Die Schwierigkeiten beim Erlernen einer Fremdsprache für Menschen mit besonderen Bildungsbedürfnissen

Menschen mit besonderen Bildungsbedürfnissen können Schwierigkeiten beim Erlernen einer Fremd- oder Zweitsprache und generell bei allen Lernprozessen haben, und zwar aufgrund von Faktoren auf emotionaler Ebene, wie z. B.

  • geringes Selbstwertgefühl
  • Unsicherheitsgefühl
  • das Gefühl, nicht fähig oder der Aufgabe nicht gewachsen zu sein
  • sich fremd oder anders als andere fühlen
  • das Gefühl, wenig Verantwortung für das eigene Lernen zu tragen
  • das Gefühl, dass ihnen nicht zugehört oder geholfen wird.


Neben emotionalen Faktoren können auch kognitive und sprachliche Aspekte sowie der Kontext, in dem das Lernen stattfindet, Hindernisse beim Sprachenlernen darstellen. Legastheniker:innen haben z. B. Schwierigkeiten, das Gelesene vollständig zu verstehen, weil sie die Wörter nicht entziffern und gleichzeitig einen Sinn darin erkennen können; sie setzen beim Lesen alle kognitiven Energien für die Decodierung von Texten ein und ermüden daher schon nach kurzer Zeit; neue Wörter oder ein spezifisches Vokabular können Schwierigkeiten bereiten, und sie vergessen leicht, was sie gerade gelesen oder gelernt haben; sie können beim Lernen abgelenkt oder unkonzentriert wirken.

Nachfolgend finden Sie einige Erklärungen dazu, was in der Regel mit einer Person mit Lernschwäche passiert, wenn sie eine Sprache lernt, aus dem Vademecum über den Sprachunterricht für Jugendliche mit spezifischen Lernstörungen des Dienstes für Inklusion und Schulberatung - Direktion für Bildung und Ausbildung der Provinz Bozen (2021)*:

Welche sind die emotionalen Barrieren, denen Jugendliche mit Lernschwäche in der Schule begegnen können?

Jugendliche mit Lernschwäche sind oft demotiviert, weil sie bei bestimmten schulischen Aktivitäten, die mit ihrer Störung zusammenhängen, Frustration erleben (z. B. lautes Lesen, Abschreiben von der Tafel, Schreiben nach Diktat, Notizen machen). Diese Aktivitäten erzeugen eine Art Sprachangst, die auf einen Kurzschluss zwischen ihrer Störung und den übermäßigen schulischen Anforderungen zurückzuführen ist.

Auf welche kognitiven Barrieren stoßen die Lernenden mit Lernschwäche

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Schüler:innen mit DAS bei Tests zur Sprachlernfähigkeit, die die Fähigkeit zur phonetischen Kodierung, grammatikalische Sensibilität, Gedächtnisleistung und induktive Fähigkeiten messen, schlechter abschneiden. Der Kontext spielt jedoch eine wesentliche Rolle: Die Schwierigkeiten in der Muttersprache werden beim Erlernen einer Fremdsprache noch verstärkt, da der Kontext ein völlig anderer ist und andere Variablen ins Spiel kommen (Methode, Beziehung zu Gleichaltrigen, Art der angebotenen Aktivitäten usw.).

Welche sprachlichen Barrieren können bei Jugendlichen mit Lernschwäche auftreten?

Auf der sprachlichen Ebene können je nach den betroffenen Fähigkeiten Schwierigkeiten auftreten. Die Lernenden haben möglicherweise Schwierigkeiten beim Hörverstehen, Sprechen, Leseverstehen, Schreiben, Wortschatz- und Grammatikerwerb.

Schwierigkeiten beim Zuhören:

Das ist abhängig von einem reduzierten Arbeitsgedächtnis und der Fähigkeit, phonologische Informationen zu verarbeiten. Darüber hinaus hängt die Schwierigkeit mit der Art der Sprache zusammen:

  • „intransparente“ Sprachen wie z. B. Englisch und Französisch und isoakzentuelle Sprachen (d. h. mit einem akzentbasierten Rhythmus) sind komplexer;
  • „transparente“ Sprachen wie z. B. Italienisch und Spanisch und isosyllabische Sprachen (d. h. mit einem auf Silben basierenden Rhythmus) sind einfacher.

Schwierigkeiten beim Sprechen:

Mündliche Interaktion ist eine komplexe Fähigkeit, die sprachliche Kenntnisse und pragmatische Fähigkeiten erfordert. Bei Schülerinnen und Schülern mit Lernschwäche gibt es spezifische Einschränkungen bei exekutiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Planung und Umsetzung.

Schwierigkeiten beim Leseverstehen:

  • begrenzte Sprachkenntnisse (begrenzter Wortschatz und geringe morphologische Kenntnisse);
  • ein eingeschränktes Arbeitsgedächtnis, das es nicht erlaubt, die wichtigsten Informationen zu behalten;
  • unzureichende metakognitive Strategien: Die Betroffenen stellen keine Hypothesen über den Text auf, berücksichtigen keine Hinweise außerhalb des Textes, bleiben stehen, wenn sie einen Begriff nicht verstehen usw.

Schwierigkeiten bei der schriftlichen Produktion

  • Schwierigkeiten bei der phonologischen Verarbeitung, die zu Rechtschreibfehlern führen;
  • vermindertes Arbeitsgedächtnis;
  • eingeschränkte Sprachkenntnisse aufgrund der mit der Störung verbundenen Schwierigkeiten (Probleme beim Auswendiglernen, beim Erwerb von Vokabeln, beim angemessenen Einsatz von metakognitiven Strategien usw.);
  • mögliche Schwierigkeiten bei der motorischen Koordination und Feinmotorik, die manchmal mit Lernschwäche zusammenhängen.

Schwierigkeiten beim Erwerb von Wortschatz und Grammatik:

  • vermindertes Arbeitsgedächtnis;
  • Schwierigkeiten beim abstrakten Denken und bei der Aneignung spezifischer Terminologie;
  • reduzierte metalinguistische Fähigkeiten.

 

*Quelle: Carpanese N., Fianco F., Jiménez M. C. et al (2021) DSA e apprendimento delle lingue, in 'Vademecum Insegnamento delle lingue a studenti con Disturbi Specifici dell'Apprendimento', Bolzano: Servizio Inclusione e consulenza scolastica - Direzione Istruzione e Formazione italiana, Seite 15- 17.