Schwarzensteinhütte, St. Johann/Ahrntal

Abbruch und Wiederaufbau der Schwarzensteinhütte in St. Johann/Ahrntal

Eine Schutzhütte ist ein festes Haus oder eine Hütte in ansonsten unbebautem Gebiet, die zum Schutz vor Unwetter sowie als Übernachtungsmöglichkeit und als Stützpunkt dient. Sie wird hauptsächlich für Wanderer und Bergsteiger errichtet.
Die Schwarzensteinhütte ist eine bewirtschaftete Schutzhütte mit derzeitig 50 Schlafplätzen, davon 36 im Lager. Sie liegt derzeit auf 2.923 m Meereshöhe im Ahrntal und ist die höchstgelegene Schutzhütte der Zillertaler Alpen.
Die Sektion Leipzig des DÖAV erbaute im Jahre 1894 die „Schwarzensteinhütte“. Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Hütte vom italienischen Staat militärisch besetzt. 1926 ist sie der CAI–Sektion Vittorio Veneto zugewiesen worden. In den 60er Jahren wurde sie wieder militärisch besetzt und erst 1979 ist die Hütte der CAI–Sektion Bruneck zugewiesen worden.
Sie ist Ausgangspunkt für Hochtouren in die Dreitausenderregion der Zillertaler Alpen.
Der Zustieg zum derzeitigen wie zum zukünftigen Standort ist nicht befahrbar. Derzeit werden die Waren ausschließlich mit dem Hubschrauber ein bis zwei Mal im Sommer transportiert.
Die Schutzhütte befindet sich in einem allgemein schlechten Bauzustand, vor allem statisch-geologische Probleme machen es notwendig, das Gebäude abzubrechen und an neuem Standort neu zu errichten.

Auslober und Verfahren

Auslober
Autonome Provinz Bozen, Südtirol
Abteilung 11 - Hochbau und technischer Dienst
Silvius-Magnago-Platz 10
39100 Bozen

Verfahren
Der Wettbewerb wurde als nicht offener, einstufiger Planungswettbewerb durchgeführt.
Es wurden 8 Teilnehmer geladen. Allein die Qualität des Wettbewerbsentwurfes ist maßgeblich für die Auswahl des Wettbewerbssiegers.

 

Entschädigung der Wettbewerbsbeiträge

Es wurde eine Vergütung für jeden Teilnehmer ausbezahlt, sofern ein bewertbares Projekt abgegeben wurde, zu je 2.500 Euro.

Ablauf, Eckdaten und Ergebnis des Wettbewerbs

Auslobung: 24.11.2011
Abgabe Pläne: 09.04.2012
Preisgerichtssitzungen: 09.05.2012
Teilnehmerzahl: 8

1° Preis
Helmut Stifter, Angelika Bachmann
Mitarbeit: Marco Bucci
2° Preis
Pedevilla Architekten: Armin Pedevilla, Alexander Pedevilla
Mitarbeit: Erika Plank, Martin Mathy
Beratung: Ingenieurteam Bergmeister, Hermann Leitner, Josef Taferner
3° Preis
Christian Schwienbacher
Mitarbeit: Roland Decarli, David Messner
4° Preis
CeZ Calderan Zanovello Architekten: Carlo Calderan, Rinaldo Zanovello
Mitarbeit: Michele Moresco, Gianni Bertoncello, Alfredo Forti, Armin Heinrich Gritsch
Beratung: Norbert Klammsteiner, Oswald Holzner
5° Preis
Ulla Hell - Plasma Studio
Mitarbeit: Peter Pichler, David Preindl, Maya Shopova, Holger Kehne
Beratung: Andreas Erlacher
6° Preis
Comfort Architecten: Michael Mumelter, Marco Micheli
Mitarbeit: Richard Glira
7° Preis
Mitarbeit: Thomas Niederwolfsgruber, Beatrix Engl
Beratung: Ruben Erlacher
8° Preis
Walter Angonese
Mitarbeit: Thomas Tschöll, Andrea Mazzucotelli, Kathrin Hofer, Martin Trebo
Beratung: Mario Monotti (Bonalumi Monotti Ingegneri Consulenti SA), Josef Bauer (Ingenieurbüro Hausladen GmbH)

Auflistung Jurymitglieder

  • Dr. Arch. Josef March, Ressortdirektor für Energie, Umwelt, Bauten und Vermögen
  • Dr. Arch. Jörg Streli, Innsbruck
  • Dr. Arch. Alberto Winterle, Vertreter Architektenkammer
  • Dr. Ing. Bruno Marth, Vertreter Ingenieurkammer
  • Paul Niederbrunner, Bürgermeister und Vertreter der Standortgemeinde
  • Dr. Georg Simeoni, Vertreter des AVS
  • Dr. Ing. Claudio Sartori, Vertreter des CAI

Präsentation des Siegerprojektes

Das Projekt überzeugt mit seinem skulpturalen und innovativen Ansatz. Der Baukörper passt sich den Geländeformen und beeindruckt doch mit einer eigenständigen charaktervollen „felsblockartigen“ Form. Die Aussicht wird zum Thema gemacht und ein breites Fensterband im Erdgeschoss gewährt großzügige Ausblicke in die Umgebung. Im sehr kompakten Baukörper, welcher über den Terrassenbereich erschlossen wird, finden auf 5 Ebenen alle Funktionen ihren Platz. Das Innenleben funktioniert. Die Gesamtgestaltung ist sauber und klar verständlich, der brandschutztechnische Ansatz ist zu vertiefen.

