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Wildbach: Ingenieurbiologische Arbeiten im Pustertal und Gadertal

Das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost hat auch in diesem Jahr Arbeiten nach der Methode der Ingenieurbiologie durchgeführt, bei der Pflanzen als Erosionsschutz eingesetzt werden.

"Seit über 20 Jahren werden im Pustertal und im Gadertal ingenieurwissenschaftliche Arbeiten unter der Leitung von Caterina Ghiraldo vom Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost durchgeführt, mit einer kleinen, aber motivierten Gruppe von Wildbacharbeitern mit Vorarbeiter Heinz Baumgartner", fasst der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo zusammen: Die Ingenieurbiologie ist eine Form der Bautechnik, bei der lebende Pflanzen oder Pflanzenteile zum Erosionsschutz von Böschungen oder Ufern eingesetzt werden.

Stabilisierung von Hängen mit minimalinvasiven Techniken

"Ingenieurbiologische Maßnahmen“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, "sind im Gegensatz zur Sicherung durch die Errichtung von Schutzbauwerken aus Beton geringfügig. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass auch behutsame Eingriffe auf kleinen Flächen und mit den minimalinvasiven Techniken der ingenieurwissenschaftlichen Arbeiten zur Stabilisierung von Hängen beitragen, die ansonsten die Ursache für weitläufige und schwer zu kontrollierende Ereignisse mit großen Mengen an Geschiebe wären."

Ökologische Aufwertung der Flussläufe

Die Arbeiten zur ökologischen Aufwertung des Mittellaufs der Gader in den Gemeinden Abtei und Wengen wurden im Frühjahr abgeschlossen, berichtet Projektantin und Bauleiterin Ghiraldo: Dabei wurden Weiden zur Stabilisierung jener Ufer gepflanzt, die infolge des Sturmtiefs Vaia stark von Seitenerosionen betroffen waren. Dank ihrer großen Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung, gewährleisten Weiden sowohl die Stabilisierung der Ufer als auch die ökologische Aufwertung entlang des Bachlaufs.

Die Arbeiten dieses Jahres bilden den Abschluss einer Reihe ähnlicher Maßnahmen, mit denen die Wildbachverbauung im Jahr 2020 begonnen hatte und die an beiden Ufern der Gader oberhalb von Pederoa auf einer Länge von etwa 400 Metern umgesetzt wurden. Um die Arbeiten abzuschließen, wurde das Flussbett durch das Einsetzen von Ästen und die Positionierung von Zyklopensteinen zur Schaffung von Bereichen mit unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten zugunsten der Fischfauna und die Verankerung von Baumstümpfen zur Schaffung neuer ökologischer Nischen aufgewertet. Einen ähnlichen Eingriff hat der Bautrupp auch an der Gader flussabwärts der Pizzeria Trafoi durchgeführt.

Ebenfalls mit ingenieurwissenschaftlichen Arbeiten wurde die Stabilisierung eines Erdrutsches auf der linken orographischen Seite des Litschbaches in der Gemeinde Percha oberhalb der Handwerkerzone abgeschlossen. Dabei umfassten die Stabilisierungsarbeiten die Anlage von Terrassen im Fischgrätenmuster und das Einsetzen von Weidenstecklingen und Wurzelstöcken. Eine ähnliche Maßnahme haben die Wildbachverbauer in der Gemeinde Wengen am Costamesanabach orografisch rechts der Gader umgesetzt.

Während des Sommers hat die Gruppe die Pflegearbeiten an hochgelegenen Begrünungsflächen wie auf dem Pfannhorn und auf dem Sarl in der Gemeinde Toblach fortgesetzt.

Der Bautrupp führt weiterhin geplante und strukturierte Landschaftspflegearbeiten durch, die je nach Jahreszeit unterschiedlich ausfallen, erklärt Caterina Ghiraldo: Das Baumaterial besteht fast ausschließlich aus Pflanzen oder Teilen davon, etwa Weidenschnittgut, das bei der Pflege der Ufervegetation im Herbst oder im Frühjahr geschnitten wird. Hier bietet also die für den Hochwasserschutz wichtige Uferpflege die Möglichkeit, andere Bäche mit Baumstämmen, Wurzelstöcken oder Steinen zu revitalisieren.

Erhalt der biologischen Vielfalt der Ökosysteme entlang der Wasserläufe

"Es sind Arbeiten, die viel Leidenschaft und Geduld erfordern, sowohl von denen, die sie planen, als auch von denen, die sie ausführen. Sie müssen auch den Zeitrahmen der Natur respektieren, denn das Baumaterial ist lebendiges Material", unterstreicht Bauleiterin Ghiraldo: "Ingenieurbiologische Arbeiten sind natürlich nicht die Lösung für alle Probleme der Bodenstabilisierung. Aber der Einsatz solcher Techniken hat sicherlich positive Ergebnisse in Gebieten erbracht, in denen es wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen wäre, mit klassischen Techniken zu intervenieren. Ein Beispiel in diesem Sinne ist die oberflächliche Stabilisierung der Rutschung Altin in Abtei.“

Dank des Einsatzes der Wildbacharbeiter werden allein im Pustertal jedes Jahr durchschnittlich 20.000 Setzlinge gepflanzt. Dabei handelt es sich um Baum- und Strauchgewächse verschiedener Pflanzenarten, die ausschließlich autochthonen Ursprungs sind, da sie im Pflanzgarten in Prad am Stilfserjoch und in Prettau gezüchtet und aufgezogen werden. Diese Arbeiten sind daher auch aus ökologischer Sicht von grundlegender Bedeutung für Südtirol, da sie die biologische Vielfalt der Ökosysteme entlang der Wasserläufe nachhaltig sichern.

Der am 16. Juli dieses Jahres verstorbene Florin Florineth hatte in den 1980er-Jahren den Ingenieurbiologischen Dienst beim damaligen Sonderbetrieb für Bodenschutz, Wildbach- und Lawinenverbauung aufgebaut. "Aber auch heute noch finden wir in dieser kleinen Gruppe die gleiche Professionalität und Motivation von Florineth. Ein gutes Beispiel, das es unbedingt auch in Zukunft fortzusetzen und zu erhalten gilt", unterstreicht Caterina Ghiraldo.


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LPA/mac