Bozen - Bibliothekenzentrum - 2. Phase

Planungswettbewerb Bibliothekenzentrum Ex - Longon Pascoli

Die Wettbewerbsaufgabe besteht darin, ein angemessenes Gebäude für folgende Nutzungen zu entwerfen:

  • zentrale wissenschaftliche Universalbibliothek für Südtirol
  • Mittelpunktsbibliothek für die deutschen und italienischen Bibliotheken der Gemeinden im Einzugsgebiet von Bozen
  • Bibliothek für die Bevölkerung der Stadt Bozen
  • Bildungs- und Kulturzentrum
  • Treffpunkt in der Stadt

Die drei Bibliotheken werden weiterhin autonome Einrichtungen bleiben, sich nach außen hin aber mit einer möglichst einheitlichen Benutzeroberfläche präsentieren. Es werden jährlich rund 400.000 Besucher erwartet.
Die Landesregierung hat mit dem Beschluss Nr. 2088 vom 25.06.2001 Ausgaben von insgesamt 40.284.000 Euro genehmigt.
In der ersten Wettbewerbsphase hat die Bewertungskommission keinen 1. Preis vergeben, sondern 5 Projekte mit dem 2. Preis ausgezeichnet.
Darauf hat die Landesverwaltung eine 2. Phase zur Ermittlung des Siegerprojektes ausgeschrieben.
In der zweiten Wettbewerbsphase wurden die, mit dem 2. Preis ausgezeichneten Architekten aufgefordert, das Projekt den Bewertungen und Anregungen der Kommission entsprechend zu überarbeiten bzw. zu ergänzen.
Nachdem sich in den letzten Monaten gezeigt hat, dass es notwendig war, die Erinnerung an die Geschichte des Ortes im Projekt besser und klarer hervorzuheben, wurden die Teilnehmer aufgefordert, bei der Überarbeitung des Projektes Überlegungen zur Erinnerung an die Geschichte des Ortes einzubeziehen.

Auslober und Verfahren

Auslober
Autonome Provinz Bozen, Südtirol
Abteilung 11 - Hochbau und technischer Dienst
Amt für Bauaufträge
Auslobung am 20.02.2006

Verfahren
2. Phase mit Einladung der fünf mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Teilnehmer

Entschädigung der Wettbewerbsbeiträge

1. Preis
60.000 Euro 
Spesenvergütungen für jeden der weiteren 4 Teilnehmer
10.000 Euro 

Ablauf, Eckdaten und Ergebnis des Wettbewerbs

Am 11. und 12. Juli 2006 hat die Bewertungskommission die Projekte der fünf zur zweiten Wettbewerbsstufe zugelassenen Teilnehmer bewertet. Anhand der nach der ersten Phase festgehaltenen Auflagen und der im Kolloquium vom 19. April 2006 formulierten Empfehlungen hat die Kommission die einzelnen überarbeiteten Projekte unter Berücksichtigung urbanistischer, architektonischer und funktionaler Aspekte begutachtet.
Das Projekt von Dr. Arch. Christoph Mayr Fingerle aus Bozen wurde aufgrund der höheren architektonischen und funktionalen Qualität zum Sieger gekürt.

Spesenvergütung

  • Ludwig Karl, München (D)
  • Sandra Morello - Zoderer / feld72, Wien (A)
  • Architekten Gössler, Berlin (D)
  • Peter Dürschinger, Fürth (D)

Präsentation des Siegesprojektes: 1. PREIS – Dr. Arch. Christoph Mayr Fingerle

Allgemeines

Das Konzept der Bibliothek hat sich in den letzten Jahren auf Grund der Einführung der Datenverarbeitung und vor allem infolge der Verbreitung des Internets nachhaltig verändert. Die Bibliothek ist nicht länger nur ein mehr oder minder "passiver Bücherspeicher", sondern ein aktiver Partner für den Informationssuchenden und insbesondere auch ein sozialer Ort, d.h. ein Platz für die Begegnung von Bürgern jeden Alters und jeden Standes. Waren früher 80% der Bücher im Archiv und nur 20% frei zugänglich so ist es heute umgekehrt. Die moderne Bibliothek bietet neben frei aufgestellten Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsbeständen in ihren Räumen eine Vielzahl von unterschiedlich gestalteten und verschieden verwendbaren Computerarbeitsplätzen. Die Bibliothek ist kurz gesagt ein öffentlicher Raum im besten Sinn des Wortes, in dem sich Menschen und Medien jedweder Art begegnen und die Informationssuche eine von vielen Möglichkeiten unter einem Dach ist.

