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Förderpreise verleihen Frauen im Wissenschaftsbetrieb Sichtbarkeit

Abschlussarbeiten zu den Themen Resilienz von geflüchteten Frauen, Cybergewalt und die Wahrnehmung von Frauen in der Psychiatrie wurden vom Landesbeirat für Chancengleichheit prämiert.

Der Landesbeirat für Chancengleichheit prämiert alljährlich am oder rund um den Weltmädchentag drei Abschlussarbeiten, die sich mit der Chancengleichheit und Geschlechterfragen auseinandersetzen. Im Rahmen des morgigen Weltmädchentags (11. Oktober) soll weltweit auf vorhandene Benachteiligungen von Mädchen hingewiesen werden. Gleichzeitig soll der Tag dazu beitragen, Mädchen und junge Frauen stärker durch Bildung zu fördern und damit die Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen voranzutreiben. 

In diesem Jahr gehen die Preise an Sabine Tiefenthaler, Chiara Orri und Franziska Cont. Für die Präsidentin des Landesbeirates, Ulrike Oberhammer, wirken die Arbeiten der drei Frauen als Anreiz, die aufgegriffenen Themen nun gemeinsam weiterzuentwickeln: '"Die Arbeiten sind eine große Bereicherung für unsere Arbeit im Beirat, zeigen sie doch auf, was junge Menschen beschäftigt und wo es noch hakt. Es freut mich zudem, dass wir nun auch Abschlussarbeiten von männlichen Forschern erhalten, die damit Interesse am Thema zeigen. Denn Frauenrechte sind Menschenrechte und betreffen damit die ganze Gesellschaft."

Mehr Sichtbarkeit für Frauen(forschung)

"Dank dieser Initiative wird die Frauenforschung aktiv gefördert. Die Arbeiten zeigen Problemstellungen und Lösungen auf", unterstrich Landeshauptmann Arno Kompatscher. Er hofft, dass es gemeinsam gelinge, das Bewusstsein zu verändern. Dazu brauche es Vorgaben für Gremien und gezielte Förderung, eine Änderung der Rollenbilder und vieles mehr. Statistisch gesehen schließen mehr Frauen als Männer ein Studium ab, meist mit den besseren Noten. 

Es besteht vor allem im Wissenschaftsbetrieb eine Unterrepräsentanz, dies habe unter anderem eine Studie der Leopoldina Deutschland festgehalten, informierte Marlene Messner, die Vorsitzende der Bewertungskommission, einleitend: "Es geht darum, Strukturen zu ändern, Frauen zu ermächtigen, ihnen Sichtbarkeit zu verleihen, die Fortschritte zu dokumentieren und Entwicklungen zu prüfen. Gefragt sind vor allem der Wissenschaftsbetrieb selbst und die Politik. Allerdings: Bei der Sichtbarkeit können auch wir mit dem Förderpreis etwas tun." Insgesamt sind in diesem Jahr 13 Arbeiten eingereicht und von der Bewertungskommission besprochen worden. Es sei spannend, lehrreich und interessant, in die Gedankenwelt junger Menschen einzutauchen, hoben auch die Laudatorinnen Judith Steinmayr (für Franziska Cont), Donatella Califano (für Chiara Orri) und Magdalena Janka (für Sabine Tiefenthaler) hervor.

Erster Preis für Arbeit zu weiblicher Resilienz

Das Preisgeld von insgesamt 7500 Euro verteilt sich auf drei Plätze, die 2022 folgendermaßen vergeben wurden: Der dritte Platz geht an die Bruneckerin Franziska Cont, die sich bei ihrer Abschlussarbeit ("Kranke Körper? Themen und Frauenbilder der italienischen Psychiatrieforschung zwischen liberalem und faschistischem Italien") an der Fakultät für Geschichte der Universität Wien mit der Wahrnehmung von Frauen in Italien zur Zeit des Faschismus beschäftigt hat. An der Fakultät Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen hat Chiara Orri aus St. Jakob/Leifers ihre Abschlussarbeit eingereicht. Unter dem Titel "Diffusione non consensuale di immagini e/o video intimi online: analisi e approfondi-mento di una nuova forma di cyber-violenza e confronto con la realtà degli interventi a tutela delle persone colpite" befasst sie sich mit geschlechterspezifischer Gewalt im Internet. An die Brixnerin Sabine Tiefenthaler geht 2022 der erste Preis, verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 Euro. Ebenfalls an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen wurde von ihr die Arbeit mit dem Titel "Picturing Resilience – Eine feministisch ethnographisch-partizipative Studie über Resilienzprozesse von Frauen mit Fluchtbiografien in italienischen Notaufnahmezentren" eingereicht. Es ging ihr dabei um "das Aufzeigen und Durchbrechen von stereotypen Bildern, die gerade bei weiblichen Flüchtlingen oftmals in Gewaltsituationen münden", führte Tiefenthaler bei der Verleihung aus, die auch weiterhin im Bereich der Begleitung von geflüchteten Frauen arbeite. 

Die prämierten Arbeiten liegen im Frauenbüro des Landes auf und können von Interessierten eingesehen werden.


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LPA/ck