Technischer Bericht

Die Schwarzensteinhütte wird am neuen Standort in einer leichten Einkerbung des Geländes und dem steil abfallenden Terrain folgend als punktförmiger Bauköper vorgeschlagen. Die Nutzungen werden vertikal übereinander geschichtet und lassen eine schmale „Zinne“ entstehen, welche den Bergsteigern in seiner Zeichenhaftigkeit nach allen Himmelsrichtungen eindrucksvoll den Weg zeigt. Der schmale Baukörper lässt den Bauplatz großteils frei und unberührt und gibt in seiner elementaren Geste eine einfache Antwort auf die komplexe Bauaufgabe. Der Landschaftsraum bestimmt zu allen Seiten - innen und außen - das Szenario und lässt die Besucher jederzeit ihre Exponiertheit und die Kraft der Natur an diesem besonderen Ort spüren. Die frei geformten Fassaden sind zurücklehnend oder überhängend gestaltet, so als ob im Laufe der Zeit vom Gletscher oder von Wind und Wetter zurückgedrängt oder geformt. Der turmartige Baukörper vermittelt dem Betrachter von unterschiedlichen Zugangsseiten oder von höher gelegenen Standpunkten und Gipfeln stets wechselnde Eindrücke, wobei die gestalterische Aussage und Erlebbarkeit der neuen Schutzhütte von allen Richtungen eine gleichbleibende Qualität und Faszination bietet. Trotz der Zeichenhaftigkeit lassen Bauform und Materialisierung die Schutzhütte wie eine landschaftliche Unregelmäßigkeit mit dem gewachsenen Gelände verschmelzen.

Man erreicht die Schutzhütte über eine mit Naturstein in Trockenmauerwerk gestaltete Terrasse und betritt diese über einen gedeckten und mit einer Sitzbank ausgestatteten Eingangsbereich. Der großzügige Windfang empfängt die Bergsteiger mit Garderobe und Rucksackfächern und führt die Besucher direkt in den Hauptraum mit Stube, Thekenbereich und Holzofen. Die Stube ist sehr einfach in Holz mit umlaufender Eckbank, großen Tischen und Hockern gestaltet. Der eigentliche „Luxus“ des Raumes ist die Lage und der Ausblick auf den umgebenden Landschafstraum von den Hohen Tauern bis zur Marmolada. Im Untergeschoß sind leicht auffindbar und mit kurzer Distanz der Trockenraum, die W.C. für das Erdgeschoß ( Besucher, Küchenpersonal, Bedienung ) sowie die Nebenräume mit Lagern, Werkstatt und Technik untergebracht.

Die Obergeschoße nehmen mit gleichwertiger Orientierung um 360° die Schlafkojen und die Waschräume mit W.C. auf. Im Dachgeschoß sind mit ähnlicher Anordnung im Grundriss und in sehr privater Art und Weise die Räumlichkeiten für Pächter und Personal vorgesehen. Auf eine Abkoppelung der Waschräume von den Schlafräumen, mittels Begehbarkeit vom Treppenraum aus, wird Wert gelegt. Für das Winterlager zeigt das Projekt eine Lösung mit Integration der entsprechenden 12er Koje im 1. Obergeschoß des Hauptgebäudes mit Außeneinstieg auf. Damit ist für das Winterlager in den Sommermonaten eine bestmögliche Belegung und eine optimale Integration in den restlichen Hüttenbetrieb gesorgt.

Die gesamte vertikale und horizontale Gebäudestruktur ist in vorgefertigter Holzbauweise mit Kreuzlagenholz in Fichte angedacht. Der Innenbereich wird soweit als möglich mit Treppen, Böden, Täfelungen und Untersichten in natürlichem Lärchenholz ausgeführt. Ebenso soll der Großteil des Mobiliars für Stube, Theke, Windfang und Schlafbereiche in natürlich belassenem Holz errichtet werden. Die äußere Hülle des Baukörpers besteht aus glatten und vorpatinierten Kupfer-Verbundblechen mit geschlossenen Fugen. Es sollen generell Materialien zur Anwendung kommen, welche gut vom örtlichen Handwerker ( Zimmermann, Tischler, Spengler usw. ) verarbeitet werden können und für welche zukünftige Wartungs- und Ausbesserungsarbeiten ohne großen Aufwand vor Ort zu bewerkstelligen sind.

Die gesamte nach Südwest geneigte Dachfläche wird einheitlich und flächenbündig mit Kollektoren zur Stromerzeugung und Warmwasseraufbereitung ausgestattet.

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