es ist klar, dass wir den Weg zu einer modernen Arbeitsvermittlung beschreiten müssen, soll der Südtiroler Arbeitsmarkt nachhaltig gestärkt werden."

Die aktuelle Ausgabe von Arbeitsmarkt-News findet sich auf den Landeswebseiten zu Arbeit und Wirtschaft.

LPA/red/jw

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