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Erinnerung, um Bewusstsein zu schaffen: Suljagics Appell

"Bildung, Bewusstseinsbildung und eine Pädagogik der Erinnerung" müssten im Mittelpunkt der Vorbeugung gegen Kriege stehen. Das sagte Emir Suljagic, Direktor der Gedenkstätte Srebrenica, in Bozen.

Heute (24. Mai) empfing Landeshauptmannstellvertreter Giuliano Vettorato den Direktor der Gedenkstätte Srebrenica, den bosnischen Journalisten und Politiker Emir Suljagic, der während des Völkermords als UN-Dolmetscher arbeitete und in der Folge Bildungsminister des Kantons Sarajevo und stellvertretender Verteidigungsminister von Bosnien und Herzegowina war.

Landesrat Vettorato übermittelte den Familien der Opfer und all jenen, die während des Krieges in Bosnien und Herzegowina gelitten haben, seine Verbundenheit, in der Hoffnung, "dass wir aus der Geschichte lernen, dass Gewalt keine Lösung für einen Streit ist und niemals sein kann". Es sei wichtig, sich zu erinnern. "Die Erinnerung ist wichtig, aber nicht, um Rache zu üben, sondern damit die neuen Generationen eine Zukunft im Zeichen des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses aufbauen können. Das bosnische Beispiel dient jedoch vor allem dazu, die Erinnerung zu bewahren und die Erwachsenen der Zukunft zu formen", sagte Vettorato.

Suljagic bedankte sich nicht nur für das Engagement von Arci (Associazione Ricreativa e Culturale Italiana) und den Ländern Trentino und Südtirol, sondern gab auch die Richtung vor, in die es gehen soll: "Bildung, Bewusstseinsbildung, Pädagogik der Erinnerung, sowohl auf schulischer als auch auf akademischer Ebene". Er betonte auch, dass die Zusammenarbeit zwischen Trentino-Südtirol und Bosnien in die richtige Richtung gehe. "Wir können in Zukunft noch besser werden, wenn wir die Zusammenarbeit fortsetzen und ausbauen", sagte Suljagic.

Srebrenica war im Juli 1995 Schauplatz des ersten Völkermordes in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit dem gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens und ist seit vielen Jahren das Ziel von "Last Stop Srebrenica". "Last Stop Srebrenica" ist ein regionales Projekt, das von Arciragazzi und Arci Bozen mit Arci Trentino dank der Unterstützung der Jugendämter der beiden Länder und in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Srebrenica und dem Verein Adopt Srebrenica durchgeführt wird. Es handelt sich um eine in ihrer Art einzigartige Initiative, eine bewährte Praxis auf gesamtstaatlicher Ebene, die es Gruppen von Jugendlichen aus Trentino-Südtirol ermöglicht, jedes Jahr die Orte zu besuchen und sich mit den Ereignissen vertraut zu machen, die Europa vor weniger als dreißig Jahren blutig gemacht haben: Dabei können sie einen direkten Austausch mit den Menschen pflegen, die den Konflikt am eigenen Leib erlebt haben.

Die Auseinandersetzung mit den Geschehnissen in Bosnien-Herzegowina gibt den Teilnehmenden das Rüstzeug, um über aktuelle Themen - Menschenrechte, Nationalismus, Propaganda, Konflikte, Koexistenz – kritisch zu reflektieren. So können Veränderungen in ihren eigenen Gemeinschaften voranbringen.

Zu diesem Thema findet heute Abend um 18.30 Uhr eine Veranstaltung von Arciragazzi Bozen und Arci Bozen im "Pippo.Stage" in Bozen statt. Dabei diskutieren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die in der Gedenkstätte Srebrenica arbeiten, darünber, was es bedeutet, heute in Srebrenica Erinnerung zu schaffen.


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LPA/gm/uli