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Internationale Referenten betonen: "Wir müssen jetzt handeln!"

Bei den Sustainability Days betonte Katja Diehl die Wichtigkeit der Mobilität; Daze Aghaji lud die Jugend ein, Hauptfiguren vom Wandel zu sein. Dramatisch war die Prognose von David Wallace-Wells.

Den ganzen dritten Tag der Sustainability Days in der Messe Bozen beanspruchte heute (8. September) die Jugend für sich. Auf der Bühne stand nämlich unter anderem der ehemalige Pressesprecher der Umweltbewegung "Fridays for Future Italia" Giovanni Mori. Vorgestellt wurde zudem die neu gegründete "Allianz für Lehre und Forschung". Der Landeshauptmann, der Umweltlandesrat und der Mobilitätslandesrat diskutierten mit jungen Aktivisten über die Umsetzung von Nachhaltigkeit. Auf dem Programm standen zudem Reden internationaler Vortragender. 

Katja Diehl: „Warum Mobilität der Schlüssel für eine nachhaltige zukünftige Gesellschaft ist “

Seit über zehn Jahren würden Politiker über die Zukunft der Mobilität diskutieren, während die Zahl der Autos stetig steige und die Emissionen durch den Verkehr weiter zunehmen würden, sagte die Autorin und Unternehmensberaterin Katja Diehl und riet nach dieser Provokation: „Wir müssen riskieren, unbeliebt zu sein, wenn wir die Welt verändern wollen.“ Es gelte, anstelle von Parkplätzen  Orte der Begegnung und Platz für Fahrräder zu schaffen. Diehl forderte mehr Diversität und betonte, dass hierarchische und starre Strukturen in der Politik neue Lösungen verhindern würden. Was Menschen am meisten motivieren würde, aufs Auto zu verzichten, seien: alternative klimafreundliche Transportmittel, Barrierefreiheit, Sicherheit (etwa in Bahnhöfen oder Nachtbussen) und Bezahlbarkeit, zählte Diehl auf.

Daze Aghaji: "Widerstandsfähigkeit ausbauen"

Der Journalist Daze Aghaji hat sich dank der Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion" für die Problematik des Klimawandels begeistert und ist zur Erkenntnis gelangt, dass junge Menschen, die sich zu Recht Sorgen um ihre Zukunft machen, ihre Ängste zum Ausdruck bringen, aber auch zu den Protagonisten des Wandels werden sollten und ihre Resilienz ausbauen müssen.

Giovanni Mori: "Jugend in Zukunftsgestaltung miteinbeziehen"

Der ehemalige Pressesprecher der Umweltbewegung "Fridays for Future Italia" Giovanni Mori seinerseits hat keine Zweifel. Die Analyse der Daten zu den Klimaveränderungen in den vergangenen Jahrzehnten hat für ihn nur eine Bedeutung: "Es muss etwas getan werden - und zwar jetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lösungen vorhanden sind, wir müssen sie nur umsetzen." Diejenigen seien in die Enge zu treiben, die den Wandel umsetzen können, damit sie endlich aktiv werden, sage Mori. Dabei sei es weitaus besser, kollektiv als individuell zu denken. Junge Menschen könnten gemeinsam und geeint einen Wandel herbeiführen. Dies ist der Grundgedanke der "Friday's for Future"-Bewegung.

David Wallace-Wells: "Das Beste aus einem überlasteten Planeten macht"

