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Menapace-Preise vergeben: Ein Weckruf für mehr Chancengleichheit
Drei junge Diplomandinnen und Diplomanden werden mit den Förderpreisen des Landes Südtirol und des Landesbeirats für Chancengleichheit ausgezeichnet und geben dem Gleichstellungs-Thema Raum.
BOZEN (LPA). Einen Denkanstoß geben und ein Ansporn für künftiges Handeln sein: Diese Ziele verfolgt der Förderpreis "Lidia Menapace 2025" für wissenschaftliche Arbeiten zur Chancengleichheit, der am 10. Oktober im Innenhof des Palais Widmann in Bozen an drei Studentinnen und Studenten vergeben wurde. Die Prämierung nahmen Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Vertreterinnen der Bewertungskommission des Landesbeirats für Chancengleichheit vor.
Die Themen der ausgewählten Arbeiten sind bunt und reichen von der Tabuisierung der Menstruation bis hin zum Gender-Gap im Frauenfußball und der Sichtbarkeit der Fachkräfte der sozialen Arbeit. Alljährlich werden die Förderpreise anlässlich des Internationalen Mädchentags (11. Oktober) vergeben und sollen auf die weiterhin noch nicht vorhandene Gleichstellung der Geschlechter hinweisen.
"Wir hatten heuer 10 Bewerber und Bewerberinnen, 5 deutscher und 5 italienischer Muttersprache", berichtete Sabine Giunta, die Präsidentin der Bewertungskommission, von der intensiven Auswahlarbeit. Der Preis trägt den Titel der Feministin und Wissenschaftlerin Lidia Menapace und erinnert an diese wichtige Persönlichkeit, die beständig, mit Mut und Vision für eine gerechtere Gesellschaft gekämpft hat.
"Die prämierten Arbeiten zeichnen sich durch ihre methodische Brillanz und ihre kritischen Fragen aus", erklärte Ulrike Oberhammer, die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit. Die Bewusstseinsbildung zur Gleichstellungsthematik sei weiterhin wichtig. So hätten weltweit 132 Millionen 6-17-jährige Mädchen und Frauen keine Grundausbildung, dieser Fakt unterstreiche nach wie vor die Forderung von Lidia Menapace Frauenbildung zu stärken, da Bildung der Schlüssel zum Sprengen von Ketten sei.
Nadia Mazzardis, die Vizepräsidentin des Landesbeirats, mahnte in ihrer Rede an, dass den Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen wenig Vertrauen entgegengebracht werde: "Wenn wir eine gerechtere Gesellschaft anstreben, brauchen wir mehr Feminismus, der sich in gesellschaftlichem Grundvertrauen ausdrückt. Mit der Auszeichnung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben wir heute unterstrichen, dass Vertrauen kein Luxus ist, sondern die Basis einer Zivilgesellschaft", unterstrich Mazzardis.
"Es ist wichtig, dass es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gibt, die sich mit Fragen der Chancengleichheit vertiefend auseinandersetzen. Sie liefern Argumente für die öffentliche Debatte und schaffen ein Bewusstsein für die bestehende Situation der Ungleichheit", erklärte Landeshauptmann Kompatscher im Zuge des Festaktes.
An der Prämierung nahm heuer auch Professorin Laura Valle, die Präsidentin des Beirats für Chancengleichheit der Freien Universität Bozen teil, die den Landesbeirat bei der Bekanntmachung der Möglichkeit, sich um den Förderpreis zu bewerben, unterstützt.
Nach der Laudatio wurden den drei Jungwissenschaftlern Nora Pider aus Brixen, Niccolò Truzzi aus Bozen und Sophie Polig aus Ratschings ihre Preise übergeben. Von Seiten des Landesbeirats erhielten sie jeweils ein Kräutersträußchen überreicht.
Nora Piders Masterarbeit, die an der Universität Wien - Fakultät Gender Studies - entstanden ist, trägt den Titel "Let’s talk about Menstruation - Enteignungsprozesse des Körperwissens und ihre Auswirkungen auf das heutige Verständnis und Empfinden der Menstruation". Der erste Preis ist mit 3000 Euro dotiert. "Ich freue mich und bin geehrt, dass meine wissenschaftliche Arbeit einen Beitrag zu Frauenrechten und Gleichstellung leisten kann", betonte Pider.
Niccolò Truzzi hat hingegen an der Universität Verona (Scienze dei servizi giuridici) studiert. Seine Abschlussarbeit "Il Gender pay gap nel calcio femminile" überzeugte die Jury ebenfalls. "Es ist wichtig, dass das Thema Gleichstellung im Sport konstant Aufmerksamkeit erhält", betonte Truzzi der als erster Mann in der über 20-jährigen Geschichte des Förderpreises ausgezeichnet wurde (2500 Euro). Sophie Polig war mit ihrer Masterarbeit "Soziale Arbeit, die bewegt - Eine qualitative Untersuchung der politischen Praxis von Fachkräften der Sozialen Arbeit im Kontext einer feministischen Frauenbewegung in Südtirol" erfolgreich. Sie hat diese im Rahmen ihres Studiums am Management Center Innsbruck ausgearbeitet. "Ich habe mit sehr engagierten Fachkräften gesprochen, die eine tolle Arbeit im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit leisten und Veränderungen auf gesellschaftspolitischer Ebene erzielen können", freute sich Polig.
pir