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Jugend und Arbeitsmarkt: positive Trends bei großen Herausforderungen

Daten zu Berufseinstieg und zu den Erwartungen Jugendlicher nutzen, um die Arbeitsplatz- und Arbeitskräftesuche zu verbessern, darüber haben LR Achammer und Arbeitsmarktservice-Chef Luther informiert.

Der Übergang von der Ausbildung in die Arbeitswelt und die Erwartungen der Jugendlichen an diese standen heute (17. Mai) in Bozen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung des Arbeitsmarktservice mit Landesrat Philipp Achammer. Bildungseinrichtungen, Sozialpartnern und anderen Institutionen erhielten Einblick in den "Datenschatz" des Arbeitsmarktservice. Anhand dieser Daten wurden neue Auswertungsmöglichkeiten und Kooperationen besprochen und vereinbart mit dem Ziel, die Arbeitsplatzsuche von Jugendlichen sowie die Arbeitskräftesuche von Betrieben zu verbessern.

Höchste Jugendbeschäftigungsquote Italiens

"Südtirol hat mit fast 40 Prozent die höchste Jugendbeschäftigungsquote Italiens und mit 3,8 Prozent eine Jugendarbeitslosenquote, die selbst im mitteleuropäischen Vergleich gut abschneidet", leitete Landesrat Philipp Achammer die Informationsveranstaltung ein. Dennoch reichten diese beiden Werte nicht aus, um die Situation der Jugendlichen am Arbeitsmarkt zu beurteilen: Es brauche Informationen über den Übergang von der Ausbildung in die Arbeitswelt, über die Passung zwischen Ausbildung und ausgeübtem Beruf und über die Erfahrungen und Erwartungen der Jugendlichen in und an die Arbeitswelt, sagte der Landesrat.

Arbeitsklima, Berufswunscherfüllung, freies Wochenende wichtig

Der Direktor des Arbeitsmarktservice, Stefan Luther, präsentierte im Anschluss eine Fülle aktueller Daten zu diesen Themen. Rund 16 Prozent der Südtiroler Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren haben sich bereits für einen Beruf entschieden, rund ein Drittel hat sich noch keine Gedanken gemacht; rund die Hälfte hat sich zwar mit dem Thema beschäftigt, aber noch ohne klares Ergebnis. Für die Hälfte der Jugendlichen sind ein gutes Arbeitsklima, die Möglichkeit, den Wunschberuf auszuüben und ein freies Wochenende zur eigenen Verfügung so wichtig, dass sie dafür auch weniger Entlohnung in Kauf nehmen.

Vereinbarkeit und Erreichbarkeit als Schlüsselfaktoren 

"Die Präferenzen der Jugendlichen unterscheiden sich je nach gewählter Schule, Alter und Branche, in der sie bereits Erfahrungen sammeln konnten", erklärte Luther. Dennoch gäbe es einige Aspekte, die allen Jugendlichen wichtig seien: "Insgesamt wünschen sie sich genügend Zeit für ihre Kinder, wenn es so weit ist. Wichtig ist jungen Menschen die Erreichbarkeit des Betriebes mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad, weniger die Nähe zum Wohnort. Unternehmen, die aus Sicht der Jugendlichen attraktiv sein möchten, sollen auf ökologische und soziale Aspekte sowie auf Wahlfreiheit bei der Urlaubsgestaltung achten", sagte der Arbeitsmarktservice-Chef.

Die aktuelle Studie, die in der Informationsschrift der Arbeitsmarktbeobachtungstelle "Arbeitsmarkt News 6/2023" veröffentlicht sind, enthält viele weitere Hinweise: beispielsweise wie viele Jugendliche sich für handwerkliche Tätigkeiten interessieren — etwa ein Drittel — oder wer sich vorstellen kann, im Ausland zu arbeiten — etwa jeder Zehnte. 

Jugendliche gezielt ansprechen

"Diese Erhebung, die wir in Zukunft regelmäßig durchführen werden, enthält wichtige Anregungen", betonte Direktor Luther. "Ein großer Teil der Jugendlichen hat andere Erwartungen an das Arbeitsumfeld, an den Betrieb und an die Tätigkeit als die mittleren und älteren Generationen. Mit einem entscheidenden Unterschied: Es sind zunehmend diese durchaus kostbaren potenziellen Arbeitskräfte, die sich ihren Arbeitsplatz aussuchen können", zog der Direktor des Arbeitsmarktservice praktische Schlussfolgerungen. Jugendliche seien immer weniger als homogene Gruppe zu betrachten, vielmehr bestünden sie aus unterschiedlichen Milieus, die hinsichtlich Berufs-einstieg gezielt angesprochen und mit passenden Instrumenten vermittelt werden müssten. 

Maßnahmen gegen Abwanderung

Für Arbeitslandesrat Philipp Achammer machen die umfangreichen Daten eines deutlich: die Notwendigkeit von noch mehr Transparenz auf dem Arbeitsmarkt. Gerade angesichts der starken Veränderungen sei es unerlässlich, dass die Jugendlichen, aber auch die Schul- und Ausbildungswelt über die tatsächlichen Entwicklungen am Arbeitsmarkt Bescheid wüssten. Der Landesrat sprach offen eine von mehreren Herausforderungen an, und zwar: "Es sind rund 1000 jüngere Menschen unter 30, die Südtirol jährlich verlassen. Dieser Trend hat sich verstärkt, und die Abwanderung betrifft sowohl Akademikerinnen und Akademiker als auch andere Fachkräfte. Das bestärkt uns darin, weitere Maßnahmen zu setzen, damit Südtirol ein attraktiver Arbeitsort bleibt und wo nötig, noch wird", schloss der Landesrat.

Mit den anwesenden Interessensvertretenden und Fachleuten sind vertiefende Analysen unter Nutzung vorhandener Verwaltungsdaten durch das Arbeitsmarktservice sowie eine vertiefte Kooperation zwischen den diversen Einrichtungen ins Auge gefasst. Die Ergebnisse sollen weiteren Informationen zum Thema "Jugendliche und Berufseinstieg" zeitigen.

Arbeitsmarkt-News "Präferenzen und Erwartungen der Jugendlichen im Hinblick auf Arbeit — Umfrage 2022" 

Tagesaktuelles Monitoring wichtiger Entwicklungen des Südtiroler Arbeitsmarktes  


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LPA/red/jw