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Trennung und Scheidung: Interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt

Für eine professionelle Begleitung von Trennungs- und Scheidungssituationen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Personen und Stellen erforderlich. Diese als "Cochemer Praxis" bekannte Arbeitsweise stand heute (23.11.) im Mittelpunkt eines Netzwerktreffens mit allen wichtigen Akteuren im Familienbereich.

Vernetzer Austausch über Maßnahmen zu Trennung und Scheidung./Foto LPA rm

In ihren Grußworten unterstrich Landesrätin Deeg das zentrale Anliegen des Familienressorts, sich mit Beziehungen zu beschäftigen und Familien frühzeitig zu stärken, damit Konfliktsituationen vermieden werden können. Dabei sollte das Augenmerk auf die Kinder gelegt werden: "Immerhin sind 500 minderjährige Kinder in Südtirol jährlich von Trennungs- und Scheidungssituationen betroffen, und sie sind mitunter Spielball von konfliktgeladenen Situationen."

Bestätigen konnte dies Elsa Vesco, Präsidentin des Landesgerichtes Bozen, die in den Vorarbeiten zum Handlungsfeld "Trennung und Scheidung" im ressortübergreifenden Projekt "Familie stärken" involviert war. Sie verwies auf das gesetzlich verankerte Recht der Kinder auf Erziehung, Bildung und Begleitung auch noch nach einer Trennung oder Scheidung. Laut Vesco brauche es vorbeugende Maßnahmen, vor allem auch in den Schulen, wo es um das Erlernen von Respekt, die Einhaltung von Regeln, Dialog- und Konfliktfähigkeit gehe - Kompetenzen, die bei Streit in der Familie ausschlaggebend seien. Darüber hinaus brauche es laut Vesco begleitende Maßnahmen in Trennungs- und Scheidungssituationen durch kompetente Stellen wie auch in der Phase nach der Trennung, um die neue familiäre Situation bewältigen zu können.

Vesco begrüßte den Vorschlag zur interdisziplinären Zusammenarbeit aller involvierten Personen und Stellen (Gerichte, Anwälte, Sozialsprengel, Familienberatungsstellen, Schulen usw.) im Falle einer Trennungssituation. Diese Art der Zusammenarbeit ist im Maßnahmenplan der Landesfamilienagentur zum Handlungsfeld "Trennung und Scheidung" vorgesehen. Bewährt hat sich der interdisziplinäre Ansatz in der "Cochemer Praxis", welche mittlerweile in ganz Deutschland anerkannt ist und vom ehemaligen Familienrichter Jürgen Rudolph in der deutschen Stadt Cochem 1992 mitentwickelt wurde. "Durch die Erarbeitung einer ganzheitlichen, interprofessionell stimmigen Vorgehensweise sollen im Interesse der Kinder, die Eltern trotz Trennung in die Lage versetzt werden, wieder miteinander zu sprechen und damit soll auch die Bindung des Kindes zu beiden Eltern gestärkt werden", erklärte Rudolph beim heutigen Netzwerktreffen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde der gesamte Maßnahmenkatalog zum Handlungsfeld "Trennung und Scheidung" im Projekt "Familie stärken" der Landesfamilieagentur vorgestellt (siehe Anlage). Laut Stefan Walder, Direktor der Familienagentur, werden diese Maßnahmen  im nächsten Jahr umgesetzt. Ab 2016 sollen auch die Maßnahmen zum Handlungsfeld  "Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes" definiert werden und danach jene zum Handlungsfeld "Pubertät". Bis Ende 2018 sollen die Maßnahmen des ressortübergreifenden Projektes "Familien stärken" abgeschlossen sein.

rm

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