Der amerikanische Journalist David Wallace-Wells erklärte, dass die Erderwärmung rasant zunehme. In den vergangenen 25 Jahren hätten die Menschen die Erde geschädigt. "Trotz allen Fortschritts und technologischer Innovationen haben wir noch nicht die nötigen Maßnahmen gesetzt, um auch im Entferntesten die Pariser Klimaziele zu erreichen", sagte der Journalist. Wallace sieht eine Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze als nicht realisierbar. "Dieser Sommer hat uns deutlich vor Augen geführt, wie sich die Erderwärmung auf das Klima auswirkt", sagte Wallance-Wells. Extreme Hitzewellen in China und Amerika, Überschwemmungen in Pakistan führten zu zahlreichen Evakuierungen und menschlichem Leid. Prognosen sprechen laut Wallance-Wells von 200 Millionen Klimaflüchtlingen in den kommenden Jahren. Für Wallace steht fest: „Im Zuge des Klimawandels sollten wir nicht nur von Dekarbonisierung sprechen. Es geht darum, nicht nur Dinge zu unterlassen, sondern gewisse Dinge zu tun, indem wir etwa neue Formen der Landwirtschaft finden, mit unseren Wasserressourcen anders umgehen, bei der Städteplanung umdenken. Dekarbonisierung und Anpassung sind die Maßnahmen, mit denen wir den Auswirkungen des Klimawandels entgegentreten können".

Alex Putzer: "Die Rechte der Natur"

Der aus Südtirol stammende UN-Experte für Harmonie mit der Natur und Forscher Alex Putzer sieht das Recht der Natur als den neuen Weg, die Umwelt zu schützen. Es sei ein Menschenrecht, eine gesunde und lebenswerte Umwelt zu haben, und dies könne nur durch die Verbreitung der Rechte der Natur erhalten werden. Die Rechte der Natur würden nicht den Menschen in den Mittelpunkt stellen und seien besonders in ländlichen Regionen präsent, so Putzer.  In diesem Sinne gibt es weltweit mehr als 40 Initiativen. Putzer nannte einige davon: In Ecuador wird die Natur seit 2008 als Element mit Rechtspersönlichkeit betrachtet. 2017 erkannten die Maori in Neuseeland ihren wichtigsten Fluss als Subjekt mit Rechtspersönlichkeit an. Das Mar Menor in Spanien ist das erste Ökosystem mit Rechtspersönlichkeit. Bekannte Initiativen gibt es auch in Südamerika und Neuseeland. Aber auch in Europa befassen sich Forscher mit diesem Konzept. Italien habe in dieser Hinsicht großes Potenzial, so der Forscher. Allerdings müsse man zunächst verstehen, was Naturrechte sind und welche Arten von Natur sie beinhalten, ob es sich um einzelne Tiere, Orte oder ganze Ökosysteme handele. "Schließlich müssen wir sensibilisieren und vorhandene Strukturen optimal nutzen", sagte Putzer.

Chiara Cecchini: "Ernährung als entscheidender Faktor für die Zukunft des Planeten"

Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre sei heute höher als in den vergangenen drei Millionen Jahren, berichtete Chiara Cecchini, Mitglied des Experten-Netzwerks Weltwirtschaftsforum.  Dieses Bild der Umwelt bedürfe keiner weiteren Erklärung, so die erste Botschaft von Cecchini. Die Situation werde sich nicht bessern. Neben vielen anderen Initiativen seien die landwirtschaftlichen Praktiken zu ändern, um zu einem regenerativen Ansatz anstelle eines intensiven Ansatzes zurückzukehren, damit die biologische Vielfalt wirklich erhalten bleibe, foderte Ceccini. Folglich können und müsse sich auch der Umgang mit Lebensmitteln, um vor allem Verschwendung zu verringern und neue Gewohnheiten zu schaffen, wie z. B. dem Verzehr von Lebensmitteln aus Abfällen, der Bevorzugung von pflanzlichen Lebensmitteln anstelle von tierischen Lebensmitteln und schließlich der Unterstützung von Forschungen wie der Umwandlung von CO² in Fette, Proteine und Zucker. Es gibt laut Cecchini kein einheitliches Konzept für die Lebensmittel- und Agrarproduktion, so wie es auch keine einheitliche Lösung für die vielen damit verbundenen Probleme gibt. "Es gilt, über die bereits vorhandenen Lösungen nachzudenken und alle an der Lösung mitwirken zu lassen", sagte Cecchini.


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LPA/red/san