Entwurfskonzept

Das vorliegende Projekt ist eine Weiterentwicklung des Entwurfs aus der ersten Wettbewerbsphase mit einzelnen schwebenden Kuben und auskragenden Leseplattformen. Bildhafter Bezugspunkt sind Bücherstapel von lose übereinander geschichteten Büchern, die durch unterschiedliche Größe und Position, Vor- und Rücksprünge, geschlossene und offene Volumen eine räumliche Figur bilden. Wie die Bücher mit verschiedenen Inhalten belegt sind, so gibt es auch in unserem Projekt Baukörper mit verschiedenen Inhalten.

Städtebau

In Ergänzung der Platzfolge zwischen Talferbrücke und Mazziniplatz wird vor der Bibliothek ein neuer Platz (Bibliotheksplatz) vorgeschlagen. Dabei soll der Vorplatz eher selbstverständlich wirken in Weiterführung der städtebaulichen Tradition. Für die Longonstraße wird eine verkehrsberuhigte Zone mit Vorrang für Fußgänger und Fahrräder vorgeschlagen. Dadurch wird der Außenbereich an der Ostseite für die Bibliothek besser nutzbar. Das Projekt sieht ein langgestrecktes kompaktes Gebäude vor, das an der Stelle der ehemaligen Schule errichtet wird. Die Einschreibung des Baues in den vormaligen Standort der Schule ermöglicht es, den gesamten Baumbestand zu erhalten, der seinerseits zu einem wichtigen Bestandteil des Projektes wird. Städtebaulich nimmt die Bibliothek im Norden die Höhe der Holzmeistersiedlung auf. Im Süden wird das Haus höher und mit Bezug auf die Gebäudehöhen der Freiheitsstraße. Die Kompaktheit des Gebäudes schafft auch zu den Nachbargebäuden genügend Raum und erlaubt es, deren Wohnqualität zu erhalten.

Erschließung

Das weit auskragende Dachgeschoss lenkt die Aufmerksamkeit auf den darunterliegenden geschützten Eingangsbereich. Durch das Erdgeschoss führt eine Art Passage, die wie ein gedeckter Verbindungsweg von der Frontkämpferstrasse im Süden zur A.- Diaz - Straße im Norden führt und die einen organischen Übergang vom äußeren Straßenleben in das Innere der Bibliothek bildet. Die vertikale Erschließung erfolgt über das zentrale Atrium (ähnlich den Lichthöfen der Bozner Laubenhäuser), das durch die Transparenz und eine differenzierte räumliche Gliederung eine leichte Orientierungsmöglichkeit und eine schnelle Erkennbarkeit der einzelnen Leseplattformen ermöglicht. Die Bibliothek wird so zu einem "öffentlichen Erlebnis- und Ereignisraum".

Auflistung Jurymitglieder

  • Dr. Arch. Josef March (Vorsitzender), Ressortdirektor für Bauten, Bozen
  • Dr. Arch. Roman Delugan, Wien
  • Dr. Arch. Silvano Bassetti, Gemeinde Bozen
  • Dr. Arch. Hans Wolfgang Piller, Architektenkammer BZ, Bozen
  • Dr. Ing. Giorgio Rossi, Ingenieurkammer der Autonomen Provinz Bozen, Meran
  • Prof. Wolfram Henning, Hochschule der Medien, Stuttgart
  • Dr. Arch. Paola Vidulli, Universität von Mailand, Mailand
  • Dipl. Bibl. Verena Pernthaler, Amt für Bibliothekswesen (dt.), Bozen
  • Dr. Ing. Antonio Bacchin, Ressortdirektor der italienischen Kultur, Bozen